14 Träger und 16 Einrichtungen haben ein Jugendprogramm für die City vorgelegt: Von 31. März an soll der Kleine Schlossplatz an drei Tagen in der Woche bespielt werden. Im Jugendhilfeausschuss gab es dafür fast durchweg Lob.

Stuttgart - Seit der Krawallnacht 2020 und den ausufernden Festen auf dem Marienplatz und am Feuersee arbeitet die Arbeitsgemeinschaft Integrierte Jugendarbeit Innenstadt an einem Sicherheitskonzept, das Jugendliche in die Stadtgesellschaft integrieren soll. Es ist nun im Jugendhilfeausschuss vorgestellt worden.

 

Warum nur im Jugendhilfeausschuss?

Die Liga der Wohlfahrtspflege ist beratendes Mitglied im Ausschuss und hat einen Bericht eingefordert. „Wir erhoffen uns dadurch die Perspektiven zu weiten und zu einem lösungsorientierteren Diskurs jenseits von Law and Order beitragen zu können.“ Die Mitglieder des Ausschusses bedankten sich für diesen Vorstoß, weil auch sie bisher in Unkenntnis der Details waren.

Was geplant ist

Vom 31. März bis zum 28. Juni 2022 soll der Kleine Schlossplatz jeweils von Donnerstag bis Samstag bespielt werden. Die Organisation übernimmt die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Deren Vertreter im Ausschuss, Clemens Kullmann, sprach von einem zweigeteilten Programm: Von 16 bis 20 Uhr soll es Sport- und Kreativangebote dort geben. Von 19.30 bis 22 Uhr sollen Konzerte und kulturelle Angebote auf einer Bühne stattfinden, vornehmlich von jungen Stuttgarter Nachwuchsbands, von Gruppen, die das Pop-Büro als „Highlights“ identifiziert habe, und Tanz.

Dezentralisierte Jugendarbeit

Ein temporärer Pop-up-Treff für Jugendliche auf dem Züblin Areal soll Jugendliche aus dem Leonhards- und Bohnenviertel ansprechen und die anderen Innenstadtplätze entlasten. Ein Doppelstock-Container soll während der Bauphase (2022–2026) zentrumsnaher Treffpunkt mit Sport-, Bewegungs- und Kreativangeboten in den Abendstunden und am Wochenende werden. Die Zielgruppe: 13- bis 23-Jährige. Das Jugendhaus Mitte soll die Angebote koordinieren. Die Finanzierung hat der Gemeinderat schon bewilligt. Auf der weiteren Agenda: Marienplatz, Stadtgarten und Plätze in den anderen Stadtteilen.

Mitmachen bei der Mobilen Jugendarbeit

Simon Fregin von der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart will einen Bus, der wechselnde Standorte ansteuert, zum Mitmachort machen. Jugendliche sollen in die Gestaltung des Busses eingebunden werden. Gesucht wird auch ein zentraler Ort für Sport in der City. „Wir schreiben mit dem Gemeinschaftserlebnis Sport ein Konzept dafür.“

Es gibt rechtliche Hürden

Der Plan für den Kleinen Schlossplatz „steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung“, sagt Clemens Kullmann von der Jugendhausgesellschaft. Die „Sondernutzungsrichtlinie Innenstadt“ benennt als zulässig „künstlerische Veranstaltungen und Aktionen (ohne Lautverstärker), von denen eine stadtbelebende Wirkung erwartet wird“.

Vorbehalte in der Gesellschaft

Thrasivoulos Malliaras, 29-jähriger Stuttgarter CDU-Kreischef und Referent von OB Frank Nopper, hat im Januar über Facebook seine Beobachtungen von einem Samstagabend in der Innenstadt verbreitet und gefolgert: „Höchstproblematisch. Viel Spaß der mobilen Jugendarbeit. Es hilft nur noch eins: Law & Order!“ Luigi Pantisano (Die Fraktion) und Vittorio Lazaridis (Grüne) haben Malliaras deshalb scharf angegriffen. „Der Kreisvorsitzende der CDU hat mit dem Hintern zusammengehauen, was hier mühsam aufgebaut worden ist“, so Lazaridis. Pantisano sagte: „Es ist sehr ärgerlich, dass die CDU Law and Order fordert und die Arbeit der Mobilen Jugendarbeit kleinredet. Der Gemeinderat hat dieses Vorgehen beschlossen, da kann man das doch nicht so untergraben. Das können Sie gern in Ihre Fraktion mitnehmen, Frau Ripsam.“

Diskussion im Gremium

Die angesprochene CDU-Stadträtin Iris Ripsam war die einzige, die das Konzept kritisierte: „Man schafft Raum für junge Leute. Und andere haben keinen Raum mehr?“ Bürgermeisterin Isabel Fezer hingegen lobte die bisherige Arbeit als „absolut bewundernswert und beispielhaft“. Stadträtin Raphaela Ciblis (Grüne) sagte: „Wenn Stuttgart sich als Kultur- und Sportort darbietet, werden auch anderen Bilder transportiert als die von der Krawallnacht.“ Jasmin Meergans (SPD) lobte die Task Force für ihr „reflektiertes und lösungsorientiertes Herangehen“ und empfiehlt, stärker auf Dialogformate setzen. Uwe Hardt vom Caritasverband fasste zusammen: „Wir haben heute zum Ausdruck gebracht, dass Jugendliche kein Problem sind, sondern Teil der Gesellschaft. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Klaus Käpplinger von der Evangelischen Gesellschaft sieht erste Erfolge: „Es ist im Alltag gelungen, das Aggressionslevel zu senken, das Miteinander funktioniert gut.“