40 Jahre nach dem Massenmord durch die Roten Khmer sind zwei ehemalige Anführer wegen Völkermordes schuldig gesprochen worden. Ohne die Vereinten Nationen hätte es dieses Urteil nicht gegeben, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Als das Kambodscha-Tribunal 2006 gegründet wurde, da sah der Zeitplan eine Lebensdauer von drei Jahren für das Gericht vor. Jetzt ist mit dem Schuldspruch gegen zwei der führenden ehemaligen Steinzeitkommunisten wohl endgültig Schluss. Der Versuch einer Aufarbeitung von einem der schrecklichsten Ereignisse der neueren Geschichte, von zwei Millionen Toten in nicht einmal vier Jahren, er ist vorbei – und nur zum Teil geglückt. Immer noch sitzen ehemalige Mitglieder der Roten Khmer in führenden Positionen des Landes, Ministerpräsident Hun Sen ist einer von ihnen. Doch das war klar und Teil des Deals, den die UN mit Kambodscha geschlossen hatten. Lieber ein bisschen Aufarbeitung, als gar keine.

 

Das Land verwandelt sich wieder in eine Diktatur

Was nicht klar war, das ist die Entwicklung des südostasiatischen Landes. Die juristische Aufarbeitung der Vergangenheit mag nur zum Teil geglückt sein, der Versuch einer Demokratisierung ist hingegen krachend gescheitert. Hun Sen hat das Land in eine Art Diktatur verwandelt, die Opposition vernichtet – und lässt sich von den Medien gerne „glorreicher Prinz, höchster Beschützer des Volkes und berühmter Kriegsherr“ nennen. Wären die Aufarbeitung allein in den Händen der korrupten, kambodschanischen Justiz gelegen, es wäre wohl nie zu einem Schuldspruch gekommen.