14 Städte von Altensteig bis Ulm wollen in den Jahren 2025 bis 2030 eine Landesgartenschau ausrichten. Die Fördergelder könnten so manches Stadtproblem lösen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Wenn der Schramberger Oberbürgermeister Thomas Herzog (parteilos) auf die Bewerbung seiner Stadt für die Ausrichtung einer Landesgartenschau zu sprechen kommt, kennt seine Zuversicht keine Grenzen. Der Gemeinderat hat einstimmig zugestimmt, die Bevölkerung zeige Interesse, das Konzept stimme. „Es wird schwer sein, an uns vorbeizukommen“, sagt Herzog. Das Problem ist: Seine Amtskollegen aus Rottweil, Tuttlingen oder Ludwigsburg sind von ihren Bewerbungen ebenso überzeugt.

 

Insgesamt 14 Städte aus dem ganzen Land haben ihr Interesse für die drei großen und zwei kleinen Blumenschauen der Jahre 2026 bis 2030 bekundet. Kurz vor Weihnachten endete die Bewerbungsfrist, jetzt hat der Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) das Bewerberfeld bekannt gegeben. Nach wie vor sei das Landesprogramm „Natur in Stadt und Land“ bei den Kommunen ausgesprochen beliebt, erklärte der Minister. Beim vergangenen Bewerbungsverfahren waren sogar 40 Teilnehmer gezählt worden. Damals war es allerdings gleich um zehn Schauen gegangen.

Virtuoser Umgang mit Fördertöpfen

Mit fünf Millionen Euro wird eine Landesgartenschau gefördert, immerhin zwei Millionen Euro gibt es für die etwas kleineren Grünprojekte, die sich mit den Gartenschauen abwechseln und ein Angebot für Städte und Gemeinden mit weniger als 20 000 Einwohnern sind. Allerdings sei das Förderprogramm nur ein Teil. In der Regel gelinge es, das Vorhaben mit weiteren Fördertöpfen zu optimieren, sagt Martin Richter von BW-Grün, der auf die Organisation von Gartenschauen spezialisierten Fördergesellschaft der Gartenbau- und Landschaftsarchitekturverbände.

Nicht selten kämen dabei Etats von 20 Millionen Euro und mehr zustande, sagt Richter. Das reicht nicht nur für ein paar Pflänzlein, sondern für einen ganzen Stadtumbau. Zum Beispiel in Bad Mergentheim: „Ein Städtchen blüht im Taubergrund, das lob und preis ich alle Stund“, reimte schon Eduard Mörike. Nun sollen den Dichterworten Taten folgen und bis zum Jahr 2026 die Flüsschen Tauber und Wachbach für die Bürger erlebbar gemacht werden. Ein Stadtstrand und ein gläsernes Wasserkraftwerk sind geplant, mit einer Seilbahn soll es hoch zum Ketterberg gehen, dem Hausberg der 23 000-Einwohner-Stadt. Drei Millionen Euro sind für die Bahn vorgesehen. Für das ganze Projekt sind 22,6 Millionen Euro veranschlagt, weitere zehn Millionen Euro beträgt der Veranstaltungsetat.

Neue Rolle für Donau, Enz und Jagst

Auch anderswo sind es nicht nur Blütenträume, die im Zusammenhang mit der Bewerbung reifen. Auch in Tuttlingen, Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg) und Ellwangen (Ostalbkreis) sollen die jeweiligen Flüsse, Donau, Enz und Jagst, wieder ins Stadtbild integriert werden. In Rottweil ist unter dem Motto „höher, grüner, weiter“ ein neuer Bahnhalt im Neckartal vorgesehen, der die Bahn über einen Aufzug direkt an die hoch gelegene Altstadt rückt.

Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec (parteilos) erwartet von einer Landesgartenschau sogar nichts weniger, als dass sie hilft sein größtes Verkehrsproblem zu lösen. Die Bundesstraße 27, die Schloss und Innenstadt trennt, soll in einem Tunnel verschwinden, darüber soll es blühen. 100 Millionen dürfte dies kosten, doch schon Schwäbisch Gmünd habe kurz vor der Landesgartenschau 2014 einen Tunnel für die B 29 spendiert bekommen, argumentiert der OB. Ähnliche Hoffnungen hegt Gaildorf (Kreis Schwäbisch Hall). Dort sollen die Pläne für ein Grünprojekt den Bau der Ortsumgehung beschleunigen.

Gartenschau als Mittel zum Zweck

Wer allerdings zu unverblümt die Gartenschau als Mittel zum Zweck betrachtet, dürfte es schwer haben, die Fachkommission zu überzeugen. Im Frühjahr bereisen die Experten sie die Bewerberstädte, bis zur Sommerpause erarbeiten sie eine Empfehlung für den Ministerrat. Etliche Bewerber sind gebrannte Kinder. Engen (Kreis Konstanz) und Ellwangen (Ostalbkreis) scheiterten schon zweimal mit Bewerbungen, Ulm und Rottenburg (Kreis Tübingen) gingen dreimal leer aus. In der katholischen Bischofsstadt hat man den Glauben dennoch nicht verloren. Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) sieht es so: Eine Landesgartenschau setze städtebauliche Impulse – sogar wenn sie schlussendlich nicht komme.

Die Kandidaten reihen sich entlang der Autobahn

Die Interessenten für die Gartenschauen 2025 bis 2030 konzentrieren sich diesmal entlang der A 81. Tuttlingen, Rottweil, Schramberg und Rottenburg haben ihre Bewerbungen um eine der drei zu vergebenden Landesgartenschauen eingereicht, außerdem Vaihingen an der Enz, Ludwigsburg und Bad Mergentheim im Norden. Hinzu kommen Ellwangen und Ulm im Osten des Landes. Die Rheinschiene ist gar nicht vertreten. Allerdings spielte regionaler Proporz bei der Vergabe von Landesgartenschauen bisher keine große Rolle.

Auf die beiden kleineren Gartenschauen im Vergabezeitraum haben es fünf Städte abgesehen: Altensteig und Bad Urach im Schwarzwald, Engen im Hegau, Gaildorf an der Kocher und Sulz am Neckar. Außerdem könnte sich Vaihingen auch für eine kleine Gartenschau erwärmen.

In knapp 100 Tagen öffnet in Lahr die nächste Landesgartenschau. Auch alle weiteren Veranstaltungen bis zum Jahr 2025 sind bereits vergeben. 2019 schließt sich das Remstal an, mit 16 Gemeinden zwischen Essingen und Remseck. Sie haben starke Konkurrenz: In Heilbronn ist 2019 Bundesgartenschau. 2020 ist dann Überlingen an der Reihe; es folgen Eppingen (2021), Neuenburg am Rhein (2022), Balingen im Zollernalbkreis (2023), Wangen im Allgäu (2024) und Freudenstadt/Baiersbronn (2025).