Französische Jugendliche machen immer wieder Ärger, weil sie Streitereien anzetteln oder sich daneben benehmen. Zweimal wurde deswegen jetzt sogar ein Bad komplett geräumt. Probleme gibt es aber auch in anderen Freibädern.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Kehl - Gleich drei Mal in diesem Juni ist es in den zwei Freibädern in Kehl und Kehl-Auenheim zu Konflikten mit Jugendlichen vor allem aus dem benachbarten Elsass gekommen; alle drei Mal musste die Polizei einschreiten. Anfang Juni drohte im Freibad Kehl ein Streit zwischen 200 jungen Männern zu eskalieren; die Bademeister entschlossen sich, das Freibad zu räumen. Am Mittwoch, dem 19. Juni, war der Andrang so groß, dass wegen Überfüllung niemand mehr ins Bad durfte; so drängten sich 300 Menschen vor den Eingängen, einige sind wegen der Hitze kollabiert. Laut Zeugenaussagen hätten wartende Jugendliche bewusst weitere per Handy herbeigerufen.

 

An diesem Mittwoch schließlich haben 40 bis 50 Jugendliche in Kehl-Auenheim den gesperrten Sprungturm gestürmt und sind laut der Stadt Kehl in einer gemeinsamen Aktion von allen Seiten ins Becken gesprungen. Auch in diesem Fall wurden zuletzt alle etwa 3000 anwesenden Badegäste aufgefordert, nach Hause zu gehen; der Vorfall geschah eine Stunde vor der eigentlichen Schließung.

Die Probleme sind nicht neu, verschärfen sich aber

Die Probleme in Kehl und teilweise auch in anderen Städten entlang des Rheins sind nicht neu. Schon seit etwa 20 Jahren würden immer wieder „Gruppen unangepasster Jugendlicher“ in den Freibädern auffallen, sagt Annette Lipowsky, die Sprecherin der Stadt Kehl. Von Autoritätsproblemen, erhöhtem Aggressionspotenzial und niedriger Frustrationstoleranz ist die Rede.

Im Elsass gibt es nur wenige Freibäder, weshalb schon lange 70 bis 80 Prozent der Badegäste in Kehl aus Frankreich kommen. Die allermeisten verhielten sich tadellos, betont die Sprecherin. Doch Kehl und Straßburg finanzierten seit etwa 2000 gemeinsam junge zweisprachige Mediatoren, die in den Bädern auf die problematischen Jugendlichen zugingen und versuchten, Konflikte zu verhindern.

Das habe auch einigermaßen funktioniert, so Lipowsky; doch seit dem vergangenen Jahr häuften sich die Auffälligkeiten wieder. „In dieser Form hatten wir das noch nie“, sagt sie. Der „Schwarzwälder Bote“ zitiert einen Zeugen, der vor allem von Jugendlichen mit nordafrikanischen Wurzeln spricht. Ein Sprecher der Polizei in Offenburg betont aber, dass es bei den aktuellen Vorfällen nicht zu Straftaten im eigentlichen Sinne gekommen sei; es lägen keinerlei Anzeigen vor.

Baderegeln auf französischer Seite sind strenger

Die Stadt Kehl will die Vorfälle aber nicht länger dulden. Sie hat bereits die Zahl der Sicherheitskräfte verdoppelt. Zudem wird an den Eingängen jetzt auch verstärkt kontrolliert. Dabei ist besonders die Badekleidung im Visier. Denn viele junge Männer hätten gar keine Badehose mehr dabei, sondern wollten mit ihren Freizeitshorts und der darunter getragenen Unterhose ins Wasser. Das ist gerade überall eine weit verbreitete Mode – wenn das aber tausende von Personen machten, so Sprecherin Annette Lipowsky, sei es nicht mehr akzeptabel. Über diesen Hebel werden jetzt Badegäste an den Eingängen zurückgewiesen. Bei den Kontrollen seien zuletzt auch Waffen wie Teleskopschlagstöcke oder Messer gefunden worden.

Daneben sucht Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano das Gespräch mit Robert Herrmann, dem Präsidenten der Eurométropole, einem Gemeindeverband auf der französischer Seite. Das Ziel ist es, die Regeln für die Bäder in Kehl und Straßburg zu vereinheitlichen. In Frankreich seien diese Regeln schon heute viel strenger. Man fliege dort rasch aus einem Freibad raus und müsse sich teilweise vor einer Kommission verantworten.

Probleme in Freibädern gibt es auch anderswo. In den Polizeiberichten findet man allein für den Juni vier Schlägereien unter Jugendgruppen in Freibädern – in Gera, Recklinghausen, Kuppenheim und Nordhausen, also meist weit weg von der französischen Grenze. In Schopfheim (Kreis Lörrach) gab es vor kurzem einen Polizeieinsatz, da Jugendliche im Freibad Drogen konsumierten; die Gruppe verhält sich laut dem Betriebsleiter seit Jahren respektlos. Zu einer Schlägerei ist es an diesem Donnerstag auch im Strandbad am Gifizsee bei Offenburg gekommen. Entgegen anders lautender Meldungen war es nach Aussage des Betreibers des Bades aber ein Streit unter deutschen Jugendlichen, die sich bei einem Fußballspiel in die Haare bekommen hätten. Es sei nur eher aus Versehen eine französische Familie involviert worden. Am Gifizsee gebe es keine Probleme mit französischen Jugendlichen: „Es ist für sie allerdings auch schwer, ohne Auto hierher zukommen.“