So hat sich Jürgen Drews seinen 75. sicher nicht vorgestellt: Der Schlagersänger, ungekrönter „König von Mallorca“, feiert seinen Geburtstag mit Ramona, zu Hause – in Dülmen-Rorup.

Stuttgart - Jürgen Drews wäre nicht der Sunnyboy Jürgen Drews, wenn er sich durch das Coronavirus die Stimmung verderben ließe. Vor einem blühenden Baum sitzend, setzte er jüngst eine Nachricht an seine Fans ab mit der Botschaft, jetzt möglichst zu Hause zu bleiben. Er selbst nutze die Zeit intensiv, um sein neues Album fertig zu schreiben, sein aktuelles Buch zu Ende zu bringen - und natürlich, um sich um seine fast 30 Jahre jüngere Frau Ramona zu kümmern.

 

Der tatendurstige Drews gehört selbst zur Risikogruppe für das Coronavirus, er wird am Donnerstag 75 Jahre alt. Vor einigen Jahren schien das Alter noch grußlos an ihm vorbei zu ziehen. Doch im Sommer 2018 bangten auf einmal die Fans um ihn: Nach einem Magen-Darm-Infekt drohte ein Darmverschluss, Drews musste operiert werden.

Womöglich war dies ein Weckruf zur rechten Zeit. „Ich denke, Jürgen hat verstanden, dass sein Körper ihm einen Dämpfer verpasst hat“, sagte Ramona Drews damals nach der überstandenen Erkrankung. Spürbar kürzer tritt Drews allerdings nicht. An sich soll er ab dem 1. Mai auf Tour sein, bei Florian Silbereisens „Das große Schlagerfest“. Ob die Tour stattfinden kann, erscheint zumindest fraglich.

Jürgen Drews – der Meister der Selbstvermarktung

Während viele Schlagerstars der 70er Jahre an der Tingeltour mit anderen Altstars oder durch die Einkaufszentren der Republik verzweifelten, scheint Drews das als Teil des gut bezahlten Geschäfts von Anfang an akzeptiert zu haben. In einem seiner jüngeren Lieder singt er: „Ich würd’ absolut nichts ändern, jeder Augenblick genial.“ Was Fassade und was echt ist, weiß Drews wohl nur selbst. Wie kaum ein anderer beherrscht er die Selbstvermarktung.

Drews kam am 2. April 1945 in Berlin zur Welt. In den letzten Kriegstagen ließ der Vater, ein Wehrmachtsarzt, die Familie nach Schleswig bringen, wo Drews aufwuchs. Aus der norddeutschen Provinz wollte er schnell weg - zum Sprungbrett wurde die Musik.

Solokarriere startet mit „Ein Bett im Kornfeld“

Der Durchbruch gelang ihm dabei mit den „Les Humphries Singers“. Von 1971 bis 1976 gehörte Drews zu dem Ensemble - in dieser Zeit entstanden Erfolge wie „Mama Loo“. Mit dem Ende der Gruppe intensivierte Drews seine Solokarriere. 1976 gelang ihm mit „Ein Bett im Kornfeld“ ein Abräumer.

24 Wochen hielt sich „Ein Bett im Kornfeld“ auf Platz eins der Charts. Drews’ damaliger Plattenchef Siggi Loch klagte in seiner Biografie darüber, wie der Sänger sich nach dem Erfolg undankbar gezeigt habe und sich für viel Geld habe abwerben lassen. Dabei fiel von Loch auch der Satz: „Jürgen Drews hat nie wieder einen großen Erfolg gehabt.“

Tatsächlich kam keines der knapp 20 Alben des Sängers in die Top Ten. Bei den Singles dauerte es bis 2009, ehe er mit „Ich bau dir ein Schloss“ noch einmal einen großen Hit hatte. Dass er in Erinnerung blieb, hat Drews auch Stefan Raab zu verdanken. Der peppte 1995 „Ein Bett im Kornfeld“ auf und machte Drews wieder sexy fürs junge Publikum.

Tatkräftig beim Imageaufbau half auch Thomas Gottschalk: Er erklärte den Sänger 1999 in der Mallorca-Ausgabe von „Wetten, dass..?“ zum „König von Mallorca“. Diesen Namen nutzt Drews bis heute für sein von ihm als „Kultbistro“ bezeichnetes Lokal auf der Insel.

Der „König von Mallorca“ lebt allerdings im zu Dülmen gehörenden Dorf Rorup im eher beschaulichen Münsterland. Dort drehte Drews auch sein Mutmachvideo für seine Fans. Wann er wieder in sein „Königreich“ Mallorca darf, ist angesichts des wegen der Corona-Krise für Besucher gesperrten Flughafens nicht absehbar.