Sie redet ohne Unterlass, hat zu allem eine Meinung und lässt sich von zwei Musikern begleiten – so wird aus ihren Texten Hip-Hop zum Mittanzen und Mitsingen: Julia Engelmann, der Star der deutschen Poetry-Slammer, hat im Beethovensaal ihr Publikum verzaubert.

Stuttgart - Sie sagt: „Ich liebe Konfetti!“ – und verschwindet in einer Wolke bunten Papiers. Ihr Bühnenbild ist eine großstädtische Dachterrasse mit Skyline, so fröhlich naiv ausgeführt wie all die Zeichnungen, mit denen die 26-Jährige aus Bremen gerne T-Shirts schmückt. Auch ein Satz aus ihrem persönlichen Poesiealbum darf da niemals fehlen: „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein und an die Geschichten denken, die für immer unsere sind.“

 

Ihre Botschaft ist: Liebe, Jugend, Gegenwärtigkeit

Julia Engelmann gilt als Star der deutschen Poetry-Slammer, redet fast ohne Unterbrechung, gibt ihre Meinung preis über die Welt, ihre Eltern, ihren Hund. Lange, das verrät sie ihren Stuttgarter Fans, arbeitet sie mitunter an ihren Texten, die doch immer sehr spontan wirken. Engelmann spricht sie in einem schneller werdenden, aufgeregten Stakkato, stark rhythmisiert, von Armbewegungen begleitet – das erinnert natürlich an den Hip-Hop, aber die Slammerin weiß auch sehr genau, was sie nicht will: „Dass das hier kein Gangsta-Rap wird, ist längst jedem klar!“ Ihre Botschaft ist Liebe, Jugend, Gegenwärtigkeit; ihre Eltern begleiten sie auf ihrer Tour, die Mutter geht im Saal umher und reicht den Fans das Mikrofon, der Papa meldet sich zu Wort, nur weil er Mama küssen möchte, und bekommt dafür Applaus.

Manchmal ist sie schlicht naiv

Julia indes hüpft über die Bühne, ganz unverstellt und ganz in Schwarz, in einem kurzen Lederjäckchen, mit blonden Haaren, hochgesteckt, mit rot geschminktem Mund. „Ich bin kein Modelmädchen!“ heißt der Song, zu dem sie spät am Abend eine Trommel schlägt und tanzt – und alle tanzen, singen mit. Begleitet wird sie von zwei jungen Musikern, die eine Vielzahl von Instrumenten spielen, ihre Texte in Musik verwandeln, sich aber oft auch zurückziehen, die Bühne ganz dieser jungen Frau überlassen, der es an Selbstbewusstsein sicher nicht gebricht, die witzig, traurig, klug und manchmal schlicht naiv die Welt in ihre große Plaudertasche packt. Ganz zuletzt steht der gut gefüllte Beethovensaal und jubelt ihr zu: Julia Engelmann hat Hoffnung ausgestreut und alle Herzen längst gewonnen.