Zwischen dem Karlsplatz und dem Schlossplatz ist der Naturstein-Gehweg immer wieder durchsetzt von großen Asphaltflecken. Ein Architekt hält das für „eine Schande für die Landeshauptstadt“. Die kommt mit dem Sanieren nicht hinterher.

Lokales: Alexander Ikrat (aik)

Stuttgart - Robert Rösch ist seit 25 Jahren als selbstständiger Architekt in der Landeshauptstadt tätig. Was er sieht, wenn er hier als Fußgänger unterwegs ist, freut ihn nicht immer – und manchmal ärgert es ihn richtig. Die Fußwegverbindung vom Karlsplatz am Alten Schloss vorbei zum Schlossplatz ist es, die Rösch fast wütend macht. „Das Alte Schloss ist gewiss ein sehr schöner Ort in Stuttgart“, findet Rösch, „und das darin befindliche Museum überzeugt durch gute Ausstellungen.“ Was aber überhaupt nicht dazu passe, sei der Bodenbelag davor. „Selbst die schönsten Natursteinflächen werden mit Asphalt geflickt“, klagt er. „In so einem Umfeld ist das besonders peinlich.“

 

Landesmuseum sieht Stadt am Zug

Im Alten Schloss rennt Robert Rösch mit seiner Kritik offene Türen ein. „Das Landesmuseum Württemberg würde sich wünschen, dass sich die Stadt ihrer Aufgabe annimmt“, sagt Jan-Christian Warnecke, der Baureferent des Hauses. Warnecke verweist auf die Lage zwischen der sanierten Königstraße und dem qualitativ hochwertigen Bereich des Dorotheen-Quartiers und sagt: „Im innerstädtischen Kontext möchten wir ein Juwel in der Krone der Landeshauptstadt sein.“ Da trübt der Zugang den Glanz gewaltig – zumal die Eingangshalle gerade für rund neun Millionen Euro aufpoliert wird.

Verwaltung räumt Nachholbedarf ein

In der Stadtverwaltung machen die Zuständigen kein Hehl aus der Situation. „Der Zustand des Gehwegs ist schlecht“, räumt Jürgen Mutz ein. Der Leiter der Bauabteilung im Tiefbauamt hält den Bereich ebenfalls für „kein Aushängeschild“. Das Problem sei, dass die vier Zentimeter dicken Granitplatten aus den 1970er Jahren der heutigen Belastung nicht standhielten. „Wir sind hier mit allen möglichen Veranstaltungen und Lieferverkehr konfrontiert“, sagt Mutz. Zum Beispiel findet dort das Weindorf statt. Der Verkehr hinterlasse bei den teils großformatigen Platten seine Spuren, zumal diese nicht nach heutigen Standards verlegt sind, so Mutz. Sie seien mit Mörtel verklebt, der mit der Zeit brösle. So werde die Belastung ungleich abgefangen und die Platten brechen. Zum Vergleich: Die neuen Platten auf der Königstraße sind 14 Zentimeter dick und halten heutigen Belastungen offenbar bestens stand.

Ein zweites Problem ist laut Jürgen Mutz, „dass in den Unterhalt der Straßen über die Jahre zu wenig investiert wurde und wir einen gewissen Nachholbedarf haben“. Verwaltung und Gemeinderat war das offenbar nicht wichtig genug.

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Königstraße. „Die wurde seit 2006 für rund zwölf Millionen Euro umgestaltet“, sagt Mutz. Auch in der Kronprinzstraße sei etwas passiert. Im aktuellen Doppelhaushalt ist Geld für den Marktplatz und den Karlsplatz eingeplant.

Kein Geld vor 2022

„Natürlich wäre die Sanierung der Stelle am Alten Schloss wünschenswert“, sagt Jürgen Mutz, aber es gebe noch keine Planung für diesen Bereich. Entsprechend könne im kommenden Doppelhaushalt 2020/21 auch noch kein Geld reserviert werden. „Eventuell im übernächsten“, sagt Mutz und fügt hinzu: „Wir bedauern, nicht alles gleichzeitig umgestalten zu können.“

Die Perspektive für den Bereich an der Planie ist entsprechend düster. „Die Idee ist es zu flicken, bis wir was Richtiges machen können“, sagt der Leiter der Bauabteilung des Tiefbauamtes.

Architekt Robert Rösch über zeugt das nicht. Er befürchtet, dass er an der Planie künftig noch mehr schwarzen Asphalt zu sehen bekommen wird. Der Stadtverwaltung wirft er Desinteresse vor. Sein Urteil: „Das ist kein richtiger Umgang mit der Substanz der Stadt.“