Die Kampagne „Rad nimmt Rücksicht“ weist auch per Bodenmarkierung auf mögliche Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr hin. Jetzt hat die Stadtverwaltung die komplette Liste veröffentlicht.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Über die „Rad nimmt Rücksicht“-Kampagne ist bislang vor allem auf der Metaebene gestritten worden: Radfahrer fühlten sich zu Unrecht pauschal an den Pranger gestellt, etliche Fußgänger und Autofahrer dagegen in ihrer Wahrnehmung bestätigt.

 

Seit Freitag ist auch bekannt, an welchen konkreten Orten die Verkehrsteilnehmer besonders Acht geben sollen. Die Stadtverwaltung hat eine Liste jener Orte veröffentlicht, an denen mittels Sprühkreidemotiv am Boden um Rücksicht gebeten wird. Die Liste war von einem Bürger mittels Anfrage nach Informationsfreiheitsgesetz (IFG) erfragt worden, sie ist nun auf dem darauf spezialisierten Portal fragdenstaat.de zugänglich.

Die Liste ist interessant, weil die Stadtverwaltung die Stellen „neben der Erfahrung des Fachpersonals durch Analyse der Beschwerdelage und der Unfalllage ermittelt“ wurden, wie die Verwaltung in der Antwort auf die IFG-Anfrage schreibt. Bei der Liste handelt es sich also um eine mehr oder weniger vollständige Aufzählung von Konfliktstellen für Radfahrer und Fußgänger im städtischen Verkehr.

Hier lauern Konflikte

Wir visualisieren die Orte in zwei Karten – zunächst den Innenstadtbereich. Klicken Sie auf die Symbole, um detaillierte Angaben zu den Standorten für die Warnhinweise zu erhalten.

Die Hinweise konzentrieren sich also schwerpunktmäßig auf den Streckenabschnitt Heslach-Bad Cannstatt der Hauptradroute 1 sowie den weiteren Verlauf der Radwege entlang des Neckars.

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„Die Beschwerden der Fußgängerinnen und Fußgänger richteten sich hauptsächlich gegen die rechtswidrige Nutzung von Gehwegen und Fußgängerzonen durch Radfahrende sowie zu dichtes Überholen und das sogenannte ‚Wegklingeln’“, schreibt die Stadtverwaltung zu den Beschwerden. Zudem seien Klagen über die (nicht erlaubte) Radnutzung auf der Königstraße und im Höhenpark Killesberg eingegangen. Dort wurden aber unter Verweis auf das Radfahrverbot keine Hinweise angebracht.

Konflikte in den Außenbezirken?

In den Außenbereichen der Stadt ist nur die Gegend am Bahnhof Zuffenhausen Teil des Hauptradroutennetzes. Die Eifelstraße verläuft als Ausweichstrecke parallel zur B295 zwischen Feuerbach und Weilimdorf und in der Verlängerung (Pforzheimer Straße) weiter bis zum Löwen-Markt. Auch in den westlichen Waldgebieten hat die Stadtverwaltung offenbar Beschwerden registriert oder Unfallgefahr identifiziert.

Zahlen zu Beschwerden oder an den (nun erstmals benannten) Orten begangenen Ordnungswidrigkeiten oder ausgesprochenen Verwarnungen nennt die Stad nicht – es werde schlicht nicht alles registriert, etwa mündliche Verwarnungen.

Die Verwaltung gibt aber zu, dass sich „der größte Anteil“ solcher Verfahren gegen Autofahrer richtet – wenn die gegenüber Fußgängern oder Radfahrern rücksichtslos unterwegs sind. Erst an dritter Stelle folgten „Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Radfahrende“. Das wiederum ist für die Diskussion über Sinn oder Unsinn der „Rad nimmt Rücksicht“-Kampagne ähnlich wichtig wie die Betrachtung der konkreten Konfliktstellen.

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