Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg lädt zu den Jüdischen Kulturwochen ein. Im Fokus stehen zwei wichtige Jahrestage, die Einfluss auf das jüdische Selbstverständnis haben.

Stuttgart - Juden in Deutschland und Europa sehen sich durch den zunehmenden Antisemitismus vor größere und vielfältigere Aufgaben gestellt. Die Jüdischen Kulturwochen gehen mit ihrem Motto „Aktuelle Herausforderungen für das europäische Judentum“ auf diese aktuellen Fragen ein. Zwei Ereignisse und Daten sind für die Veranstalter, die neu gebildete Kulturwochenkommission der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), die Richtschnur für Motto und Programm: Vor 70 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Und die Reichspogromnacht, die am 9. November 1938 das dunkelste Kapitel in der Geschichte des europäischen Judentums einleitete, jährt sich zum 80. Mal.

 

Man wolle hinterfragen, welchen Einfluss beide Daten auf das Selbstverständnis jüdischer Menschen haben, erklären IRGW-Vorstandssprecherin Barbara Traub und ihre Kommissionskollegen Susanne Jakubowski und Michael Kashi.

Diese Frage bestimmt auch die Eröffnungsveranstaltung der Kulturwochen am 5. November im 19 Uhr im Rathaus: Diskutieren werden darüber die Rabbinerin Elisa Klapheck, der Publizist Sergey Lagodinsky und die Schriftstellerin Gila Lustiger, die Moderation des Abends übernimmt die TV-Journalistin Esther Schapira.

Lebenswege jüdischer Palästina-Auswanderer aus Osteuropa

Die Bedrohung durch den Antisemitismus und der Staat Israel in Rückblicken auf die Geschichte und aktuellen Betrachtungen auf das Heute stehen im Mittelpunkt des hochkarätigen Programms mit 33 Veranstaltungen und Ausstellungen aus den Bereichen Kultur- und Zeitgeschichte, Literatur, Religion, Theater, Film und Musik.

Eine Ausstellung im Rathaus erinnert an die Gründung Israels, und im Haus der Heimat zeichnet eine weitere Ausstellung die Lebenswege jüdischer Palästina-Auswanderer aus Osteuropa nach. Ein historisches Symposium (8. November um 14.30 Uhr) widmet sich im Haus der Geschichte dem „Sehnsuchtsland und Zufluchtsort – Deutsche Juden und Israel“ mit Rabbiner Joel Berger, dem Historiker Michael Wolffsohn, Christoph Palmer und Thomas Sparr vom Suhrkamp-Verlag.

Den „Alltag im Ausnahmezustand“, so der Titel seines Buches, beleuchtet der langjährige ARD-Korrespondent im Nahen Osten, Richard Chaim Schneider. (13. November, 19 Uhr, Hospitalhof).

Lars Rensmann beleuchtet den israelbezogenen Antisemitismus

Aus Israel kommt auch die Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen, die im Literaturhaus aus ihrem neuen Buch „Die Lügnerin“ liest. (12. November, 19.30 Uhr). Im Zusammenhang damit erinnert eine Soirée an die Tournee des bekannten Tenors Joseph Schmidt 1934 nach Palästina (14. November um 18 Uhr im Haus der Heimat.)

Im Zentrum der Erinnerung an die Pogromnacht vor 80 Jahren steht die Gedenkveranstaltung am Freitag, 9. November, um 13 Uhr, in der Synagoge. Auf den wachsenden Antisemitismus hat die Landesregierung mit der Bestellung eines Antisemitismus-Beauftragten reagiert: Michael Blume spricht im Hospitalhof (6. 11., 19 Uhr) über die Aktualität seine Aufgabe. Der Politikwissenschaftler Lars Rensmann beleuchtet den israelbezogenen Antisemitismus (7. 11. 18 Uhr, im Rathaus).

„Es kommt mehr denn je auf den Dialog und auf das Verständnis für die jüdische Religion und Kultur in besonderer Weise an“, stellt Barbara Traub vor dem Hintergrund dieser besorgniserregenden Entwicklung fest. Und dafür seien die Jüdischen Kulturwochen mit ihren Möglichkeiten der Begegnung und Aufklärung gerade richtig.

Die Kulturwochen sind vom 4. bis 18. November. Den Auftakt bildet der Schuk HaCarmel-Bazar am 4. November von 10 bis 19 Uhr in der Jüdischen Gemeinde, Hospitalstraße. Das Programm steht unter www.irgw.de/kulturwochen, Karten gibt es unter 0711/5 05 40 61 oder per E-Mail an kulturwochen@irgw.de.