Im Januar wird der neue Jugendrat gewählt. Noch bis 30. Oktober werden Bewerber gesucht. Anna Teichmann, die Sprecherin des Vaihinger Gremiums, wird nicht noch einmal kandidieren. Die 18-Jährige erzählt, welche Projekte ihr besonders Spaß gemacht haben und warum es sich lohnt, sich zu bewerben.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Vaihingen - Noch bis 30. Oktober werden Bewerber für den neuen Jugendrat gesucht. Die Sprecherin des Vaihinger Gremiums, Anna Teichmann, wird nicht noch einmal kandidieren. Die 18-Jährige erzählt, welche Projekte ihr besonders Spaß gemacht haben und warum es sich lohnt, sich zu bewerben.

 
Frau Teichmann, Sie waren bei Ihrer ersten Kandidatur 15 Jahre alt. Was hat sie an dem Amt gereizt?
Ich habe mich damals schon für Politik und Gemeinschaftskunde interessiert und fand es spannend, dass man selber Projekte einbringen kann. Politik machen ja sonst Erwachsene, die oft wenig Rücksicht auf die Interessen von Kindern und Jugendlichen nehmen.
Was konnten Sie bewirken?
In meiner ersten Amtszeit konnten wir erreichen, dass der 20-Minuten-Takt der Buslinie 82 um eine Stunde nach hinten ausgeweitet wurde. So wurde der Fahrplan besser an die Öffnungszeiten der Schwabengalerie angepasst. In meiner zweiten Wahlperiode haben wir angestoßen, dass der Bus morgens und mittags besser zu den Schulzeiten passen muss. Das wird mit dem neuen Fahrplan im Dezember eingeführt.
Wenn Sie mit offiziellen Personen gesprochen haben, hatten Sie dann das Gefühl, dass man Sie ernst nimmt?
Am Anfang war es ein bisschen schwierig. Man muss sich als Jugendlicher ja auch erst daran gewöhnen, dass man sich realistische Ziele setzt. Einen Zehn-Minuten-Takt für die Buslinie 82 wird es zum Beispiel nicht geben können. Ich denke aber, dass man uns zuhört. Wir waren immer wieder im Bezirksbeirat und haben versucht, konstruktiv etwas beizutragen. Ich denke, es wird immer einfacher, weil die Politiker merken, dass die Jugendräte Interesse haben und sich wirklich einsetzen wollen.
Gab es auch Frustmomente?
Vielleicht dann, wenn man merkt, dass etwas nicht so klappt, wie man es gerne hätte. Aber dann muss man eben mit kleinen Schritten vorangehen.
War der gesamte Jugendrat engagiert?
Für manche war es schwierig, das Amt mit der Schule zu vereinbaren. Aber in Kleingruppen haben wir uns gut eingesetzt. Es gibt immer welche, die mehr Arbeit hineinstecken und andere weniger. Aber im Großen und Ganzen fand ich es eine gute Zusammenarbeit.
Wie viel Zeit mussten Sie investieren?
Man trifft sich einmal im Monat zu Sitzungen, die ein bis zwei Stunden dauern. Manchmal hat man sich noch zusätzlich getroffen. Aber es war überschaubar.
Inwiefern haben Sie persönlich von dem Amt profitiert?
Man sammelt viele Erfahrungen und versteht besser, wie manches funktioniert. Man baut ein Gremium auf, trifft sich, sammelt Ideen. Es ist eine unglaublich tolle Erfahrung. Besonders dann, wenn wirklich was klappt.
Was wünschen Sie sich für Vaihingen?
Einen Raum, wo Jugendliche sich treffen können. Das fehlt hier, die meisten fahren in die Stadt. Da gibt es schon Ideen und Konzepte. Ich hoffe, dass das in den nächsten Jahren was wird.
Warum lohnt es sich, zu kandidieren?
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Man lernt, selbstständig zu arbeiten und sich einzusetzen. Manchmal braucht man auch Geduld und einen langen Atem. Für den Lebenslauf ist es sicher toll, wenn man so etwas gemacht hat.
Wie geht es bei Ihnen weiter? Bleiben Sie der Politik treu?
Ich habe Abi gemacht und will jetzt erst einmal ein Praktikum machen, arbeiten und reisen. Im Herbst 2018 werde ich anfangen zu studieren, entweder in die politische oder in die journalistische Richtung.

Hintergrund

Im Januar 2018 sollen in allen Stadtbezirken die Jugendratswahlen stattfinden. Bis zum 30. Oktober 2017 können Jugendliche kandidieren. Sofern es genügend Kandidaten gibt, wird vom 15. Januar bis 2. Februar 2018 an den Stuttgarter Schulen und den Jugendhäusern per Briefwahl gewählt. Das aktive und passive Wahlrecht hat jeder Jugendliche, der am letzten Wahltag, 2. Februar 2018, mindestens 14, aber noch nicht 19 Jahre alt ist. Bewerbungsformulare und weitere Auskünfte gibt es unter www.jugendrat-stuttgart.de und in den Bezirksämtern.