Bei der Finanzierung der Treffs Café Alberta und Wilde 13 im Bezirk Sillenbuch geht es eng zu. Nun sollen dauerhaft zusätzliche Förderer gewonnen werden. Nur wie?

Sillenbuch - Offene Kinder- und Jugendarbeit, verlässliche Betreuung, Sport- und Bewegungsangebote in Kooperation mit örtlichen Schulen, Ferienprogramm und vieles mehr – die Einrichtungen Schülercafé Alberta in Riedenberg und Wilde 13 in Heumaden erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben. Und die Angebote werden rege genutzt. „Im Schnitt haben wir in der Woche 150 bis 200 Kontakte mit Kindern in beiden Einrichtungen“, sagt Jens Kraske, der Leiter, über den Normalbetrieb abseits von Corona. Für den Bezirk Sillenbuch sind die beiden Häuser feste Institutionen. Allerdings: Die Finanzierung ist auf Kante genäht.

 

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Das soll sich nun ändern. Dafür wurde 2021 eine Finanz-Arbeitsgruppe eingerichtet. Mitglied dieser Gruppe ist der Sillenbucher Christoph Nowag. Als Steuerberater ist er in puncto Zahlen fit, und er hat nun aufgedröselt, wie es um die Finanzen der beiden Einrichtungen in der Trägerschaft der katholischen Gesamtkirchengemeinde steht. „Ich finde das gut, die Wahrheit zu wissen“, sagt er. Den Jahresetat gibt er mit 220 000 Euro an. Den Löwenanteil, mehr als 84 Prozent, verschlingen die Personalkosten. Drei Mitarbeiter teilen sich einen Gesamtstellenanteil von 250 Prozent. Etwa 67 Prozent der kompletten Kosten übernimmt die Stadt, mehr als 25 Prozent müssen das Stadtdekanat und Stiftungen aufbringen. Knapp sieben Prozent schießen die beiden Fördervereine zu.

Die Finanzierung durch die Kirche könnte wackeln

Wenn es nach Christoph Nowag, dem ehemaligen Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, geht, ist der 25-Prozent-Anteil, den Geld von Kirche und Stiftungen ausmachen, die Schraube, an der gedreht werden muss. Mittelfristig glaubt er nämlich, dass die Finanzierung durch die Kirche wackeln könnte. Das Alberta und die Wilde 13 sind dort Exoten.

Jens Kraske erklärt, dass es keine andere derartige Einrichtung in Stuttgart in der Trägerschaft der Kirche gebe. Durch den steigenden Gemeindemitgliederschwund etwa geht Christoph Nowag aber davon aus, dass bei der Finanzierung solcher Projekte künftig noch genauer hingeschaut werde.

Ein Mittel ist mehr Öffentlichkeitsarbeit

Das Ziel ist daher, neue Geldgeber zu finden – Stiftungen und andere gemeinnützige Institutionen oder Unternehmen. Derzeit unterstützt insbesondere die Sillenbucher Adele-Winter-Stiftung die beiden Jugendtreffs, und fürs aktuelle und das kommende Jahr gibt es laut Christoph Nowag eine Zusage, dass diese Finanzierung auch steht. Das gibt Zeit, nach neuen fixen Partnern zu suchen; Betonung auf Mehrzahl. „Ich glaube, man braucht mehrere Schultern, dann ist es keine Katastrophe, wenn wieder einer den Hut nimmt“, sagt er. Auf Stiftungen allein will er dabei nicht bauen. Viele stünden durch niedrige, teils negative Zinsen vor großen Herausforderungen.

Um neue Förderer zu gewinnen, hat Christoph Nowag mehrere Ansätze. Zum einen soll mehr Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden, etwa über einen monatlichen Blog. Zudem schwebt ihm vor, eine Studie in Auftrag zu geben. Sie soll aufzeigen, wie wirksam die Kinder- und Jugendarbeit im Bezirk ist. Mit derartigen Unterlagen in der Hand tue man sich wohl leichter beim Klinkenputzen.