Der Karstadt-Eigner René Benko gibt die Mehrheit der Anteile am operativen Geschäft der Premium-Sparte an einen thailändischen Investor ab. Dieser fusioniert die KaDeWe-Gruppe mit der italienischen Luxuskaufhauskette La Rinascente.

Stuttgart - Mitten im Poker um die Übernahme der Metro-Tochter Kaufhof gibt der österreichische Karstadt-Eigentümer René Benko die operative Führung an den drei Karstadt-Luxuskaufhäusern aus der Hand. Die italienische Warenhauskette La Rinascente übernimmt 50,1 Prozent der Anteile an der KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem Berliner Nobelkaufhaus auch das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München gehören. 49,9 Prozent würden langfristig im Besitz von Benkos Signa Holding verbleiben. „Für alle wesentlichen strategischen Zukunftsentscheidungen wurde das Prinzip der Einstimmigkeit vereinbart“, teilten Signa und der neue Mehrheitseigentümer, die thailändische Central-Gruppe, am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung mit.

 

Hinter der Central steht die Familie Chirathivat, laut der Nachrichtenagentur Reuters eine den reichsten Familien Thailands und seit der Übernahme von La Rinascente im Jahr 2011auf dem europäischen Markt aktiv. Zuvor gehörte das 1865 in Mailand gegründete Kaufhausunternehmen der Familie Agnelli. La Rinascente betreibt derzeit elf Warenhäuser in Italien sowie das 2013 erworbene dänische Traditionskaufhaus Illum in Kopenhagen. Die zwölf Häuser beschäftigten zuletzt 1600 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro.

Weitere Standorte in Wien und Prag sind geplant

Ziel der neuen Partnerschaft sei es, Europas Marktführer im Premiumbereich zu werden und weiter zu wachsen. „Unsere Strategie ist nachhaltig und auf qualitatives Wachstum angelegt“, sagte der Geschäftsführer von Signa Retail, Wolfram Keil am Dienstag. „Wir bündeln deshalb die Top-Kräfte des Kontinents im Premium-Segment.“ Laut der Mitteilung seien weitere Standorte in Wien und Prag unter dem Dach der KaDeWe-Gruppe geplant. Darüber hinaus würden beide Partner einen dreistelligen Millionenbetrag investieren und intensiv prüfen, weitere Wettbewerber in Deutschland und der Schweiz zu übernehmen. Der bisherige Leiter der KaDeWe-Gruppe, André Maeder, werde das Unternehmen künftig gemeinsam mit Vittorio Radice, einem Ex- Chef von La Rinascente und ehemaligen Manager der britischen Kaufhauskette Selfridges, leiten.

Für die rund 1000 Beschäftigen der drei Karstadt-Luxuswarenhäuser ist der Gewerkschaft Verdi zufolge im April eine schrittweise Rückkehr zum Tarifvertrag vereinbart worden. Eine Einigung in den seit mehr als anderthalb Jahren andauernden Tarifgesprächen für die Beschäftigten der klassischen Warenhäuser sowie der Sporthäuser steht dagegen noch aus. Die Gespräche sind momentan ausgesetzt. Karstadt spart sich damit anders als sein Konkurrent Kaufhof die Lohnerhöhungen für die Beschäftigten.

Hinter den Kulissen tobt ein Bieterwettstreit um Kaufhof

Über die Zukunft der Metro-Tochter ist unterdessen hinter den Kulissen ein Bieterwettstreit entbrannt. Berichten zufolge haben mindestens zwei Interessenten bereits ihre Angebote für eine Kaufhof-Übernahme abgegeben: Ein heißer Kandidat ist Benkos Wiener Immobilien- und Handelsgruppe. Als Karstadt-Mehrheitseigentümer und Besitzer zahlreicher Karstadt-Immobilien, darunter auch die der drei Premiumhäuser der KaDeWe-Gruppe in Hamburg, Berlin und München, ist der Österreicher bereits im deutschen Markt aktiv. Anders das kanadisch-amerikanische Handelsunternehmen Hudson’s Bay, für das der Einstieg bei Kaufhof ein erster Schritt auf den europäischen Markt wäre. Eine offizielle Bestätigung für die Angebote der Österreicher und der Kanadier, die Berichten zufolge mit 2,9 Milliarden Euro etwa in der gleichen Größenordnung liegen sollen, gibt es bisher allerdings nicht.

Erhielte die Wiener Signa-Gruppe den Zuschlag, könnte die Deutsche Warenhaus AG doch noch Wirklichkeit werden. Der Begriff geistert seit mehr als zehn Jahren durch die deutsche Handelslandschaft. Er steht für die Fusion der beiden letzten am Markt verbliebenen großen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof. Mindestens zweimal, 2008 und 2011, wurde dieser Zusammenschluss bereits ernsthaft erwogen, zunächst unter dem damaligen Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, und Ende 2011 noch einmal während der kurzen Ägide des Karstadt-Eigners Nicolas Berggruen. An der Spitze der Kaufhof-Mutter Metro stand jeweils deren ehemaliger Vorstandschef Eckhard Cordes (2007 bis 2011). Sein Nachfolger Olaf Koch packte die Verkaufspläne dann nach seinem Antritt in die Schublade, weil ihm die Finanzierungsmodelle der potenziellen Käufer zu wackelig erschienen. Das könnte sich nun geändert haben.