Nach einer Infektion bildet der Körper in der Regel Abwehrstoffe. Das gilt auch für Corona. Aber der Schutz ist nicht bei allen gleich stark. Deshalb können sich einige ein zweites Mal anstecken. Selten sei das, sagen Experten.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Reinfektionen – also eine Ansteckung nach bereits durchgemachter Infektion - sind nach Überzeugung der Virologen zwar selten, aber eben nicht ausgeschlossen.

 

Zwei Fälle aus Hongkong und Freudenstadt

Ärzte der Universitätsklinik in Hongkong berichten, dass ein 33-jähriger Mann aus Hongkong im März positiv auf SARS CoV-2 getestet wurde. Die Symptome blieben schwach und er wurde schnell wieder gesund. In seinem Blut fanden die Mediziner keine Antikörper gegen das Virus. Als der Mann jüngst von einem Spanien-Urlaub in die chinesische Metropole heimkehrte, wurde er erneut positiv getestet. Zum zweiten Mal im Abstand von über vier Monaten. Bei dieser zweiten Infektion wurden keine Symptome beobachtet.

Im Januar war ein 72-jähriger Covid-Patient aus dem Kreis Freudenstadt gestorben, der zuvor bereits von einer Erkrankung mit dem Virus genesen war. Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes (LGA) in Stuttgart handelt es sich um einen Mann, der im April 2020 erstmalig an Covid-19 erkrankt war. Ende Dezember 2020 habe sich der Mann erneut angesteckt, was Anfang Januar festgestellt worden sei.

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Corona-Reinfektionen sind sehr selten

Die bekannten Fälle zeigten, dass Infizierte bei einer ersten Erkrankung nicht immer eine ausreichende Immunität aufbauten und sich erneut anstecken könnten, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der als Immunologe beim Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund arbeitet. Wie viele Antikörper ein Infizierter entwickle, hänge in der Regel mit der Schwere der Erkrankung zusammen. Wer beispielsweise keine Symptome zeige, bilde oft wenige bis keine Antikörper.

Meist milde Verläufe bei erneuter Ansteckung

Nein, das Gegenteil scheint überwiegend der Fall zu sein. Die meisten registrierten Reinfektionen seien milder verlaufen als die ersten Ansteckungen, wenngleich es auch wenige Ausnahmen gegeben habe, berichtet die Fachzeitschrift „British Medical Journal“ (BMJ). „Es ist fast sicher, dass die Immunität nach einer milden ersten Infektion nicht lange anhält“, zitiert das BMJ den Medizinprofessor Paul Hunter von der britischen University of East Anglia. Unter dem Strich verlaufe eine erneute Infektion aber in der Regel weniger schwer, weil das Immunsystem bereits gerüstet sei.

Immunschutz verringert sich nach einer Ansteckung

Ja. Eine Corona-Infektion könnte neuen Studien zufolge zwar monatelang vor einer Neuansteckung mit dem Virus schützen. Allerdings schwindet der natürliche Immunschutz von Infektionen auch mit der Zeit.

Wie lange einmal Infizierte immun sind, lässt sich derzeit noch nicht sicher sagen. Studien zur Immunität über längere Zeiträume sind bislang schlicht nicht möglich, da es Sars-CoV-2 noch gar nicht so lange gibt. Ohne das Impfen würde die Gesellschaft aber nie ausreichend geschützt sein, zeigt sich Immunologe Watzl überzeugt.

Impfung schützt – aber nicht ein Leben lang

Auch nach einer Impfung kann man sich wahrscheinlich irgendwann wieder anstecken. Allerdings gibt es hier erst wenige Erfahrungswerte, da Impfstoffe deutlich kürzer vorliegen als das Virus im Umlauf ist. Gegen Ostern könne man vielleicht abschätzen, ob der Antikörper-Spiegel auch nach einer Impfung sinkt, erklärt Uwe-Gerd Liebert, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Leipzig. Davon abhängig sei, wie oft man nachimpfen müssen.

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