Heiko Blocher hat seine Kaffee-Leidenschaft zum Beruf gemacht. Pro Jahr verkauft der gebürtige Dettinger, der gerne im Stuttgarter Osten lebt, rund 6,5 Tonnen seines Schwarzmahler-Kaffees.

S-Ost - Ob als Wachmacher, Ritual oder einfach nur zum Genuss: Kaffee ist mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 162 Litern jährlich das Lieblingsgetränk der Deutschen. Eine Tasse Kaffee, mit Milch, Zucker oder pur schwarz, gehört für viele Menschen zu einem guten Start in den Tag dazu. Auch Heiko Blocher liebt Kaffee. Bis zu zwölf Tassen trinkt er jeden Tag. Für den 38-Jährigen, der seit fünf Jahren mit seiner Familie im Stuttgarter Osten lebt, ist Kaffee jedoch mehr als nur ein Heißgetränk. Das braune Gold ist für den gebürtigen Dettinger Lebensgefühl und pure Leidenschaft. Weil Blocher den für sich perfekten Kaffee nirgends finden konnte, entschied er sich, selbst einen zu machen.

 

Das kleine Geschäft hat Kunden in ganz Deutschland

Was als Hobby in der heimischen Küche angefangen hatte, gipfelte 2011 in der Gründung seines eigenen Kaffeeunternehmens mit dem Namen Schwarzmahler. Neben einem Onlineshop betreibt Heiko Blocher, der eigentlich Diplom-Sozialpädagoge ist, seit zwei Jahren zudem einen kleinen Kaffeeladen an der Rotenbergstraße. Das wohnzimmergroße Geschäft ist unter Kennern der Szene längst kein Geheimtipp mehr. Die Kunden kommen nicht nur aus der näheren Nachbarschaft im Osten, sondern aus ganz Deutschland.

Pro Jahr verkauft Heiko Blocher circa 6,5 Tonnen Kaffee. Der Unternehmer kauft seinen Rohkaffee direkt und ohne Zwischenhändler bei demokratisch organisierten Kooperativen aus Ecuador und lässt sie nach seinen Vorgaben in einer kleinen Rösterei in Hamburg veredeln. „Qualität, fairer Handel, eine gute Bezahlung der Kaffeebauern, der ökologische Anbau und die Nachhaltigkeit stehen bei meinen Produkten im Vordergrund“, sagt Blocher. Teil der Unternehmensphilosophie sind des Weiteren aluminiumfreie, energieeffiziente Verpackungen und ein CO2-neutraler Versand zum Endkunden. Wenn die Söhne in der Kita sind, verpackt der zweifache Vater die Bestellungen und bringt sie selbst zur Post.

Keine Wegwerfbecher, Möbel aus dem Behindertenzentrum

Das Thema Nachhaltigkeit findet sich auch in seinem Geschäft wieder. Einen Coffee-to-Go mit Wegwerfbechern gibt es bei ihm nicht. Wer bei Schwarzmahler einen Kaffee trinken möchte, nimmt auf der Fensterbank oder auf kleinen Holzhockern Platz, die einmal Europaletten waren. Hergestellt wurden die Möbelstücke im Behindertenzentrum BHZ. Die Holzbalken an der Theke stammen hingegen von einer abgerissenen Scheune aus Blochers Heimatdorf in Dettingen.

Für ein paar Stunden in der Woche steht Heiko Blocher selbst hinter der Theke. Dann legt der smarte Barista eine seiner Platten auf und stellt sich vor seine handgemachte Bosco aus Italien. Die Kaffeemaschine ist eine edle Rarität. Deutschlandweit gibt es nur zwei dieser Sorte, die in der Gastronomie eingesetzt werden. „Schon beim ersten Tropfen, der aus der Maschine kommt, erkenne ich, ob der Kaffee schmeckt oder nicht“, sagt Blocher. Zum Test reicht er einen „Kesselkaffee“: ein vollmundig-schokoladiger Espresso Cortado mit feinporig aufgeschäumter Milch. Seine neueste Bohnenröstung ist eine Liebeserklärung an den Stuttgarter Osten. „Heimat“ ist eine geschmacksstarke, fruchtige Mischung aus zwei verschieden gerösteten Arabicas und „schmeckt einfach nach Zuhause“, sagt Heiko Blocher.

„Wir leben sehr gerne im Osten und fühlen uns hier angekommen“, sagt er. Die vielen Stammkunden schätzen nicht nur Blochers Kaffeekreationen, sondern auch die vertraulichen Gespräche mit ihm, die den Raum nie verlassen. „Der Barista von heute ist der Barkeeper von gestern“, erklärt Blocher. Neben Kaffee hat der Mann mit der sanften, ruhigen Art übrigens eine weitere Leidenschaft. Heiko Blocher ist Leadsänger in einer Hardcore-Punk-Band, die sich so nennt wie sein erster eigener Kaffee: Deliver (zu Deutsch liefern). Die knallharten, schrillen Punk-Beats sind Geschmackssache. Der Kaffee ist einfach nur gut.