Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne will Oberbürgermeister Fritz Kuhn das Konzept Sauberes Stuttgart stärker im Bewusstsein der Bürger verankern.

Stuttgart - Viel plakativer hätte es die Stadt nicht machen können: 36 Kubikmeter Müll lagen am Dienstag in einem Stahl-Kubus mitten auf dem Schlossplatz. Ein unschöner Anblick. Genau diese Menge kommt an nur zwei Werktagen in der Stuttgarter City zusammen. Müll in der Öffentlichkeit trübe aber nicht nur das Bild der Stadt, sondern er wirke sich auch negativ auf das Sicherheitsgefühl der Bürger aus, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

 

Zusammen mit Technikbürgermeister Dirk Thürnau gab er im Rahmen eines Aktionstags den Startschuss zur Öffentlichkeitskampagne „Stuttgart macht’s rein – Weniger Müll. Mehr Stuttgart“, konzipiert und ausgeführt von der Agentur „Werbung etc.“. Die Kampagne ist breit angelegt und reicht von großflächiger Werbung im ganzen Stadtgebiet über Aktionen in den Sozialen Medien bis hin zu Radio-Spots. Ziel ist es, das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen, wie schädlich es ist, Müll einfach achtlos in die Gegend zu werfen.

45 Millionen für eine saubere Stadt

Die Kampagne ist wiederum Teil des Konzepts „Sauberes Stuttgart“, das im Frühjahr gestartet ist. Der Gemeinderat hatte dafür auf Anregung von OB Kuhn Haushaltsmittel in Höhe von 45 Millionen Euro bewilligt. Die Schwerpunkte liegen neben der Öffentlichkeitskampagne auf umfangreicheren Reinigungsmaßnahmen, mehr Mülleimern und verstärkten Kontrollen. So gibt es jetzt dreimal pro Woche eine Nassreinigung der Innenstadtbezirke – vorher gab es die nur einmal wöchentlich.

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In den Außenbezirken gab es sie bislang gar nicht – nun immerhin einmal wöchentlich. Darüber hinaus sind 123 neue Stellen geschaffen worden, teils bei der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), die 45 neue Fahrzeuge angeschafft hat, teils beim Ordnungsamt, das künftig verstärkt kontrollieren will. Ein besonderer Schwerpunkt liege auf der Reinhaltung von Spielplätzen, denn man wisse, dass sich Kinder durch den Dreck besonders gestört und verunsichert fühlten, sagte Fritz Kuhn.

OB Kuhn setzt zunächst auf die Überzeugung der Bürger

Auch was die Strafen angeht, zum Beispiel für das Wegwerfen einer Zigarettenkippe, handelt die Stadt nicht mehr ganz so kulant wie bislang. Zwar belassen es die Ordnungskräfte beim ersten Vergehen bei einer Belehrung. Doch schon beim zweiten Mal werden empfindliche Geldstrafen von bis zu 200 Euro fällig. Der Oberbürgermeister setzt aber zuvorderst nicht auf Strafen, sondern auf die Überzeugung der Bürger. „Mit der Keule“ wolle man nicht ran. Stattdessen wolle man mit der Kampagne ein Wir-Gefühl erzeugen.

„Man schmeißt nichts weg!“: dieses in der Kehrwochen-Stadt lange selbstverständliche Credo sei in letzter Zeit etwas verloren gegangen, so Kuhn. Stuttgart sei aber einfach zu wertvoll, um es zu vermüllen. Neben verstärkter Reinigung und Kontrollen legt er deshalb Wert auf Aufklärungs-Aktionen, die in Kindergärten und Schulen stattfinden werden. Diese vorbeugende Herangehensweise hält auch Dirk Thürnau für die richtige.

„Es bringt nichts, nur hinterher aufzuräumen“, sagte er. Man könne so viel Geld in die Hand nehmen, wie man wolle – ohne die Bürger erreiche man wenig auf dem Weg zur sauberen Stadt. Diese müssten mit dem Herzen dabei sein. Nicht zuletzt spart Prävention auch Kosten, denn Reinigung ist teuer: so sei der Einsatz einer Spezialmaschine nötig, um auf dem Asphalt festklebende Kaugummis zu entfernen, sagte Thürnau.