Die Komponistin und Musikerin Judith Haustein stellt ihre neue CD „The Flood“ mit einem Konzert vor. Die Feuerbacherin hat Gesang und Komposition studiert.

Feuerbach - Sein eigenes Ding zu machen, gegebenenfalls im Ministudio auf ein paar Quadratmeterchen, in einem kreativen Hinterhof im Westen: Judith Haustein ist fast schon durch mit dem Instrumentarium, das sich hier drängt, stapelt, an der Wand hängt. Die Fender etwa, mit der sie mit 14 Jahren in ihrer ersten Band gespielt hatte, die Westerngitarre vom Vater, mit ordentlich Gebrauchsspuren; Zeugin auch des „totalen Verlangens, dieses Instrument zu lernen“. Eine edle Flamenco im offenen Koffer auf dem Boden, dann El Timple von den Kanaren, die jüngste in der Gitarren-Familie hier, Kongas, ein Schlagzeug. Nur für ein Klavier, ihr Basis-Instrument, ist kein Platz. Kein Drama, inzwischen ist eh die Stimme ihr „wichtigstes Instrument“!

 

Dann aber fällt im „Studiole“ ein Bild ins Auge, das dreieinhalb Jahrzehnte überbrückt: die „kleine Judith“ auf einem Hocker im Freien, munter vor sich hin klimpernd und singend, offensichtlich ohne Blick fürs Drumherum, auch nicht für die Kamera. Judith Haustein, Jahrgang 1980, strahlt und lacht: „Ja, ich habe wohl schon damals mein eigenes Ding gemacht!“ Wie nach dem Abi, als die Stuttgarterin zwei Koffer gepackt und trotz entgeisterter Eltern aufgebrochen war nach London, ihrer Stadt der Sehnsucht. 2010 ist sie zurückgekehrt, „weil es meiner Oma sehr schlecht ging“.

Mit vier Jahren Klavierspielen gelernt

Von der Oma, die „das musikalische Oberhaupt“ einer Familie war, in der alle musizieren, hatte sie ab dem vierten Lebensjahr das Klavierspielen gelernt: „Ganz klassisch“. Das klingt wie „in die Wiege gelegt“, wie ein präformierter Weg zur Musik als Profession: „Tatsächlich wollte ich zunächst Psychologie oder Design studieren“, erzählt Haustein. Nach einem ersten London-Abstecher aber, noch vor dem Abi, war sie „infiziert von dieser besonderen Kreativität“. Und nun wollte sie „unbedingt nach England“. Etwas waghalsig sei das gewesen, auch wegen der „ganz anderen finanziellen Dimension“: „Ich habe gejobbt, und ich habe da gut reingepasst. Das war ein guter Vibe! Total international, und ich konnte viel experimentieren.“

Und nicht zuletzt: Sie hatte einen Studienplatz ergattert! Für Gesang und Komposition: „Ich wollte eine professionelle Basis haben.“ In London sei sie dann als Musikerin „auch zur Überlebenskünstlerin“ geworden, habe Jazz gemacht, sei auch „durch die Underground-Szene gegurkt“. Und nicht zuletzt: „viel Straßenmusik!“ Im Grunde die beste Schule: „Denn da musst du, wenn du jemanden erreichen willst, authentisch sein, auf den Punkt hin etwas Echtes transportieren“.

Neue CD heißt „The Flood“

Just diese Erfahrung komme ihr jetzt wieder zugute, für ihr neues Album „The Flood“, das wegen der ausstehenden „Restfinanzierung“ noch nicht fertig ist, nun aber mit großer Band schon mal live vorgestellt wird: „Es ist das Ergebnis eines sehr langen Prozesses der Selbstbesinnung und der Reflexion über diese verrückt gewordene Welt. Es ist sehr persönlich“, sagt Haustein. In Stuttgart unterrichtet sie Gesang, hat sich auch mit Auftragskompositionen etabliert, auch für Werbung und Industriefilme: „Damit der kreative Kanal nicht verstopft, habe ich wieder angefangen frei zu schreiben. Das wurde dann immer mutiger und handfester. Ich wusste: Das muss raus!“

Musikalisch durchschreite sie damit auch ihre eigene Biografie: „Jazz, Indie-Rock, Electronica, musikalisch komplexe Dinge. Und es ist sehr liedhaft, von Björk inspiriert.“ Und von der Natur: „Wald, Meer, Naturgewalten sind Protagonisten, die Klarheit schaffen. Auch in Störgeräuschen.“ Im Einfachen müsse auch „die Tiefe leuchten“. Und das „von Greta und Co. stark gemachte Bewusstsein, dass etwas schief läuft in dieser Welt. Es ist so viel Aggressivität in der Luft! Ich wünsche mir mehr Mitgefühl. Selbstfühlung, Ehrlichkeit, Authentizität“ Klar, was Judith Haustein da wieder macht! Sie lacht: „Mein eigenes Ding!“

Info Judith Haustein präsentiert ihre CD „The Flood“ am Sonntag, 23. Juni, 19 Uhr, im ‚Hallo Emil’, Inselstraße 147, in S-Untertürkheim.