Der Feuerbacher Jugendtreff an der Wiener Straße soll zu einem Kinder- und Jugendhaus ausgebaut werden. Für die Renovierung des Gebäudes und einen Erweiterungsbau sind 3,1 Millionen Euro im aktuellen Haushaltsentwurf eingeplant.

Feuerbach - Es war Freitag, der Dreizehnte“, sagt Benjamin Seidl. Der Leiter des Jugendtreffs Camp Feuerbach wird den 13. Mai 2011 nicht mehr vergessen. Damals brannte das Gebäude an der Wiener Straße 317 lichterloh. Die Rauchsäule war weithin sichtbar. Unbekannte Täter hatten vermutlich ein altes Sofa angezündet, das im Außenbereich direkt unter der Holzkonstruktion in einem Durchgangsbereich des Gebäudes stand. Der durch den Brand zerstörte Bereich des Rundbaus ist seitdem nicht mehr benutzbar: „Seit sechs Jahren fehlen uns vier Räume durch den Brand. Das schränkt unser Programm und Angebot stark ein“, sagt Sozialpädagoge Seidl.

 

Durch die Ritzen der Holzkonstruktion dringt die Kälte

Aber auch sonst entspricht der Jugendtreff nicht mehr heutigen Anforderungen an Brandschutz, Barrierefreiheit und der Einhaltung der Energiesparverordnung. „Jetzt kommt wieder der Winter“, sagt Seidl. Da zieht es an vielen Stellen im Haus wie Hechtsuppe. Durch die vielen Ritzen der Holzkonstruktion dringt die Kälte: Bei frostigen Temperaturen schafft es die Heizung des schlecht isolierten und gedämmten Hauses nicht, die Räume auf über zehn Grad Zimmertemperatur zu heben.

Das hängt auch mit der Baugeschichte zusammen. Denn Architekt Peter Hübner hatte das Rundgebäude 1993/1994 ursprünglich für Rucksacktouristen konzipiert. „Es war anfangs lediglich als Übernachtungscamp für die Sommermonate gedacht, später hat man das Haus dann für den Ganzjahresbetrieb ertüchtigt“, sagt Sieghard Kelle, Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft.

Das Jugendhaus steht auf einem Regenrückhaltebecken

Übrigens würde das Gebäude heute vermutlich auch baurechtlich keine Genehmigung mehr bekommen. Denn das Jugendcamp steht auf einem Regenwasser-Rückhaltebecken. Hübner nutzte den kreisförmigen Wasserspeicher als Fundament für seine Jugendcamp-Konstruktion und setzte die Betonmauer exakt auf die Außenwand des darunter liegenden Regenrückhaltebeckens. So bekam das Camp seinen burgartigen Charakter und seinen zweiten Namen: das Haus auf der Mauer. Der Nachteil: Die Bodenplatte des Gebäudes befindet sich direkt über dem Regenrückhaltebecken: Und das sorge im Erdgeschoss zusätzlich für kalte Füße, weil es auch von unten her ziehe, meint Hausleiter Seidl.

Seit Jahren fordert der Bezirksbeirat, dass die Stadt Geld in die Hand nehmen soll und pocht auf eine nachhaltige bauliche Lösung des Problems. Der Gemeinderat hatte bereits im Doppelhaushalt 2014/2015 Planungsmittel in Höhe von 200 000 Euro bereitgestellt, um die Situation und bauliche Maßnahmen zu prüfen. Inzwischen zeichnet sich ab, dass ein Teil des Bestandes wohl abgerissen werden muss und ein Teil des Camps durch einen Neubau ergänzt und erweitert werden soll. „Wir müssen uns von den Teilen des Hauses, die nicht mehr ertüchtigt werden können, trennen“, sagt der Geschäftsführer der Jugendhausgesellschaft.

Ein Erweiterungsbau solle dafür geschaffen werden, erklärt Kelle. Denn das Raumangebot soll vergrößert werden. Es ist geplant, auf dem Grundstück an der Ecke Wiener Straße/Triebweg in Zukunft ein Kinder- und ein Jugendhaus zu konzipieren und zu betreiben. Der bisherige Jugendtreff an der Wiener Straße 317 und das Kinderhaus an der Mühlstraße 2A sollen nach der Baumaßnahme auf dem Grundstück zusammengeführt werden.

3,1 Millionen Euro stehen zur Verfügung

Denkbar wäre für den Erweiterungsbau, meint Kelle, Flächen im Außenbereich des Jugendtreff-Geländes in Anspruch zu nehmen. Dort gibt es unter anderem eine Halfpipe, einen Skatepark und ein Kleinspielfeld. Die Stadt Stuttgart hat in ihrem aktuellen Haushaltsentwurf jedenfalls eine Gesamtsumme in Höhe von 3,1 Millionen Euro für eine bauliche Erweiterung und Renovierung in Aussicht gestellt.

Kelle freut sich, dass es das Projekt endlich in die städtische Liste von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Finanzbürgermeister Michael Föll geschafft hat. Wichtiger sei aber, dass der Gemeinderat von dem Vorhaben überzeugt sei und dem Bauprojekt auch in der dritten Haushaltslesung zugestimmt werde.

Im Januar 2016 hatten bei einem Workshop die Architekten mit den Jugendlichen, den Nutzern des Kinderhauses und den Mitarbeitern beider Einrichtungen Vorschläge und Pläne erarbeitet. „Es hat eine Untersuchung unter Beteiligung der Nutzer gegeben“, sagt Architekt Christoph Forster vom „Büro plus + Bauplanung“ in Neckartenzlingen. Das Büro hat anschließend auf dieser Grundlage die Kosten für den Ergänzungsbau und die Sanierung des Bestandes kalkuliert und auf Basis des vorgegebenen Budgets in Höhe von 3,1 Millionen Euro einen Kostenvoranschlag erarbeitet.

Bei dem Workshop entstanden auch mehrere Modelle und ein Raumprogramm. Einig waren sich die Akteure damals, dass der Kinder- und Jugendbereich im zukünftigen Haus an der Wiener Straße räumlich getrennt und mit eigenen Ein- und Ausgängen gestaltet werden soll. Daran sollen sich auch künftige Pläne orientieren. Wenn es nach Hausleiter Seidl ginge, könnte das Projekt starten. „Wir sind bereit.“ Für Feuerbach sieht er das Vorhaben als große Chance – auch im Hinblick auf künftige pädagogische Herausforderungen bei der Jugend- und Kinderarbeit: „Das ist ein Highlight für alle, insbesondere aber für die, die das Haus gestalten und später nutzen dürfen.“