Zeig mir dein Haar – und ich sage dir, ob du dich coronapolitisch korrekt verhältst. Das gilt auch für den Auftritt der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Eine Stilkritik.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Bis in die 90er Jahre hinein konnte man mit seiner Frisur ein Zeichen setzen, eine politische Stellung beziehen. Ein Punk kennt keinen Scheitel. Doch spätestens als Hauptstadtjournalisten und Fußballer des FC Bayern Irokesenschnitte trugen, war die Idee passé. Alles geht heute immer, selbst Glatzen sind okay.

 

Die Spitzen!

Seit das Coronavirus aber unsere Köpfe beherrscht, sind Frisuren hochpolitisch, zumal jene von Politikern. Weil die Friseure sich im Zwangsurlaub befinden, achten Wähler genau darauf, ob die Volksvertreter ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Ob beispielsweise die Nackenhaare korrekt wuchern oder die ansonsten perfekt gestylte Julia Klöckner erste Anzeichen von Verlotterung aufweist. Wehe, die Bundeslandwirtschaftsministerin lässt sich im Untergrund heimlich die Spitzen schneiden!

Irgendwie okay

Und tatsächlich: Auch wenn der Farbton ihrer Blazer wie vor Corona je nach Lichteinfall zwischen Erdbeere, Koralle und einem kräftigen Rosé aus der sonnigen Pfalz changiert, zeigt die Absenz der Friseurschere deutliche Wirkung. Die Elastizität der blonden Wellen ist ein wenig dahin. Lasst es einfach hängen, lautet nun die Botschaft der rheinland-pfälzischen CDU-Politikerin und ehemaligen Weinkönigin. Eine Frisur mit Ansage. Nicht perfekt, aber irgendwie okay.