Seit fast zwei Jahren ziehen sich die Kanalbauarbeiten in der Straße Am Mittelkai hin. Ursachen sind Altlasten im Boden und eine Stromleitung. Die Hafenfirmen sind von der um ein Jahr längeren Baustelle genervt.

Hedelfingen - Die Bagger, Riesenrohre und Baustellen am Mittelkai zehren bei den ansässigen Hafenfirmen an den Nerven. Das Stuttgarter Hafengebiet erhält ein neues Regenüberlaufsystem. Bislang fließt das Oberflächenwasser von den Hafenfirmen in den Neckar. Dies ist nicht mehr zulässig. Auch dieses Wasser wird künftig gesammelt und dem Klärwerk in Mühlhausen zugeführt. Ein Millionenprojekt.

 

Der Startschuss erfolgte bereits vor elf Jahren. Zu Beginn wurde in einem aufwendigen Verfahren ein Regenüberlaufkanal unter dem Hafenbecken 1 hindurch gebaut. Sobald die Zuleitung angeschlossen war, galt es, die verschiedenen Kaistraßen und Gelände an den Kanal anzuschließen. Das Kanalnetz am Ostkai machte den Anfang. Im Sommer 2016 begannen dann die Arbeiten am Mittelkai an der Kreuzung Otto-Konz-Brücken/Am Mittelkai – der dritte Abschnitt des Gesamtprojekts. Die Haus- und Firmenanschlüsse in der wichtigen Hafenstraße müssen erneuert werden. Das Tiefbauamt rechnete mit einem Jahr Bauzeit. Mitte 2017 sollten die Baufirmen die Otto-Hirsch-Brücken erreicht haben.

Umwege für Lastwagen

„Jetzt haben wir bereits Mitte 2018 und die Bauarbeiten sind immer noch nicht abgeschlossen“, ärgert sich ein Verantwortlicher eines Hafenunternehmens. Die halbseitige Sperrung der Straße beeinträchtigt den Betrieb der ansässigen Unternehmen teilweise erheblich. Für die Straße „Am Mittelkai“ gilt seit Monaten eine Einbahnstraßenregelung. Die Lastwagen – noch stärker die Tonnen schweren Spezialfahrzeuge des Schwerstlast-Unternehmens Scholpp – müssen große Umwege in Kauf nehmen. Staub, Dreck und Baulärm tragen nicht zur Beruhigung der Nerven bei.

Alma Osmanagic vom Tiefbauamt weiß um die Klagen der Hafenfirmen. Sie kann den Frust über die Verzögerung von mehr als einem Jahr auch verstehen, kann aber nichts dafür. Für die längere Bauzeit gibt es mehrere Gründe. „Gleich zu Beginn der Arbeiten sind wir unerwartet auf Altlasten gestoßen“, sagt sie. Für den Hafenbau in den 1950er-Jahren wurde das Gelände aufgefüllt. Offensichtlich haben die Bauarbeiter vor mehr als 60 Jahren dabei auch Unrat entsorgt: Metall, Kabel, öl- und benzinhaltige Böden und Schrott kamen zum Vorschein.

Kanalbauarbeiten im Juli abgeschlossen

„Die Mitarbeiter des Umweltamts haben fast jede Baggerschaufel Erde kontrolliert“, erzählt Osmanagic. Der kontaminierte Aushub musste je nach Verschmutzungsgrad auf Spezial-Deponien gebracht werden.

„Zudem mussten wir mit den Kanalbauarbeiten die Seite wechseln“, erzählt Osmanagic. Ursprünglich sollte der Kanal auf der von den Otto-Hirsch-Brücken aus gesehen rechten Seite gebaut werden. „Dort liegt aber eine 110-Kilovolt-Leitung. Das war uns zu riskant“, sagt Osmanagic. Doch sie gibt Entwarnung: Die Kanalbauarbeiten werden voraussichtlich bis Anfang Juli abgeschlossen sein. Die Bauarbeiter haben nun mit dem Endspurt in Richtung Otto-Hirsch-Brücken begonnen.