Lukas Dinkelaker hat sich zum Abitur sein erstes selbstgebrautes Bier beschert. Für den jüngsten Craft-Brauer der Region ist das erst der Anfang.

Böblingen - In der Schule war das ja früher immer so: Man hatte seine Hobbys, Interessen und Stärken, mit denen man punkten wollte, außerdem wusste irgendwie sowieso jeder, was die Eltern beruflich machten. Es ist anzunehmen, dass Lukas Dinkelaker bei seinen Klassenkameraden leichtes Spiel hatte. Nicht nur ist sein Vater Werner Dinkelaker der Geschäftsführer der Schönbuch-Brauerei in Böblingen, nicht nur ist seine Mutter Kerstin Dinkelaker erfolgreiche Bier-Sommeliere. Nein, der junge Spross der Familie hat kürzlich sein erstes eigenes Bier gebraut – um damit das Abitur würdig zu begehen!

 

Jünger geht nicht

Tja, manche kaufen sich ein schickes Kleid, manche verbringen vor dem Abiball Stunden beim Friseur. Lukas Dinkelaker hat sich und seinen Klassenkameraden gerade rechtzeitig zur Matura ein Craft-Beer gebraut. Für einen, der frisch 18 geworden ist, ist das schon ziemlich cool, immerhin darf er das Gebräu ja selbst zuerst trinken, seit er 16 ist. Macht ihn das zum jüngsten Craft-Brauer Deutschlands? Nicht zwangsläufig, bestimmt gibt es im Bier-Elysium Bayern einen jüngeren. Hier in der Region ist Dinkelaker aber der mit Abstand jüngste. Und coolste.

Unterhält man sich mit dem Junior über all das, entsteht allerdings gar nicht der Eindruck, dass es etwas Besonderes sei. „Ich bin wahrscheinlich nicht anders aufgewachsen als ich es mit jedem anderen Vater wäre“, meint er nach kurzer Überlegung. „Bis auf die Ausnahme, dass man bei Festen dann doch hin und wieder den eigenen Vater auf der Bühne sieht oder im Urlaub die eine oder andere Brauerei besucht.“

Auch das durchaus vorstellbare Bild, der Sohn eines Brauereibesitzers kenne schon im Alter von fünf Jahren den Unterschied zwischen IPA und Pale Ale, trifft im Hause Dinkelaker nur bedingt zu. „In der Kindheit habe ich hin und wieder mal einen Schluck beim Vater probiert“, meint er und grinst: „Natürlich ein Schönbuch.“ Richtig angefangen habe er aber erst mit knapp 16. Durchaus normal also. „Mein Geschmack für Bier musste sich erst entwickeln.“

Flower-Power aus der Flasche

Dass er schon zwei Jahre später mit seinem ersten selbstgebrauten Bier um die Ecke kommt, ist bemerkenswert. Lucky Experience heißt es, ein fruchtiges, sommerliches Bier im Jimi-Hendrix-Look. Ob das auch vom Papa kommt? Dinkelaker schüttelt den Kopf. „Ich bin ein großer Fan von Jimi Hendrix und seiner Musik. Das Motiv habe ich aber meiner Klassenkameradin Luise Gabriel zu verdanken, die es für mich gezeichnet hat.“ Seine Premiere hat das Bier im Böblinger Kraftpaule gefeiert, die Nachfrage ist hoch, aktuell ist es schwer zu bekommen. Kein Wunder, wenn man dem Brauer so zuhört: „Die Basis ist ein süffiges, helles, unfiltriertes Bier, das durch die Kalthopfung mit Citrahopfen ein leicht zitroniges Aroma im Abgang erhält. Meiner Meinung nach ist es somit perfekt für den Sommer, weil es einen leicht erfrischenden Geschmack hat, der direkt zum weitertrinken anregt.“ 

Dosenbier geht auch

Warum der Sohn ausgerechnet in die Fußstapfen des Vaters tritt, ist einem Ferienjob geschuldet. Den absolvierte Lukas Dinkelaker natürlich in der väterlichen Brauerei. „Eines Tages fragte mich der Braumeister, ob ich mal im Kochtopf selbst brauen will. Das habe ich ein paar Mal gemacht, bis ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis war.“ Diesen Moment sieht Dinkelaker rückblickend als episch an, fortan wollte er nicht etwa Gitarrist werden oder sonst etwas studieren - sondern Bier brauen.

Wer jetzt denkt, dass der Sprössling Seite an Seite mit dem routinierten Vater am Braukessel werkelt, liegt allerdings weit daneben. „Mein Vater hat sich gar nicht eingemischt und mich alles selbst machen lassen - von der Idee über den Namen bis hin zum Etikett und sogar den Verkaufsorten.“ Ein elitärer Bier-Schnösel, der angewidert das Gesicht verzieht, wenn man ihm das Bier einer großen Brauerei hinhält, ist Dinkelaker erfreulicherweise nicht – und wird es wohl auch nie sein. „Ich ziehe zwar Schönbuch-Biere vor“, sagt Lukas Dinkelaker familienbewusst, „aber gerade auf Musikfestivals wird es dann doch schwierig, weil man ja meist nur Dosenbier mitnehmen kann.“ Da steige er notgedrungen auch mal auf andere Biere um.