Berufssportler, die gedopt am einem Wettkampf teilnehmen, müssen mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen – zumindest wenn es nach Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger geht. Er setzt sich für härtere Dopinggesetze ein.

Stuttgart - Lance Armstrong, der Profiradfahrer, würde trotz jahrelangen Dopings im Wesentlichen strafrechtlich ungeschoren davonkommen. Diese Rechtslage findet Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) unbefriedigend. Das Land will im Bundesrat vorpreschen und den Sportbetrug als Straftatbestand ins Gesetz aufnehmen. Profisportler, die gedopt an Wettkämpfen teilnehmen, sollen strafrechtlich belangt werden können. „Im Grunde handelt es sich um Wirtschaftskriminalität“, konstatiert Stickelberger angesichts der ökonomischen Interessen, die mit sportlichen Großereignissen verbunden sind. Es sei geboten, diesen Wettbewerb gegen die unlautere Einflussnahme durch Doping zu schützen. „Wir wollen verhindern, dass Manipulationen im großen Stil möglich sind“, sagte der Minister bei der Vorstellung der Eckpunkte.

 

Baden-Württemberg prescht vor

Bisher ist strafbar, Arzneimittel zu Dopingzwecken im Sport in den Verkehr zu bringen, zu verschreiben, anderen zu verabreichen oder „in nicht geringer Menge“ selbst zu besitzen. Zwar wolle auch der Bund die Dopingbekämpfung verschärfen. Doch die Vorschläge der Bundesregierung gehen Baden-Württemberg nicht weit genug. Der Südwesten will wie der Bund den Erwerb von Dopingmitteln aber auch den Handel mit den Substanzen untersagen. Die bisherige Höchststrafe soll von drei auf fünf Jahre erhöht und eine Kronzeugenregelung eingeführt werden. Stickelberger macht in dem Milieu kriminelle Strukturen aus, die Ermittler stießen „auf eine Mauer des Schweigens“, die man mit Hilfe einer künftigen Kronzeugenregelung zu durchbrechen hoffe.

Sollte der Bund nicht auf die Vorschläge eingehen, kündigte Stickelberger eine Bundesratsinitiative des Landes an. Am Mittwoch treffen sich die Justizminister der Länder. Dort sucht Stickelberger erste Verbündete. Auch die Unterstützung der Sportverbände sei notwendig. Der Leichtathletikverband habe sich bereits für eine Verschärfung ausgesprochen. Bis zu einer internationalen Regelung sei es aber noch ein weiter Weg, räumt Stickelberger ein. „Wir bohren ein dickes Brett“.

Mit der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Doping, die im April in Freiburg eingerichtet wurde, sei ein erster Schritt getan. Eine zweite gibt es in Bayern. Der Bund fordert, weitere derartige Behörden.

Alte Herren dopen auch

Bisher hatten die Ermittler laut Stickelberger eher Fitnessstudios und den Kleinhandel mit Anabolika im Visier. Mediziner fordern indes mehr Aufklärung über die Doping-Gefahren im Breitensport. Anabole Steroide, wie sie in Fitnessstudios konsumiert würden, könnten zu Herz- Kreislaufproblemen und zu Schlaganfällen führen. Würden sie abgesetzt, könnten Depressionen die Folge sein. Der Mainzer Experte Perikles Simon sagte der Deutschen Presseagentur, am meisten werde in den Fitnessstudios gedopt. Auch im Altherrenfußball würden vorbeugend Schmerzmittel konsumiert, „die Akteure wollen immer noch so leistungsfähig sein, wie früher“. Wer jedoch für den Eigenzweck dopt, der soll laut Justizminister straffrei bleiben.