Rund 400 Schüler des Johannes-Kepler-Gymnasiums machen bei der Juniorwahl ihr Kreuz. Und das Ergebnis überrascht.

Leonberg - Das Johannes-Kepler-Gymnasium hat bei der Juniorwahl mitgemacht. Das Ergebnis: Die CDU landete mit 40,2 Prozent ganz vorne, gefolgt von den Grünen mit 21,5 Prozent, der FDP mit 11,7 Prozent und der SPD mit 11,2 Prozent. 3,9 Prozent entfielen auf die AfD und 3,4 Prozent auf die Linke, die nach dem Willen der jungen Wähler damit nicht in den Bundestag eingezogen wären. Beim bundesweiten Ergebnis aller teilnehmenden Schulen kam die Union auf 27 Prozent vor der SPD (19,3), den Grünen (17,9), der FDP (8,8), der Linken (7,3) und der AfD (6).

 

Die Vorbereitungen auf die Wahl am Sonntag liefen an dem Leonberger Gymnasium schon seit Wochen. Denn das Projekt zur politischen Bildung bestand einerseits aus dem simulierten Wahlakt und andererseits aus der unterrichtlichen Einbindung. So hatten sich die Schüler vor allem in Gemeinschaftskunde, aber auch fächerübergreifend, mit dem Thema Demokratie als Staatsform, dem Ablauf und der Funktion von Wahlen sowie dem deutschen Parteiensystem beschäftigt. Am Ende hängten sie Plakate mit den wichtigsten Standpunkten der Parteien in der „Wanne“ aus.

Motivation, wählen zu gehen, wird gesteigert

Die Juniorwahl wurde so real wie möglich abgehalten: Es gab ein Wählerverzeichnis, und alle Acht- bis Zwölftklässler erhielten eine Wahlbenachrichtigung. Bevor sie ihre Stimme abgeben durften, mussten sich die Gymnasiasten mit dem Personal- oder zumindest Schülerausweis legitimieren – am Ende machten 413 der wahlberechtigten 435 Schüler ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel. Für einen korrekten und reibungslosen Ablauf sorgten die beiden Wahlhelfer Kai Leitenberger und Jan Hummel aus der zwölften Klasse, die am Freitag nach dem Unterricht auch noch Überstunden machen mussten, um die Stimmen auszuzählen. Die Ergebnisse wurden dann am Sonntag um 18 Uhr im Internet freigeschaltet. Die Gemeinschaftskundelehrerin Julia Bochterle, die sich schon bei den letzten Bundestagswahlen für die Teilnahme an der Juniorwahl stark gemacht hatte, war überzeugt, dass damit das Interesse der Schüler an Politik und auch die Motivation, wählen zu gehen, gesteigert wird. „Schülern im Unterricht zu erklären, wie eine Wahl funktioniert, ist das eine, aber die Praxis ist doch etwas ganz anderes“, sagte die Pädagogin. Bochterle war positiv überrascht von den Reaktionen der jungen Wähler. „Sie waren sehr motiviert, brachten Presseartikel mit in den Unterricht und waren vor der Stimmabgabe richtig aufgeregt“, erzählte die Lehrerin.

Wer wählt was? Kinder diskutieren mit Eltern

Netter Nebeneffekt: „Viele sprachen auch mit ihren Eltern über die Wahlen, und es kam zu Diskussionen, was dazu führte, dass diese ihre Entscheidung rechtfertigen mussten“, sagte sie. Und auch bei den Teilnehmern kam die Aktion gut an. „Es ist wichtig, in einer Demokratie wählen zu gehen, und wenn man sich damit schon im Vorfeld beschäftigen kann, kann das nur hilfreich sein“, befand der Zehntklässler Benedict Els, der gestand, dass er sich im Gegensatz zu der Bürgermeisterwahl nicht sicher war, wem er seine Stimme geben sollte.

Dennoch sprach sich der 16-Jährige wie auch seine beiden Mitschüler gegen das diskutierte Wahlrecht ab 16 Jahren bei Bundestagswahlen aus. „Vieles kann man erst nachvollziehen, wenn man im Berufsleben steht“, meinte Ben Immler. Und Jonas Brenner ergänzte: „Anders als bei der Bürgermeisterwahl, die einen direkt betrifft, kann man auf der Bundesebene mit 16 Jahren nicht immer abschätzen, welche Auswirkungen die Standpunkte der Parteien haben.“

Die Juniorwahl ist das größte Schulprojekt zur politischen Bildung und wird seit 1999 zu allen Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen für Klassen ab der Jahrgangsstufe 7 von dem gemeinnützigen und überparteilichen Verein Kumulus aus Berlin organisiert – einer der Partner ist die Bundeszentrale für politische Bildung. In diesem Jahr verzeichnete die Wahl eine Rekordbeteiligung. Laut den Veranstaltern nahmen fast eine Million Schüler aus 3500 Schulen daran teil.

Wissenschaftliche Studien konnten die Wirksamkeit der Juniorwahl belegen – nicht nur mit Blick auf das angeeignete Wissen und das gestiegene politische Interesse. Es zeigte sich auch, dass der Anteil der Nichtwähler bei den Erstwählern zurückging.