Die Abteilung um Cheftrainer Serdal Sahin bringt ihren Mitgliedern aller Altersstufen die Vielseitigkeit des Kampfsports bei – und stößt damit auf positive Resonanz.

Leonberg -

 

Wer Serdal Sahin beim Karatetraining mit Kindern sieht, ahnt nicht unbedingt, was er mit seinem Hobby alles bewirken kann. Dann springt er durch die Halle, steckt die Teilnehmer mit seiner guten Laune an und bringt ihnen die wichtigsten Bewegungen seiner Kampfsportart bei. Die Kinder befolgen jedes seiner gezielten, klaren Kommandos, hecheln vor Anstrengung, zeigen aber auch mit einem Lächeln, dass sie Spaß haben. Denn darum geht es freitagabends in der kleinen Leonberger Georgii-Halle. Doch manchmal ist das anders. Als Pädagoge einer Berufsschule nutzt der Integrationsbeauftragte und das Vorstandsmitglied des baden-württembergischen Karateverbands seine Sportart auch zur Gewaltprävention. Zum friedlichen, aber dennoch effektiven Aggressionsabbau mit mäßigem Körperkontakt.

Denn genau diese beiden Gegensätze machen nach Meinung seiner Vereinskollegen beim SV Leonberg/Eltingen das Karate aus. „Es hat etwas Rituelles und Erziehendes. Man verbessert seine Disziplin und Koordination, schult sein Bewegungsverhalten und lernt seinen eigenen Körper kennen. Die erhöhte Konzentrationsfähigkeit hilft auch in der Schule“, sagt Boris Ripnow, eines der Gründungsmitglieder der Abteilung. Hans-Jörg Rohrer, der das Frauentraining leitet, ergänzt: „Anstatt wie in anderen Sportarten einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt zu sein, lässt Karate Schmerzen verschwinden. Man kann damit gut alt werden. Außerdem helfen die Selbstverteidigungstechniken bei Notfällen im Alltag.“

Diesen Schutz und die Bewegungsschulung wollen die allesamt mit einem schwarzen Gurt ausgestatteten und aus Leonberg stammenden Trainer den Kindern und erwachsenen Mitgliedern mit auf den Weg geben. Dabei stehen im Gruppentraining oder im direkten Zweikampf zunächst die solide Grundlagenausbildung und die korrekte Ausführung der Bewegungen im Vordergrund. Auf Wettkämpfe gehen Karateka meist erst nach mehreren Jahren, denn die Gefahr, sich aufgrund technischer Defizite zu verletzen, ist vor dem Besitz des blauen oder braunen Gurtes zu hoch. „Selbst auf Turnieren geht es dann eher darum, durch ein Touchieren des Gegners zu zeigen, dass man ihn voll hätte treffen können. Wer durchzieht wird qualifiziert, schließlich ist Karate in erster Linie eine harmonische, traditionelle und respektvolle Verteidigungssportart“, erzählt Ripnow.

Von den derzeit rund 70 Mitgliedern sind die Hälfte Kinder. Der regelmäßige Zulauf bringt die Abteilung, die zwischenzeitlich auch Teil der Spvgg Warmbronn war, dabei vor allem im Bereich der Jüngsten an die Kapazitätsgrenze in der kleinen Halle. Seitdem Anfang des Jahres der erste reine Frauenkurs startete, schoss auch die Zahl der weiblichen Mitglieder in die Höhe. Deshalb wird es ab September einen weiteren Frauentermin geben. Auch der relativ neue Selbstverteidigungskurs kommt bislang gut an. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die weiblichen Karateka harmoniebedürftiger sind und niemandem wehtun wollen. Darauf kann man dann besonders eingehen und ihnen Wege aufzeigen, wie man gefährliche Situationen entweder umgehen kann oder im Zweifelsfall heil herauskommt. Dabei geht es dann vor allem um einfache Techniken, die man auch unter Stress ausführen kann“, sagt Trainer Hans-Jörg Rohrer.

Mit zehn Prüfungen zum nächsthöheren Dan-Grad allein in diesem Jahr wollen sich die Übungsleiter weiter verbessern und dieses Wissen an ihre Mitglieder weitergeben. Die Vorbereitung darauf läuft bereits auf Hochtouren. Cheftrainer Sahin, ehemaliges Mitglied der Karatenationalmannschaft und Deutscher Meister von 1991, wird dafür wieder gut gelaunt durch die Halle springen und ihnen die einzelnen, vorher festgelegten Elemente beibringen.