Eigentlich hatte sich Salome Roller für eine Rolle im Musical Anastasia beworben – doch nun steht die elfjährige Schwaikheimerin im Stuttgarter Schauspielhaus auf der Bühne: Sie spielt die Iphigenie in „Orestie“.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Schwaikheim - Wenn Salome Roller auf der Bühne des Stuttgarter Schauspielhauses steht, ist das Lampenfieber weg. Wobei: „Eigentlich war ich nur vor der ersten Vorstellung richtig aufgeregt“, erzählt die Elfjährige aus Schwaikheim. Insgesamt drei Mal hat sie bisher in „Orestie“ von Robert Icke die Iphigenie gespielt, die am Ende des ersten Akts von ihrem Vater getötet wird und im weiteren Verlauf des über drei Stunden dauernden Theaterstücks immer wieder als Geist erscheint.

 

Ursprünglich hatte Salome sich im vergangenen Herbst auf eine Rolle im Musical Anastasia beworben. Ihr Vater Frank Roller war zufällig auf den Castingaufruf für die Kinderrollen gestoßen. „Ich habe gedacht, das würde passen und sie gefragt, ob sie Lust hat“, erinnert er sich. Und Salome hatte Lust. „Wir sind völlig unbedarft dahingegangen, wir haben keinen Druck gemacht“, sagt ihre Mutter Petra. Salome kam in die engere Auswahl, für die Besetzung reichte es aber nicht ganz. Allerdings wurde Familie Roller von den Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass für die Orestie im Schauspiel Stuttgart noch Mädchen gesucht werden – und hier hatte Salome mehr Glück. „Ich hab mich richtig gefreut, weil es schon was Größeres ist“, sagt sie und lächelt.

Salome bleibt bescheiden

Ungefähr sechs Seiten Text musste die Sechstklässlerin lernen. Neun bis zehn Stunden pro Woche hat sie geprobt, am 25. November war ihre Premiere. Schauspielerfahrung hatte sie bis dahin nur beim Krippenspiel in der Kinderkirche gesammelt. Es sei eine Herausforderung gewesen, das Textlernen, die Proben und die Schule zeitlich unter einen Hut zu bringen, erinnert sich Salome. „Aber das ging dann schon“, sagt sie unbekümmert. Inzwischen wird nur noch wenige Tage vor einer Aufführung geprobt, Salome spielt ungefähr einmal im Monat, abwechselnd mit einer anderen Jungschauspielerin.

„Iphigenie ist ein starkes Mädchen. Sie will ihre Meinung durchsetzen und gibt nicht so schnell auf“, beschreibt die Elfjährige ihre Figur. Ein Vorbild? Salome überlegt. „Nicht in allem. Aber ich gebe auch nicht so schnell auf.“ Es gefällt ihr, dass man beim Schauspielen jemand anderes sein kann, dass man zeigen kann, was man gelernt hat – und dass man neue Leute kennenlernt. „Die erwachsenen Schauspieler sind alle richtig nett“, sagt Salome und strahlt. „Es macht richtig Spaß, mit denen zu arbeiten. Ich möchte gern auch mal so gut schauspielen können.“ Trotz aller Begeisterung bleibt die Elfjährige bescheiden: „Man weiß nie, wie weit man es bringt.“ Sie mag kreative Tätigkeiten, würde auch gerne Autorin werden. „Aber da muss man auch gucken, dass man noch einen anderen Beruf hat, falls es nicht klappt“, sagt sie. Architektin könnte ein solcher Beruf sein.

Zur Not hilft Improvisation

Bislang hat es jedenfalls gut funktioniert mit der Schauspielerei. Zwar habe sie manchmal etwas vergessen, das aber dann mit Improvisation wieder hingekriegt, verrät sie fröhlich. „Für uns ist das eine ganz neue Erfahrung, das gleiche Stück mehrmals zu sehen“, sagt Frank Roller. „Man schaut jetzt auch auf die Feinheiten“, ergänzt seine Frau Petra. „Man fiebert auf jeden Fall mit, aber ich weiß auch, dass sie es kann.“ Salomes Eltern loben die herzliche Atmosphäre am Theater und die professionelle Betreuung der Kinderschauspieler während des Stücks, wenn sie gerade nicht auf der Bühne stehen.

Ihren Freundinnen rät Salome allerdings eher davon ab, die Orestie anzusehen: „Ich glaube, das Stück ist schon ziemlich brutal“, sagt sie. „Es berührt mich immer noch, wenn ich sie quasi sterben sehe“, sagt Frank Roller. Er und seine Frau sind stolz auf ihre Tochter. Und nach der „heißen Phase“ mit den vielen Proben und Fahrten nach Stuttgart sei es nun wieder ruhiger geworden, berichten sie, während Salome sich zufrieden an Kater Johnny kuschelt.