Eigentlich sollte der Waiblinger Planungsausschuss am Dienstagabend grünes Licht für eine Kanuroute auf der Rems geben. Doch nun ist der Baubeschluss vertagt worden.

Waiblingen - Eigentlich hatte die Waiblinger Baubürgermeisterin auf ein positives Signal aus ihrem Planungsausschuss in Richtung Weinstadt gehofft. Mit einer Zustimmung zum Baubeschluss für eine Kanuroute auf der Rems in Waiblingen, so Birgit Priebe am Dienstag, könnten die Mitglieder des Ausschusses ein deutliches Zeichen in die Nachbarstadt schicken. Letztere betreut federführend das interkommunale Gartenschau-Projekt einer Kanuroute. Im Weinstädter Gemeinderat wird darüber am 6. Oktober beraten.

 

Beschluss auf Ende Oktober vertagt

Dem Wunsch der Baubürgermeisterin ist jedoch am Dienstagabend keine Mehrheit der Ausschussmitglieder nachgekommen: Der Beschluss für oder gegen eine Kanuroute wurde auf Ende Oktober vertagt. Zustimmung fand hingegen ein Antrag der SPD-Fraktion: Sie hatte gefordert, vor einer Beschlussfassung zum Bau der benötigten Umtragungs-, beziehungs Ein- und Ausstiegsstellen für Bootfahrer solle die Verwaltung darlegen, wie die mit Kosten von rund 109 000 Euro veranschlagte Kanustrecke nach dem Ende der Gartenschau genutzt werde. Zudem müsse man vonseiten der Verwaltung aufzeigen, ob diese Strecke überhaupt attraktiv ist, wenn kein Ausleih- und Rückholservice für die Boote mehr angeboten wird.

Im Gemeinderat von Remshalden hatte die Idee einer Kanuroute bereits am Montagabend Schiffbruch erlitten (siehe „Kanuroute scheitert an den Kosten“). Der Bau von zwei für eine Befahrung der Rems nötigen Umtragungsstellen auf Remshaldener Gemarkung ist damit vom Tisch. Der Beschluss bedeutet auch, dass die Gemeinde Winterbach, die beim Kanu-Projekt gerne mit im Boot gewesen wäre, nun abgehängt ist.

Die ursprünglich geplante, rund 14 Kilometer lange Kanuroute zwischen Winterbach und Waiblingen ist dadurch auf eine ungefähr sechs Kilometer lange Strecke zwischen Weinstadt und Waiblingen zusammengeschrumpft – falls diese beiden Kommunen tatsächlich mitmachen. Die Pläne für eine Befahrung des Streckenabschnitts zwischen Waiblingen-Neustadt und Remseck sind bereits aus ökologischen Gründen ins Wasser gefallen. Das als FFH- und Naturschutzgebiet ausgewiesene Untere Remstal habe, so Priebe, „den höchsten Schutzstandard, den es gibt“.

Strecke von 14 auf sechs Kilometer geschrumpft

Für den noch verbleibenden Abschnitt zwischen der Einstiegsstelle am Birkelwehr bei Weinstadt-Endersbach und der Ausstiegsstelle bei der Galerie Stihl in Waiblingen würden noch ökologische Gutachten angefertigt, sagte Birgit Priebe: „Aber da gibt es wohl keine Schwierigkeiten.“ Ohnehin würden sich auch nach Einrichtung einer Kanustrecke keine Horden auf der Rems tummeln: „Da gibt es sicher attraktivere Flüsse.“

Eben jenes Argument des eher mäßigen Freizeitwerts führte Bernd Mergenthaler als Grund dafür an, wieso seine FDP-Fraktion vor einem Baubeschluss noch Diskussionsbedarf sieht: „Die Rems ist eigentlich kein attraktiver Fluss für Bootsfahrer, man sieht im Prinzip vom Wasser aus fast nichts von der Landschaft und auf kurzen Abschnitten muss man die Boote mehrmals umtragen.“

Wenig attraktiv für klassische Kanuten

Die Strecke sei sicher nichts für klassische Kanuten, räumte die Baubürgermeisterin ein. Sie eigne sich aber gut für Familien zur Naherholung und bereits jetzt werde ja ab und an auf der Rems gepaddelt. Für die Umtrage- und Einstiegsstellen, die in Waiblingen an der Geheimen Mühle, an der Luisenanlage, dem Hahnschen Wehr und der Galerie Stihl gebaut werden sollen, versprach der Fachbereichsleiter Michael Seeger „eine sehr naturnahe Ausführung“, die mit „ überschaubaren Mitteln“ zu stemmen sei. Konkret bedeutet das Kosten von 109 000 Euro, die Verwaltung hofft auf Fördergelder von rund 50 000 Euro.

„Auch 50 000 Euro sind ein Haufen Geld“, argumentierte Sabine Wörner (SPD). Sie kritisierte, die Kanuroute sei als Baubeschluss auf die Tagesordnung gelangt, ohne dass vorher darüber diskutiert worden wäre. Michael Stumpp sagte, die CDU-Fraktion stehe der Kanuroute „inhaltlich positiv gegenüber“, sehe es aber als problematisch, „wenn man vor den Sommerferien investive Maßnahmen diskutiert und dann kommen später nochmals 109 000 Euro dazu“. Frieder Bayer von der Alternativen Liste brachte Einschränkungen durch Pegelstände, Brut- und Laichzeiten ins Spiel: „Da stellt sich die Frage, ob wir für zwei Monate, in denen die Rems befahrbar ist, 100 000 Euro ausgeben sollen.“

Kanuroute scheitert an den Kosten

Remshalden/Winterbach - Ausdrücklich hatte sich Stefan Breiter gewünscht, dass sich seine Gemeinde an dem Projekt Kanuroute beteiligt. „Ich habe in der Sitzung am Montag stark dafür geworben“, sagt der Remshaldener Bürgermeister. Und trotzdem hat sich der Gemeinderat – wenn auch knapp – mit zehn zu acht Stimmen dagegen ausgesprochen. Probleme sahen die Räte bei den Themen Natur- und Artenschutz, aber auch bei der geplanten Ausstiegsstelle am Wehr Grunbach. „Die Gegend ist nicht gerade unsere schönste Visitenkarte, da hätten wir schon ergänzende Maßnahmen ergreifen müssen“, sagt Breiter.

Letztendlich waren es jedoch die Kosten, an denen das Projekt im Remshaldener Gemeinderat gescheitert ist. Etwa 35 500 Euro hätte der Anteil der Kommune an der Einrichtung der Kanuroute betragen, dazu wären vermutlich noch einmal 15 000 Euro für Ausgleichsmaßnahmen gekommen. „Die Hauptkritik bestand allerdings darin, dass wir nicht kalkulieren können, welche weiteren interkommunalen Maßnahmen für die Gartenschau bis ins Jahr 2019 noch zusammenkommen. Da werden die Gemeinderäte nicht ausreichend mitgenommen“, sagt Stefan Breiter. Er findet die Entscheidung schade, „denn das war eine junge, moderne, witzige Idee.“

Für die Nachbargemeinde Winterbach bedeutet das Nein aus Remshalden, „dass wir raus sind. Das bedauere ich sehr“, sagt Bürgermeister Sven Müller. Die Gemeinde sei abgehängt, gerne hätte er das Projekt mit den vier Kommunen auf die Füße gestellt. Wie es auf Winterbacher Gemarkung weitergeht, kann Müller noch nicht sagen. „In einem ersten Impuls hatte ich die Idee einer kleinen Lösung. Aber das müssen wir mit den Verantwortlichen durchsprechen.“