Kanada würdigt die Rechte der Homosexuellen mit einer eigenen Münze – nicht alle sind begeistert.

Toronto - Mit einer Sonderprägung würdigt die kanadische Münzprägeanstalt die Stärkung der Rechte von homosexuellen, transgender und queeren Menschen in Kanada. Anlass ist das Inkrafttreten eines Gesetzes 1969, das einen ersten Schritt zur Dekriminalisierung von Homosexualität machte. Kanadas Finanzminister Bill Morneau und die Präsidentin der Royal Canadian Mint, Marie Lemay, stellten die Ein-Dollar-Münze, die als Equality Coin (Gleichberechtigungs- oder Gleichstellungsmünze) bezeichnet wird, am Dienstag in Toronto vor. Die Münze wird in einer Auflage von etwa drei Millionen Stück in den Verkehr gebracht und dient als reguläres Zahlungsmittel. Die Münze zeigt zwei stilisierte menschliche Gesichter in einem Kreis mit dem Wort „Gleichheit“ in Englisch und Französisch.

 

Pierre Trudeau, der Vater des heutigen Premierministers Justin Trudeau, hatte 1967 als Justizminister eine umfassende Reform des Strafrechts angestoßen. Berühmt ist seine Aussage: „Der Staat hat in den Schlafzimmern der Nation nichts zu suchen.“ Im Frühsommer 1969 trat das Gesetz in Kraft, das Homosexualität unter Erwachsenen entkriminalisiert. Mit der Münze würden „50 Jahre des Fortschritts auf dem Weg zu gleichen Rechten für LGBTQ2-Kanadier anerkannt“, teilt die Prägeanstalt mit. Es sei weltweit die erste Umlaufmünze, die die Rechte dieser Bevölkerungsgruppe anerkenne. Die Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer, „2“ für „two-spirited“, sprich die LGBTQ-Gemeinde der Ureinwohner.

Die LGBT-Gemeinde ist gespalten, die Konservativen sind empört

Unter den LGBTQ2-Interessenverbänden ist die Münze umstritten. Es sei ein Mythos, dass 1969 Homosexualität in Kanada entkriminalisiert worden sei, urteilt der Historiker Tom Hooper, der an der York-Universität Toronto die Geschichte der Rechte Homosexueller in Kanada studiert. Auch nach der Gesetzesänderung habe die Polizei bis in die 80er Jahre in Schwulensaunen homosexuelle Männer festgenommen. Dagegen meint Helen Kennedy von Egale Canada (Equality for Gays and Lesbians Everywhere), die Gedenkmünze solle einen bedeutenden Augenblick in der kanadischen Geschichte verdeutlichen. Die Verabschiedung des Gesetzes sei ein Wendepunkt gewesen. LGBTQ2-Sprecher weisen darauf hin, dass erstmals ein Gesetz die Rechte Homosexueller nicht eingeschränkt habe, sondern erweiterte.

Sozialkonservative Gruppen attackieren den Plan. Kanadas Münzen würden politisiert, um Trudeaus Homosexuellen-Agenda zu unterstützen, sagte David Cooke von der Gruppe Citizen Go Canada dem kanadischen Rundfunk CBC. Viele Kanadier fänden die Münze „bestürzend oder sogar anstößig“. Sollte er die Münze als Wechselgeld bekommen, werde er sie sofort umtauschen.