Der Fund eines Leichnams markiert das Ende einer Suche, an der viele Menschen Anteil genommen haben. Bei der Schule, die die 16-Jährige besucht hat, ist die Trauer groß. Ein Polizeisprecher erklärt das weitere Vorgehen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Nun ist es traurige Gewissheit: Die mehr als eine Woche lang vermisste Julia W. aus Remshalden ist tot. Bei dem Leichnam, der am Donnerstag an einem Waldrand bei Lenningen (Kreis Esslingen) gefunden wurde, handelt es sich definitiv um den Körper der 16-Jährigen. Laut der Polizei hatte zunächst ein Passant zwischen Oberlenningen und dem Teilort Hochwang in unwegsamem Gelände einige Gegenstände entdeckt. Er sprach daraufhin Einsatzkräfte an. Als diese den Fund näher untersuchten, stellte sich heraus, dass es sich um Gegenstände aus dem Besitz der Vermissten handelte. In der Nähe fanden die Einsatzkräfte dann auch die tote Jugendliche.

 

Die Polizei geht nach bisherigem Stand der Ermittlungen allerdings nicht davon aus, dass Julia ermordet wurde. „Aufgrund der Gesamtumstände und des Ergebnisses der am Freitag durchgeführten Obduktion ist von einem suizidalen Geschehen auszugehen. Ein Fremdverschulden ist auszuschließen“, so die Pressestelle der Polizei Reutlingen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Jugendliche bereits in der vergangenen Woche starb. Die 35-köpfige Sonderkommission der Polizeipräsidien Reutlingen und Aalen, die bisher die Fahndung nach der mehr als eine Woche lang vermissten Schülerin organisiert hatte, wurde am Freitag aufgelöst. „Einige Ermittlungen werden dennoch weitergeführt“, sagte ein Sprecher der Polizei Reutlingen.

Am Albertus-Magnus-Gymnasium ist die Trauer groß

Erst am Mittwoch hatten sich die Eltern des Mädchens verzweifelt im SWR-Fernsehen zu Wort gemeldet – in der Hoffnung, ihre Tochter könnte noch leben. Der Polizeisprecher versichert, ihnen werde „die ganze Palette von Beratung und Unterstützung“ angeboten, was die psychosoziale Nachsorge angehe. Zwar gebe es speziell geschulte Polizeibeamte, manchmal werde zum Überbringen schrecklicher Nachrichten gleich ein Seelsorger hinzugezogen. Aber die Trauerarbeit gehe weiter, wenn die Polizei schon wieder abgezogen sei. „Dann arbeiten wir mit den Fachdiensten zusammen.“

Auch am Albertus-Magnus-Gymnasium in Stuttgart-Sommerrain, das die 16-Jährige besucht hatte, ist die Bestürzung über den Todesfall groß. „Wir haben einen betreuten Trauerraum in der Schulkapelle eingerichtet, wo unsere Schülerinnen und Schüler den ganzen Tag die Möglichkeit haben, an Julia zu denken. Unsere Gedanken sind ganz bei Julia, ihrer Familie, den Angehörigen und Freunden“, so der Schulleiter Georg Braun. Ein schulinternes Krisenteam, die schulpsychologische Beratungsstelle, die Notfallseelsorge der Stadt Stuttgart und Betreuungskräfte der Polizei Stuttgart hätten ein Betreuungskonzept entwickelt, das seit Donnerstag angeboten werde. Die Schüler würden dieses intensiv wahrnehmen.

Die Anteilnahme der Menschen in der ganzen Region an dem Fall ist groß. Nachdem die 16-Jährige am 24. Januar als vermisst gemeldet worden war, gingen etliche Hinweise bei der Polizei ein. Diese hatte mit Fahndungsplakaten, einer Personenbeschreibung und mehreren Zeugenaufrufen nach der Schülerin gesucht. Doch schlussendlich führten die Spuren ins Leere.

Zunächst war nicht auszuschließen, dass Julia ausgerissen oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. So wurde etwa spekuliert, die Jugendliche könnte am Wochenende, bei einem Handballspiel einer Lenninger Mannschaft in Remshalden, Kontakte zu jemandem dort geknüpft haben. Am Donnerstag, kurz nach dem Fund des Leichnams, sorgte zudem ein SEK-Einsatz in Dettingen, das rund 20 Minuten von Lenningen entfernt liegt, für Spekulationen. Laut der Polizei hatte dieser Einsatz mit dem Schicksal der Jugendlichen aus dem Remstal aber nichts zu tun.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/