Miriam Kreienkamp aus Großbottwar ist eine der Gewinnerinnen beim 24. Jugendkunstpreis. Die besten von 120 Werken sind nun in Ludwigsburg zu sehen.

Ludwigsburg - Sehnsucht, Alltag, Angst vor der Zukunft, der Blick ins eigene Ich – es sind viele Facetten, welche die 120 Teilnehmenden für das Thema „Das Andere“ gewählt und eingereicht haben beim 24. Jugendkunstpreis Baden-Württemberg, einer Kooperation von Kultusministerium und Landesverband der Kunstschulen Baden-Württemberg. „Das andere ist ein schwer zu fassendes Gegenüber“, sagte schon Oscar Wilde. Dementsprechend vielfältig sind die Ergebnisse der 15 bis 21 Jahre alten Talente: Mal erscheinen sie unüblich, dann wieder widersinnig, schlicht genial, bizarr, mal aufwühlend, mal gefühlsbetont.

 

Die 40 besten Werke sind ausgestellt

Die Werke kommen als Malereien, Zeichnungen, aber auch dreidimensional daher. Die 40 besten können bis zum 14. November im Kunstzentrum Karlskaserne in Ludwigsburg besichtigt werden. „Es ist spannend, die Welt mit anderen Augen zu sehen und sie entsprechend umzudeuten“, sagt Ministerialrat Michael Schreiner in seiner Gastrede. Aktuelle Themen würden dabei kritisch oder humorvoll reflektiert. Deshalb sei es wichtig, Talente auch außerschulisch zu fördern. Aus den 40 wurden 16 Werke von einer achtköpfigen Fachjury ausgesucht und im Kunstzentrum bei einer Feierstunde prämiert. Sie tragen Titel wie „Zukunft in unseren Händen“, „Der Narziss“, „Nemesis“ oder „Satter Hunger“. „Was den Preis so besonders macht, ist die durchgängig beachtliche Qualität der Ausführung, sowie die spannenden Visionen und Blickwinkel“, sagt Monika Fahrenkamp, Ehrenmitglied des Landesverbandes der Kunstschulen Baden-Württemberg. Unter den Preisträgerinnen ist auch Miriam Kreienkamp aus Großbottwar, die von der Auszeichnung völlig überrascht war.

Die Gewinnerin hat mit einer Bleistiftzeichnung überzeugt

Die 15-Jährige besucht nämlich erst seit einem Jahr eines der Jugendateliers der interkommunalen Kunstschule Labyrinth im Kunstzentrum. „Bergsteiger“ heißt der schlichte Titel ihrer Bleistiftzeichnung. „Ich habe mich von meinem Vater, der auch malt, inspirieren lassen und einen Alltagsgegenstand in den Blickpunkt gerückt“, sagt Miriam Kreienkamp. Die Wahl fiel auf eine Käsereibe samt einem Stück Parmesan. Als Vorlage für den Hobel diente ein Bild aus dem Internet. Nach einigen Skizzen ist dann das handwerklich sehr gelungene Bild entstanden, das einen ungewöhnlichen – eben anderen – Blick auf ein vertrautes Objekt bietet: Kleine winzige schwarze Modellmännchen klettern an der aufgerichteten Reibe empor, die einerseits mit einem Seil abgesichert sind, dann aber doch stets Gefahr laufen, sich an einem der scharfen Reibekanten zu verletzten. Darin liegt die Doppeldeutigkeit des Werkes. Daneben liegt ein Käse, auf den sich ein zweiter Trupp hochgearbeitet hat und sich mit diesem Erfolg zufriedengibt.

Der Preis ist ein dreitägige Reise

Aus Bleistiften in unterschiedlichen Stärken ist dieses kontrastreiche Bild entstanden. Sehr akkurat. Sehr präzise. Nahezu an der Perfektion. Kein Wunder, denn mit Eduard Hopper, einem Vertreter des Amerikanischen Realismus, hat sich Miriam ein Vorbild ausgesucht, das einen sehr perfektionistischen Ansatz verfolgt und dessen Bilder auf die Einsamkeit des modernen Menschen und Leere des modernen Lebens verweisen. Gemalt hat sie schon immer gerne und sich am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach aber nicht für den Kunstzug, sondern für Chinesisch und Italienisch entschieden.

Der Kurs im Labyrinth und der Preis haben jetzt aber ihren Ehrgeiz geweckt. Neben Bleistiftzeichnungen möchte sie sich jetzt auch Aquarellen und Ölzeichnungen versuchen. Damit könnte sie in den Herbstferien loslegen, denn als Preis hat sie eine dreitätige Reise zu einem gemeinsamen Kunst-Workshop in Schloss Rotenfels gewonnen. Und vielleicht steht sie ja dann auch im kommenden Jahr wieder auf der Bühne, falls sie ein neues Werk beim nächsten Wettbewerb unter dem Motto „Verschiebungen“ einreicht.