Noch bevor er ein von Donald Trump unterstützter Kandidat für den US-Senat wurde, war der türkische Arzt und Entertainer Mehmet Cengiz Öz in der Türkei eine Berühmtheit. Was verbindet „Dr. Oz“ mit dem Geburtsland seiner Eltern?

Baden-Württemberg: Erdem Gökalp (erg)

„Ein Türke in den USA“: Unter diesem Titel veröffentlicht der türkische Staatssender TRT im Jahr 2019 ein Interview mit dem heute 61-jährigen Dr. Oz. Er ist seit Jahren ein Aushängeschild für das Land. Den türkischen Zuschauern ist er unter seinem bürgerlichen Namen Mehmet Cengiz Öz bekannt – noch mit dem Umlaut, den er für die amerikanische Schreibweise seines Namen aufgegeben hat. In türkischen Medien gibt er gerne auf Türkisch mit leicht amerikanischem Einschlag Interviews darüber, wie er und seine Eltern in den Vereinigten Staaten so etwas wie den amerikanischen Traum verwirklicht haben oder er gibt in Talks Shows einfache Ernährungs- und Gesundheitstipps. „Wenn Ihr abnehmen wollt, müsst Ihr Euch nur jeden Morgen wiegen“, sagt er den Moderatoren im türkischen Fernsehsender Kanal D im Jahr 2014.

 

Öz ist in den USA, in Cleveland, Ohio geboren. Der Kardiologe und Fernsehmoderator hat einen Abschluss der renommierten Harvard Universität. Nach zunächst mehreren Gastauftritten in der Oprah Winfrey Show gelang ihm 2009 sein Durchbruch und er erhielt für insgesamt 13 Staffeln seine eigene Fernsehshow, für die er mit mehreren Emmys ausgezeichnet wurde. Als Gesundheitsexperte gibt er zwar noch immer Ratschläge für ein gesundes Leben, wurde jedoch mehrmals von seinen Kollegen für seine Pseudowissenschaftlichkeit kritisiert.

Familie aus dem Südwesten der Türkei

Öz‘ Vater stammt laut Angaben des Arztes aus ärmlichen Verhältnissen, und wurde in einem kleinen Dorf im Südwesten der Türkei in der Provinz Konya kurz nach der Gründung der Türkischen Republik geboren. Später gelangte er über ein Stipendium in die USA, wo unter anderem sein Sohn Mehmet auf die Welt kam. In einem Interview aus dem Jahr 2017 gibt Mehmet Öz an, nach Fatih Sultan Mehmed benannt worden zu sein, unter dessen Führung im Jahr 1453 Konstantinopel erobert wurde. „Meine Eltern leben in Istanbul, meine ganze Familie ist hier“, sagt er.

Seine Verbundenheit zur Türkei geht so weit, dass er dort auch seinen Militärdienst geleistet hat, um so die türkische Staatsbürgerschaft zusätzlich zur US-amerikanischen haben zu können. Als Moslem wolle er zudem die gängigen Klischees über die Religion beseitigen, gerade in den USA. Er bezeichnet sich als stolzen Sohn der Türkei und einen Anhänger des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk.

Öz und Trump

Eine Gemeinsamkeit, die Dr. Oz mit dem Ex-Präsidenten Donald Trump hat, ist die Vergangenheit in der Unterhaltungsbranche. Öz hat Trump zudem während seiner Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2016 einem medizinischen Check-up unterzogen. Später nahm er während der Coronapandemie die umstrittene Rolle als inoffizieller medizinischer Berater des damaligen Präsidenten ein. Er soll Trump unter anderem empfohlen haben, das umstrittene Anti-Malaria-Medikament Hydroxychloroquin einzunehmen. Obwohl das Medikament zwar zur Behandlung von Patienten mit Covid-19 benutzt wurde, rät die Europäische Arzneimittel-Agentut (EMA) wegen möglicher Nebenwirkungen davon ab.

Doch spätestens seit Mittwochmorgen dürfte der türkischstämmige Arzt bei nicht wenigen seiner ehemaligen Wegbereiter in Ungnade gefallen sein. Er war im vergangenen Jahr für den Bundesstaat Pennsylvania für den US-Senat angetreten und unterlag am Mittwochmorgen seinem demokratischen Opponenten John Fetterman. New-York-Times-Reporterin Maggie Haberman twitterte am Mittwoch, Trump sei außer sich über Öz‘ Niederlage bei der Wahl. Er beschuldigte unter anderem seine Frau Melania dafür, dass er den Kandidaten aus Pennsylvania überhaupt unterstützt habe.

Oprah spricht gegen Dr. Oz aus

Auch bei einer weiteren Person ist Öz in Ungnade gefallen. Seine frühere Mentorin, die Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey, sagte, dass sie Fetterman ihrem ehemaligen Protegé gegenüber vorziehe. „Würde ich in Pennsylvania leben, dann hätte ich aus mehreren Gründen John Fetterman meine Stimme gegeben“, sagte die Entertainerin.

In der Hoffnung über den ersten türkischstämmigen Senator im US-Senat berichten zu können, war am Mittwoch auch ein Reporter der Nachrichtenplattform Habertürk in Pennsylvania. Kurz nach Bekanntgabe der Niederlage steht er in einer fast menschenleeren Halle, dort wo vorher noch die Anhänger von Dr. Oz versammelt waren. Doch dieser Traum ist nun nicht nur für Dr. Oz, sondern auch für seine türkischen Anhänger geplatzt.