Nun füllt auch Daimler bei einigen Modellen das Kältemittel R1234yf in die Klimaanlage. Im Streit mit der EU-Kommission hat der Konzern teilweise ungeschickt agiert, findet der StZ-Wirtschaftsredakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Es geht also doch. Bisher hatte Daimler stets argumentiert, dass es den Kunden gegenüber nicht zu verantworten sei, das Kältemittel R1234yf in die Klimaanlagen der Autos mit dem Stern zu füllen. Der Stuttgarter Autobauer begründete das mit der im Vergleich zum bisher eingesetzten Kältemittel R134a leichteren Entflammbarkeit der Chemikalie, die dafür deutlich klimafreundlicher ist. Andere Autohersteller hielten dieses Problem offenbar für technisch beherrschbar. Nun ist Daimler ebenfalls der Ansicht, dass sich – mit einigen konstruktiven Anpassungen an den Fahrzeugen – auch mit einer R1234yf-Klimaanlage der hohe Sicherheitsstandard erreichen lässt, den die Kundschaft zu Recht erwartet.

 

Wenn den Daimler-Ingenieuren diese pragmatische Lösung etwas schneller eingefallen wäre, hätten sie sich eine Menge Ärger mit der Brüsseler EU-Kommission sparen können. Zeitweise drohte in Frankreich sogar ein Zulassungsstopp von Mercedes-Fahrzeugen, weil Paris die nachträglich beim Kraftfahrt-Bundesamt eingeholten Typgenehmigungen für einige Modelle der Stuttgarter nicht anerkennen wollte.

Nicht sonderlich geschickt war auch, dass Daimler bei dem die ganze Branche betreffenden Thema Kältemittel sich nicht besser mit den anderen Automobilproduzenten abgestimmt hat. Wie es aussieht, wollte der Mercedes-Hersteller sich beim Thema Sicherheit – bei dem er seit jeher eine Führungsrolle für sich beansprucht – gegenüber der Konkurrenz profilieren. Dafür nahmen die Stuttgarter einen Dauerstreit mit Brüssel in Kauf, den sie letztlich nicht gewinnen konnten. Dabei ging es eigentlich nur darum, die Übergangszeit bis zur Umstellung auf das neue Kältemittel CO2 mit Anstand zu überbrücken. CO2 ist nicht brennbar und zudem weniger klimaschädlich als das aus anderen Gründen umstrittene Kältemittel R 1234yf.

Ein Gutes hat der Konflikt über das richtige Kältemittel für Autoklimaanlagen trotz allem: Daimler hat bei der Entwicklung der zukunftsweisenden CO2-Klimaanlagen kräftig aufs Tempo gedrückt und liefert von 2017 an die ersten Serienfahrzeuge mit dieser Technik aus – allerdings zunächst nur in den hochpreisigen Autos der S- und E- Klasse von Mercedes.