Der Bezirksbeirat Süd setzt auf eine schnelle Umsetzung des geplanten Neubaus von Jugendhaus und Stadtteilbibliothek an der Böblinger Straße. Überzeugt werden muss nun der Gemeinderat, das Thema in den anstehenden Haushaltsberatungen aufzugreifen.

S-Süd - Der aktuelle Anblick von Bauschildern vor dem Jugendhaus Heslach in der Böblinger Straße könnte für Südbürger bald zur Gewohnheit werden. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll für geschätzte 3,95 Millionen Euro umgebaut werden und eine Stadtteilbibliothek bekommen. Unklar ist nur der Zeitpunkt. Während die Stadtverwaltung frühestens in zwei Jahren mit dem Startschuss rechnet, empfinden Mitarbeiter, Nutzer und der Bezirksbeirat die Zustände bereits jetzt als unzumutbar. Davon wollen sie nun den Gemeinderat überzeugen.

 

Der Unmut über den Finanzbürgermeister Michael Föll in Teilen des Bezirksbeirats Süd ist noch nicht verraucht. Weil in Fölls Referat im Mai und Juni längere Zeit über das Bauvorhaben nachgegrübelt wurde, verpasste es die Verwaltung, den Neubau rechtzeitig in die Beratungen für den Doppelhaushalt 2014/2015 einzuspeisen. „Bei uns ist der Eindruck entstanden, dass wir hingehalten werden sollen“, sagte Bezirksvorsteher Rupert Kellermann am Dienstagabend in der Sitzung des Bezirksbeirats.

Bezirksbeiräte wollen nicht bis 2016 warten

In der Sommerpause formulierten dessen Fraktionen deswegen einen gemeinsamen Antrag, der die inhaltlichen Planungen der Stadt zwar „uneingeschränkt unterstützt“, einen befürchteten Baubeginn im Jahr 2016 aber als zu spät bezeichnet. Adressaten sind die Stadträte, auf deren Unterstützung das Gremium angewiesen ist. „Die Frage ist, wie stark die Konkurrenz durch Projekte aus anderen Stadtbezirken ist“, sagte Kellermann. Der CDU-Fraktionssprecher Roland Petri betonte: „Was Leuchtturmprojekte angeht, waren wir in Süd in den vergangenen Jahren nicht gerade gesegnet.“

Ein solches Projekt soll der lang ersehnte Neubau werden, weil er dem Bezirk eine Stadtteilbibliothek bescheren würde und durch eine Verknüpfung mit dem Generationenhaus die Funktion eines Bürgerzentrums übernehmen könnte. Das Stichwort Arealentwicklung betonte im Bezirksbeirat auch Carola Flad von der Jugendhilfeplanung der Stadt, warb aber um Verständnis für die Langfristigkeit der Pläne. Damit die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft als Bauherrin tätig werden könne, müsse die Stadt erst einen Vertrag zur Übertragung des Erbbaurechts beschließen. Außerdem müsse sichergestellt werden, ob die Grobschätzung von 3,95 Millionen Euro, von denen eine Million Euro die „Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung“ übernehmen will, überhaupt realistisch sei.

Der Putz bröckelt bereits von den Wänden des Jugendhauses

Kellermann wollte diese Argumente nicht gelten lassen. Die Baureife, die für einige zu fehlen scheine, sei viel greifbarer als die Planer suggerierten, die Schätzung der Baukosten stütze sich auf langjährige Erfahrungen der Jugendhausgesellschaft.

Flammende Appelle kamen im Bezirksbeirat von der Ausländerbeauftragten Behida Begic und Vertretern des Jugendrats. Selma Georgi sah in einem zügigen Neubau die Chance für bessere Inklusionsprojekte, Alexandra Claus für ein generelles attraktiveres Angebot. Die Außenwirkung des Hauses käme derzeit der einer „gruseligen Bruchbude“ nahe. „Das schreckt Besucher ab.“ Der Jugendhausmitarbeiter Markus Knotz zuckte bei der Bezeichnung „Bruchbude“ zwar zusammen, erklärte aber, sich seit fünf Jahren im Haus nicht mehr sicher zu fühlen. „Wenn es bei uns brummt, weil im Obergeschoss eine Tanzgruppe übt und im Keller eine Band probt, wackeln und bröseln die Wände“, sagte er. Grund genug für CDU-Mann Petri, von einem „hohen Handlungsdruck“ zu sprechen.