Seit Dienstag ist Frühling. Doch die niedrigen Temperaturen dürften bei vielen nur wenig Begeisterung auslösen. Wir haben bei Landwirten, Obst- und Weinbauern nachgefragt, inwiefern sich die Kälte auf ihre Betriebe auswirkt.

Stuttgarter Norden - Mit dem Wetter ist Konrad Ritz bislang ganz zufrieden. „Es war ein guter Winter“, sagt der Obmann der Landwirte in Weilimdorf. „Wir hatten die richtige Winterfeuchte und hatten danach einen schönen Dauerfrost im Februar“, sagt der Landwirt und erklärt die Vorzüge der andauernden Kälte: „Wenn der Boden längere Zeit gefriert und sich das Wasser ausdehnt, dann zerreißt es, auf gut schwäbisch gesagt, die Dreckbollen.“ Diese sogenannte „Frostgare“ lockere vor allem die umgebrochenen Böden auf – ein durchaus erwünschter Effekt.

 

Und auch aus einem anderen Grund hat Ritz nichts gegen einen ordentlich kalten Winter einzuwenden. „Wir säen in der Zeit zwischen der Hauptnutzung so genannte Zwischenfrüchte wie Senf, Lupinen, Phacelia und andere Sorten. Diese Kulturen dienen als Mulchdecke gegen Austrockung des Bodens und als Errosionschutz sowie als Gründung.“ Bei diesen Pflanzen sei ausreichender Frost nötig, damit sie nach einer gewissen Zeit erfrieren und absterben. „Wenn die Winter zu warm sind und diese Pflanzen nicht erfrieren, dann wachsen sie weiter und wir bekommen ein Problem.“ In diesem Jahr müsse er sich deswegen jedoch keine Sorgen machen. Der Winter laufe nach Plan.

Geplant sind auch die Arbeitsschritte. Sommergerste hat der Landwirt bereits vor wenigen Tagen gesät, als nächstes kommen die Zuckerrüben an die Reihe. „Dazu sollte es aber ein bisschen trockener sein“, sagt Ritz. „Und Kartoffeln setzen wir in der Zeit um Ostern.“ Eher empfindlich in Sachen Kälte sei lediglich der Futtermais, „wobei auch der Mais im Laufe der Jahre durch Einkreuzungen robuster geworden ist. Bis wir den aussäen wird es April.“

Fabian Rajtschan hat noch mit den Frostschäden aus dem Jahr 2017 zu kämpfen

Deutlich empfindlicher sind die Pflanzen, mit denen Obstbauer Christian Hörnle sein Brot verdient: Beerenfrüche vor allem, im Besonderen die Erdbeere. Aber auch Äpfel, Zwetschgen und Mirabellen hat er auf den Wiesen an der Ditzinger Straße stehen. Aktuell beschäftigt ihn vor allem der Baumschnitt: „Es ist wichtig, dass man die Bäume gut schneidet, dann stimmt auch der Ertrag.“ Vorausgesetzt, das Wetter macht einem keinen Strich durch die Rechnung. So wie im vergangenen Jahr. Da hatte besonders eine frostige Nacht am 20. April alle Hoffnungen auf eine gute Ernte zunichtet gemacht. „Zu diesem Zeitpunkt war der Blütenbesatz optimal, dann gab es in der Nacht mehr als fünf Stunden mit Minus viereinhalb Grad und die meisten Blüten sind erfroren.“ Und wo es keine Blüten gibt, da wachsen auch keine Früchte. Die Bilanz 2017: nur etwa zehn Prozent der üblichen Apfelernte und ein Komplettausfall bei Zwetschgen und Mirabellen. „So langsam könnte es schon mal Frühling werden“, sagt der Hobbymeteorologe, der seit mittlerweile 13 Jahren eine Wetterstation auf seinen Wiesen betreibt. Die Daten werden alle fünf Minuten per Funk ins Büro übertragen und sind auf der Internetseite des Obsthofs abzulesen. „November, Dezember, Januar waren verhältnismäßig nass, die Frostperiode im Februar hat dem Boden gut getan“, sagt Hörnle. „Jetzt hoffen wir, dass es moderat wärmer wird und dann die Vegetationsphase beginnt – und regnen könnte es auch mal wieder.“ Verglichen mit dem Mittelwert aus den vergangenen 30 Jahren hatte der Februar nur etwa 40 Prozent der zu erwartenden Niederschlagsmenge. Auch der März liegt noch hinter den Erwartungen zurück. Im Zweifel jedoch ist es einfacher etwas gegen die Trockenheit zu machen als gegen den Frost und die Kälte. Wenn alles glatt geht und bitterkalte Überraschungen wie in 2017 ausbleiben, dann rechnet Hörnle mit den ersten heimischen Erdbeeren Mitte Mai.

Der Feuerbacher Jungwinzer Fabian Rajtschan ist froh, dass es trotz kalendarischem Frühlingsbeginn noch einmal kalt geworden ist: „Im Moment ist das kein Problem. Die Natur schläft noch.“ Die kühleren Temperaturen seien derzeit sogar eher von Vorteil. „Die Kälte bremst die Natur etwas aus. Wenn der Austrieb der Reben so extrem früh beginnt, ist das nicht gut“, sagt Rajtschan. Zu was das führen kann, habe man im vergangenen Jahr gesehen, als der wiederkehrende Frost im April schließlich für große Ernteausfälle sorgte.

Noch heute hat Rajtschan mit den Auswirkungen der Frostschäden aus 2017 zu kämpfen: „Es ist schwierig, Holz zu finden, das so angeschnitten werden kann, dass es schöne Ruten gibt, an denen auch Trauben wachsen können.“ Auch der trockene Sommer sei daran aber nicht ganz unschuldig. „Derzeit bin ich allerdings mit dem Wetter sehr zufrieden. Die Reben sitzen in den Startlöchern“, sagt Rajtschan.