Bei Jugend musiziert werden seit einigen Jahren auch Musikrichtungen wie Pop und Rock an Gitarren und Schlagzeugen gespielt. Gegen die ausbleibenden Teilnehmerzahlen in den höheren Altersgruppen hilft auch das nicht.

Vaihingen/Ditzingen - Als Benedikt Nehoff mit dem Vorspielen fertig ist, springt er mit Anlauf von der Bühne wie ein kleiner Rockstar. Vielleicht wird er eines Tages sogar mal einer. Der neunjährige Marbacher gehört zu den zehn Jungs, die mit ihren Schlagzeugen in der Kategorie Drum-Set (Pop) bei Jugend musiziert am Samstag in der Vaihinger Stadthalle vorspielen. Die Schlagzeuger sind die einzigen Jungmusiker, die beim Regionalwettbewerb am Wochenende nicht im Schulzentrum in der Ditzinger Glemsaue vorspielen. Dafür sind sie schlicht und einfach zu laut.

 

Die Kategorie Drum-Set Pop hätte auch gar nicht zur Atmosphäre bei den Hauptwettbewerben in Ditzingen gepasst. In der Glemsaue stehen die Jungmusiker mit ihren Geigen und Celli den Juroren teilweise piekfein angezogen gegenüber. Publikum und Musiker wirken konzentriert und angespannt. In Vaihingen sind dagegen Jeans und Pullover auch okay. Dort sind selbst die Juroren ordentlich, aber eher lässig angezogen. Natürlich strahlt die lockere Stimmung auch auf das Publikum aus. Die Mamas und Papas tippen mit ihren Füßen im Grundrhythmus der Bassdrum auf den Boden und nicken mit dem Kopf mit. Aus den Lautsprechern kommt ein Stück von The Offspring und die Töne donnern durch die Halle, wenn die Schlägel über die Trommeln wirbeln. „Ich mag es einfach gerne laut und schnell“, sagt der zehnjährige Sebastian Nonn aus Vaihingen. Er gehört auch zu den zehn kleine Rockstars, die gerade mal so über die Becken ihrer großen Instrumente schauen können.

„Dafür hätten wir hier in Ditzingen gar nicht die Räume gehabt. Deshalb sind wir froh, dass die Kollegen in Vaihingen das übernehmen“, sagt Manfred Frank, unter dessen Leitung die Ditzinger Jugendmusikschule den Regionalwettbewerb von Jugend musiziert seit Jahren im Schulzentrum in der Glemsaue austrägt. Hätte die CJD Musikschule in Vaihingen sich nicht als Austragsort für die Schlagzeuger angeboten, müsste Frank die Jungmusiker in dieser Kategorie zu anderen Regionalwettbewerben schicken. Dann hätten sie mit ihren Instrumenten aber nicht beim Preisträgerkonzert am Sonntag spielen dürfen.

Abwärtstrend bei älteren Teilnehmern ist nicht zu stoppen

Mit Kategorien wie Drum-Set Pop werden die modernen Musikstile Rock und Pop in das Programm von Jugend musiziert integriert. Es sind die Musikrichtungen, die viele Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren gerne hören. Zum Wettbewerb lassen sie sich aber trotzdem nicht locken. Die ältesten Teilnehmer am Schlagzeug gehören der Altersgruppe bis 14 Jahren an. Selbst in dieser Kategorie leidet der Wettstreit der Jungmusiker unter dem Phänomen, dass immer weniger Teilnehmer aus den älteren Jahrgängen antreten.

Manfred Frank führt das auf die gestiegenen Anforderungen in den Regelschulen zurück. Da mehr Zeit für Englisch, Mathe, Deutsch investiert werden müsse, bliebe den Jugendlichen weniger für die Musik. Dabei müssen gerade die Teilnehmer von Jugend musiziert üben. „In den letzten Monaten habe ich jeden Tag Schlagzeug gespielt“, erzählt Benedikt Neuhoff. Die Schlagzeuger müssen beim Wettbewerb ab Altersgruppe Ib (bis zehn Jahre) drei Stücke spielen. Es ist viel Fleiß nötig, damit das alles perfekt sitzt. „Ich versuche schon, jeden Tag zu üben, aber das geht gar nicht immer. Wir haben manchmal ja auch lange Schule“, sagt Sebastian Nonn. Es gibt eben wichtigere Dinge, als ein Rockstar zu sein.

Die besten fahren zum Landeswettbewerb nach Ludwigsburg

Landeswettbewerb
Laut Regeln dürfen die 73 Jungmusiker oder Ensembles, die beim Regionalentscheid mindestens 23 Punkte erreicht haben, im April zum Landeswettbewerb nach Ludwigsburg fahren. Die Höchstpunktzahl 25 wurde nur in neun Fällen vergeben.

Drum Set Pop
Bei den Schlagzeugern hat Dimaz Koch aus Lauffen 25 Punkten erreicht.

Klavier
Am Klavier gab es die höchste Punktzahl für Valerie Baral aus Besigheim, Konstantin Öppinger aus Steinheim, Shane Luten aus Stuttgart, Alexander Schütz aus Bietigheim-Bissingen und Sabine Bachmann aus Vaihingen.

Harfe
Mit Irina Beukman aus Vaihingen und Florian Wilhelm aus Stuttgart haben zwei Musiker an der Harfe 25 Punkte gesammelt.

Streicher
Hemma und Friedward Wenzeler aus Besigheim haben mit Violine und Violoncello als einziges Streicherduo die Bestnote erhalten.

Blechbläser
Mit Posaunen und Trompeten haben sich Benjamin Kruska, Rosa Demand, Philipp Scholze aus Ditzingen und Maike Pfeiffer aus Hemmingen als Blechbläserensemble 25 Punkte erspielt.