Der Kampf um Elektroladeplätze in Stuttgart verschärft sich. Der Verein zur Förderung der Elektromobilität kritisiert das Konzept zum Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Stuttgart - Beim Kampf um die weniger werdenden Parkplätze in der Innenstadt nehmen es manche Autofahrer nicht so genau. Ob Behindertenparkplätze oder Ladeplätze für E-Mobile: Es wird ohne Rücksicht auf die dadurch betroffenen Verkehrsteilnehmer geparkt. Vor allem das Parken auf Plätzen für E-Autos wird als Kavaliersdelikt gesehen. Das wiederum sorgt täglich für Frust bei der stetig wachsenden Zahl der E-Mobilisten. Denn sie sind auf den Strom aus den Ladesäulen angewiesen.

 

Jana Höffner kennt das Problem, wenn sie mit ihrem Renault Zoe unterwegs ist. Aber sie kennt es auch von den Berichten der Mitglieder ihres Vereins Electrify-BW, der sich die Förderung der Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben hat. „Die Stadt muss noch deutlicher kommunizieren, dass es sich bei den Ladeplätzen um keine normalen Parkplätze handelt“, sagt sie. Aus ihrer Sicht schrecken nur hohe Bußgelder oder Abschleppaktionen Falschparker ab: „Solange Autofahrer wissen, dass es billiger ist, das Auto dort abzustellen, statt ins Parkhaus zu fahren, wird sich nichts ändern.“ Aber auch eine deutliche Markierung der Flächen würde helfen, „aber die Stadt will davon nichts wissen“.

Stadtverwaltung ist mit Ausbau zufrieden

Zudem ist man bei der Verwaltung der Ansicht, dass die Ladeinfrastruktur sowie deren Ausbau mit der wachsenden Zahl der Fahrzeuge Schritt halte: „Das Angebot wächst: Die Stadt treibt den Aufbau des Ladenetzes koordiniert voran“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Der Gemeinderat soll ein Konzept zum Ausbau verabschieden. Öffentliche Flächen würden dabei kostenlos zur Verfügung gestellt, Anbieter erhielten einen Gestattungsvertrag für sechs bis 15 Jahre. Um die Standorte zu streuen, waren zuletzt Mindestabstände oder ein Mindestradius im Gespräch, Entfernungen in der City und den Außenbezirken können dabei differieren.

In Stuttgart gibt es rund 380 öffentliche Normal-Ladepunkte (Wechselstrom bis 22 Kilowatt) der EnBW. Außerdem gibt es drei öffentliche Schnellladestationen (Gleichstrom bis 50 kW) der EnBW. Hinzu kommen mehr als 40 Ladestationen in privaten Parkhäusern und auf Parkplätzen. Auch in der neuen Rathausgarage soll Ende 2018 an 16 Punkten geladen werden können. Zudem sind Stationen am Neckarpark geplant.

Jana Höffner will diese vermeintliche Erfolgsmeldung so nicht stehen lassen. „In Stuttgart erfolgt der Ausbau nach dem Gießkannenprinzip. Das ist keine sinnvolle Standortplanung, der maximalen Nutzen für Betreiber und Elektromobilisten bringt.“ Wie man es besser machen könne, zeige das Beispiel Amsterdam: „Dort können E-Auto-Besitzer im nahen Umfeld ihres Wohnortes eine Ladesäule beantragen. Der Betreiber hat die Sicherheit, dass sie auch genutzt wird.“ In Stuttgart dagegen würden viele wahllos platzierte Ladestationen kaum benutzt. Das Netz wurde vor Jahren aufgebaut, um vor allem die elektrische Smart-Flotte des Mietauto-Anbieters Car2go zu versorgen, auch in Außenbezirken. Allerdings hat Car2go sein Geschäftsgebiet Ende 2017 stark verkleinert, mancher Stadtteil fiel weg.

Amsterdam gilt als Vorbild

„Mit seinem Prinzip ist Amsterdam Vorreiter. Dort ist das Ladenetz dichter als in ganz Baden-Württemberg“, sagt Höffner. Veronika Kienzle, Vorsteherin des Bezirks Mitte, findet das Amsterdam-Modell vorbildlich: „Ich unterstütze es und werde es in die politische Diskussion einbringen.“

In der Stadt kommt noch ein weiteres hausgemachtes Problem hinzu. An manchen EnBW-Ladesäulen wie in der Moskauer Straße sowie in der Dorotheenstraße gibt es keine Park- oder Halteverbotsschilder für Fahrzeuge, die nicht laden. Folge: Hier parken Verbrenner. Die Stadt räumt den Mangel auf Anfrage ein und kündigt Abhilfe an. „Die Beschilderung ist seit Dezember angeordnet und damit anschließend eingerichtet worden, die Beschilderung und Markierung folgt nun.“

Es gibt weitere Kritik an neuen Stationen, die E-Mobile, die nur per Schukostecker geladen werden, ausgrenzen. Kritiker meinen daher, diese Säulen widersprechen dem Ziel, so viele E-Mobile wie möglich auf die Straße zu bringen. Ein Sprecher der EnBW meint dazu: „Generell ist der Typ-2-Stecker derzeit die gängigste Variante. Und es gibt ja noch andere.“ Jana Höffner vermutet folgenden Hintergrund: „Das Laden mit Schuko dauert länger, damit ist die Säule länger belegt.“