Nur achtmal haben die Stuttgarter bisher in der Rückrunde getroffen. Karl Allgöwer allein erzielte in acht seiner elf VfB-Spielzeiten mehr Tore. Im Brustringer-Interview spricht er über Spitznamen, die zweite Hand Gottes und die größte Dummheit seines Lebens.

Stuttgart - 129 Tore schoss er für den VfB. Wer nach einem der erfolgreichsten Stuttgarter Torschützen sucht, läuft früher oder später Karl Allgöwer über den Weg. Der mittlerweile 56-Jährige, der seinen fußballerischen Weg beim SV Glück Auf Altenstadt begann und dann über die Stuttgarter Kickers nach Cannstatt kam, war einer der besten VfB-Torjäger. Er wurde 1984 Meister mit den Stuttgartern, erlebte aber auch zwei bittere Finalniederlagen.

 

In der Rückblick-Serie des Brustringers, die in loser Reihenfolge 50 Jahre Bundesliga aus der Sicht des VfB beleuchtet, spricht Allgöwer über sein erstes Profitor, die größte Dummheit und die schlimmsten Qualen seines Lebens. Zur Diskussion um den (Noch-)Präsidenten Gerhard Mäuser wollte das VfB-Idol nichts sagen – auch wenn Allgöwer als möglicher Nachfolger immer wieder ins Spiel gebracht wird.


Herr Allgöwer, in Ihrer Zeit beim VfB bekamen Sie den Spitznamen „Wasen-Karle“. Bald ist wieder Frühlingsfest. Sind Sie immer noch so feierwütig wie früher?
Im Endeffekt ist der Name nur durch meinen Vornamen und die Nähe zu den Wasen entstanden. Privat werde ich nicht so angesprochen, weil die Leute wissen, dass ich den Namen nicht so recht mag. Im sportlichen Rahmen beim VfB habe ich den Namen aber positiv und als Anerkennung verstanden.

Als Sie noch für den SC Geislingen aktiv waren, hat ihr Orthopäde eine Fehlstellung der rechten Hüfte diagnostiziert und Ihnen vom Leistungssport abgeraten. Haben Sie den Arzt gewechselt?
Der Arzt hat gesagt, mit dieser Hüfte sei Hochleistungssport unmöglich. Ich bin allerdings erst durch meine Zeit bei der Bundeswehr zum Profifußball gekommen. Dort habe ich das erste Mal mit Profis gespielt und trainiert. Ich war 20 Jahre alt und habe mir deshalb über die Hüfte auch gar nicht viele Gedanken gemacht. Das Gelenk war ebenfalls noch jung, belastbar und ich habe davon nicht viel gemerkt. Also habe ich mir gesagt: Ich lass mich doch davon nicht abhalten. Auch Ärzte können Fehler machen.

Am 6. August 1977 war es dann soweit. Sie absolvierten Ihr erstes Zweitligaspiel. Wie gerne erinnern Sie sich an die 89. Spielminute?
Die wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben. Es war das 3:2 in Augsburg. Da habe ich gemerkt, dass es ein sehr großer Unterschied ist, ob man ein Tor bei den Amateuren oder in der zweiten Liga erzielt.

Sie haben 116 Spiele für die Stuttgarter Kickers absolviert und sind dann gewechselt – zum Lokalrivalen VfB Stuttgart. War das damals ein Problem?
Ich wollte schon ein Jahr vorher in die Bundesliga wechseln. Der damalige Präsident Axel Dünnwald-Metzler hat mich aber gebeten, noch ein Jahr zu bleiben, um mit den Kickers den Aufstieg zu schaffen. Schon da war klar, dass ich im Falle des Nicht-Aufstiegs wechseln würde, sollte meine persönliche Karriere so weitergehen. Für die Verantwortlichen war mein Wechsel zum großen Nachbarn kein großes Problem, weil er für damalige Verhältnisse mit viel Geld verbunden war. Die Kickers-Fans haben mir das aber schon übel genommen. Das kann man sich heute nicht mehr so recht vorstellen, weil zwischen beiden Vereinen aktuell Welten liegen. Früher war die Rivalität aber viel größer und die Kickers standen in der zweiten Liga ja wirklich kurz vor dem Aufstieg.

Mit dem VfB holten Sie 1984 die deutsche Meisterschaft. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an diese Tage?
Es waren zwei gute Jahre unter dem Trainer Helmut Benthaus. Das wird oft vergessen. Wir hatten eine tolle Mannschaft mit vielen starken Persönlichkeiten. Ein Jahr zuvor sind wir Dritter geworden. Die Meisterschaft war im Endeffekt etwas komisch, weil wir ja eigentlich schon durch unseren Sieg am vorletzten Spieltag gegen Bremen faktisch Meister waren. Gegen Hamburg hätten wir am letzten Spieltag sogar 0:4 verlieren dürfen. Deshalb haben wir da nur taktiert und Ergebnisfußball gespielt.