Die vierte Auflage der Action-Reihe Just Cause ist zu haben. Wie gut schlägt sich der Held Rico Rodriguez im Vergleich mit Open-World-Krachern wie Red Dead Redemption 2 und Marvel’s Spider-Man? Wir haben es getestet.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Just Cause ist schon aus Tradition der beachtenswerte B-Movie unter den Action-Krachern, die regelmäßig auf PC und Konsole erscheinen. Nie wirklich schlecht, aber auch nie bahnbrechend. Gleichwohl hat sich der bärbeißige Actionheld Rico Rodriguez eine treue Fangemeinde erobert. Schließlich lässt sich kaum eine andere offene Welt so schön zerstören wie jene in Just Cause.

 

Nun ist der vierte Teil erschienen und es stellt sich die Frage, wie sich Just Cause im Wettbewerb mit den anderen Top-Spielen des Jahres hält. Red Dead Redemption 2 hat vor Kurzem das Open-World-Genre grafisch und spielerisch auf eine neue Ebene gehoben, auch wenn es vielen Spielern ein bisschen zu viel des Guten war. Das Superhelden-Spiel Marvel’s Spider-Man hat ebenfalls eine bemerkenswert große offene Welt zu bieten, in der jede Menge Action geboten ist.

Und Shadow of the Tomb Raider, der dritte Teil der Neuauflage der Geschichte um die kampferprobte Archäologin Lara Croft, hat zwar nur eine übersichtliche offene Welt zu bieten, punktet dafür aber mit einer überzeugenden Geschichte und wunderschöner Grafik. Und Just Cause 4? Wir haben es getestet.

Spielinhalt

Die Handlung in Just Cause 4 ist einem Action-Reißer entsprechend angemessen schlicht und dient offensichtlich nur als Vehikel für allerlei explosiven Unsinn, den Rico Rodriguez im Zuge der Missionen auf der südamerikanischen Insel Solís anstellt. Dort herrscht (mal wieder) ein sinistrer Tyrann, der mittels einer Superwaffe das Wetter verrückt spielen lassen und Sandstürme, Tornados und Gewitter auslösen kann.

Rico Rodriguez’ Mission lautet, diese Superwaffe auszuschalten. Auf dem Weg dahin weiß er die Armee des Chaos auf seiner Seite, mit der nach und nach Teile der Insel zurückerobert und dem Einfluss des Diktators entzieht. Wie gewohnt ist Rico zu Lande, zu Wasser und in der Luft unterwegs, sein omnipotenter Greifhaken hat die Qualitäten einer Superkraft. Im Verlauf des Spiels erfährt der Spieler etwas mehr über die Vergangenheit von Rico.

Stärken

In Just Cause 4 kracht und scheppert es an allen Ecken und Enden. Wer mag, arbeitet sich abseits der Missionen zu einem der Frontabschnitte vor, in denen die Armee des Chaos gegen die Regierungstruppen kämpft und tobt sich dort nach Lust und Laune aus – entweder mit dem umfangreichen Waffenarsenal, oder aber mit dem Greifhaken, der sich mit allerlei Upgrades zu einer krassen und flexibel einsetzbaren Superwaffe aufrüsten lässt.

Mit einem gekaperten Panzerspähwagen feindliche Tankdepots oder Maschinengewehrnester auszuschalten, unterhält bestens, wie gewohnt kann Rico eine Menge Fahrzeuge übernehmen, vom schrottreifen Lastwagen bis hin zum Helikopter. In der stimmigen offenen Welt mit schöner Atmosphäre fällt die banale Geschichte nicht weiter auf.

Schwächen

Auch wenn Just Cause 4 insgesamt hübsch aussieht, ist der Spieler grafisch inzwischen mehr gewöhnt. Aufploppende und matschige Texturen sowie Clippingfehler sorgen für unschöne Effekte in weitläufigen Levels à la Shooterlegenden wie Dark Forces, die man eigentlich im Kabinett der Computerspielgeschichte wähnte.

Das Missionsdesign ist mäßig kreativ, der Spielfluss wird überdies immer wieder durch zu kleine Waffenmagazine gestört. Regelmäßig sucht der Spieler nach neuen Waffen, die zudem nur schwer zu erkennen sind. In der Hitze des Gefechts geht da schnell der Überblick verloren. Eine konfus agierende künstliche Intelligenz bei den Fahrern sorgt bisweilen für Chaos, wenn Rico Feinde und Hindernisse nicht rechtzeitig oder nur unzureichend aus dem Weg schafft. Die fitzelige Steuerung macht es nicht besser.

Fazit

Just Cause 4 hat im Vergleich zu seinem Vorgänger Fortschritte gemacht, aber das gilt für andere Open-World-Spiele ebenfalls. Deshalb wirkt die vierte Auflage des Actionkrachers ein bisschen wie seinerzeit Duke Nukem Forever, nachdem Spiele wie Half-Life 2 in punkto Leveldesign, Bioshock im Storytelling und GTA beim Thema Open World längste neue Standards gesetzt hatten. Es macht eine Menge Spaß, aber immer wieder beschleicht den Spieler das Gefühl, grafisch wie spielerisch hinten dran zu sein.

Just Cause 4 ist für Playstation 4, XBox One und PC erschienen und kostet um die 60 Euro.

Grafik: 3 von 5 Punkten

Spielspaß: 3,5 von 5 Punkten

Atmosphäre: 3 von 5 Punkten