Eltern, Schulen und Sozialarbeiter sehen im Stadtbezirk Bedarf für Mobile Jugendarbeit. Für einen Projektzeitraum von vier Jahren soll das Konzept getestet werden. Doch was machen die Mitarbeiter der Moja eigentlich?

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Letztes Jahr hatten sich einige Jugendliche regelmäßig im Stadtpark getroffen. Ein paar Mitglieder der „Vaihinger Clique“, wie Ute Götz sie nennt, gingen irgendwann nicht mehr zur Schule, manche vertrieben sich die Zeit mit Diebstählen. Eltern, Lehrer und Schulsozialarbeiter wussten nicht mehr weiter. Sie suchten den Kontakt zum Bezirksamt und zu Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, zum Beratungszentrum Jugend und Familie des Jugendamts in Vaihingen, dessen Leiterin Ute Götz ist. „Es gibt in Vaihingen viele Einrichtungen für Jugendliche“, sagte sie im Bezirksbeirat. „Aber leider gibt es immer mehr, die diese Angebote nicht wahrnehmen.“ Im vergangenen Jahr sei der Wunsch nach Mobiler Jugendarbeit (Moja) laut geworden. Nach einer Möglichkeit, die jungen Leute dort abzuholen, wo sie sind, nämlich in Parks, auf Schulhöfen, öffentlichen Plätzen.

 

Braucht Vaihingen die Mobile Jugendarbeit?

Die Mobile Jugendarbeit ist ein niederschwelliges Angebot. Die Sozialarbeiter gehen auf die Jugendlichen zu, die Heranwachsenden müssen selbst nicht aktiv werden, etwa, in dem sie Jugendhäuser aufsuchen. Streetwork ist ein großer Teil der Arbeit. „Wir sind dort, wo die Jugendlichen sind. Wir stellen uns vor, bringen vielleicht Spiele mit. Es geht darum, Transparenz zu zeigen“, sagte Jonas Stürtz, der die Moja auf dem Fasanenhof leitet. Es gehe darum, mit den Heranwachsenden ins Gespräch zu kommen. „Aber es braucht Zeit, eine Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen“, sagte Stürtz.

Die Fasanenhofer Sozialarbeiter waren in den vergangenen Jahren auch immer wieder in Vaihingen unterwegs. Es sei jedoch nicht einfach, zusätzlich zum Fasanenhof auch noch andernorts Jugendliche zu betreuen. Denn pro Standort stehen im Schnitt nur zweieinhalb Stellen für die Mobile Jugendarbeit zur Verfügung. „Wenn man nicht im Stadtteil ist, ist es schwierig, gute Sozialarbeit zu leisten“, sagte Stürtz. Das bestätigte die Jugendhilfeplanerin Carola Flad, die für Vaihingen und Stuttgart-Süd zuständig ist. „Diese punktuellen Einsätze passen nicht zu unserer Zielsetzung“, sagte Flad. Es sei wichtig, den Jugendlichen vor Ort Ansprechpartner zu sein.

Wo liegen die Schwerpunkte im Bezirk?

Aus diesem Grund soll in Vaihingen – zunächst befristet auf vier Jahre – eine Mobile Jugendarbeit aufgebaut werden. Stadt, Caritasverband, die Kirchen und die Evangelische Gesellschaft ziehen an einem Strang. Zwei Mitarbeiter sollen im Projektzeitraum den Bedarf ermitteln und „Brücken schlagen“ zwischen den Jugendlichen und den Angeboten im Stadtbezirk, sagte Ute Götz. Schwerpunkte der Arbeit hat das Jugendamt in der Vaihinger Mitte, am Pfaffenwald im Bereich Unicampus sowie in Dürrlewang ausgemacht.

In 19 von 23 Stuttgarter Stadtbezirken gibt es die Mobile Jugendarbeit bereits. Lediglich die Neckarvororte und Vaihingen sind noch weiße Flecken. Angesprochen werden sollen insbesondere die Jugendlichen, die von keiner anderen Einrichtung erreicht werden. Im Schnitt sind sie 16 Jahre alt. Im Jahr 2017, ist dem Jahresbericht der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart zu entnehmen, wurden 3413 Jugendliche aus 95 verschiedenen Herkunftsländern im Stadtgebiet betreut.

Wie arbeitet die Moja?

Die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit kooperieren mit den Einrichtungen vor Ort, unter anderem mit Jugendhäusern, Schulen und Schulsozialarbeitern, dem Team der Sozialen Stadt Dürrlewang, dem Beratungszentrum, aber auch dem Bezirksamt und der Polizei. „Es geht darum, Kompetenzen zu bündeln und vorhandene Angebote zu stärken“, sagte Jutta Jung, Fachdienstleitung Mobile Jugendarbeit und Schulsozialarbeit beim Caritasverband.

Die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit beraten in Einzel- aber auch in Gruppengesprächen. Ein immer wichtiger werdender Teil der Arbeit ist die Unterstützung bei Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Hat ein Jugendlicher Probleme mit Gewalt, Alkohol oder Drogen, vermittelt die Mobile Jugendarbeit sie an die richtigen Ansprechpartner und Hilfseinrichtungen. Neben den Einsätzen auf der Straße gibt es für die Jugendlichen eine feste Anlaufstelle. Wo diese in Vaihingen sein kann, ist noch offen.

Die Bezirksbeiräte waren angetan von der Idee, in Vaihingen eine Mobile Jugendarbeit aufzubauen. „Sie leisten gute Arbeit. Es wird Zeit, dass Sie hierher kommen“, sagte etwa Eyüp Ölcer (Freie Wähler). Die Lokalpolitiker unterstützen einen Antrag des Caritasverbands für den kommenden Doppelhaushalt, in dem er die Finanzierung der zwei Stellen und der Miete für ein Büro in Vaihingen fordert.