Der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgard sollte bei der Tübinger Poetikdozentur Betriebsgeheimnisse seines Schreibens enthüllen – und hat dann aber doch wieder aus seinem Leben erzählt.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Mit diesem Mann ist man schon durch dick und dünn gegangen. Man weiß alles über das komplexe Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater, kennt die Ambivalenzen seiner eigenen Vaterschaft, seine Geliebten, seine Eheprobleme, Zweifel und Niederlagen. Den einen oder anderen Kontrollverlust hat man mit ihm durchlebt, Teufel Alkohol. Knapp 5000 Seiten sind eine lange gemeinsame Zeit. In dieser Dimension erstreckt sich das autobiografische Experiment, das den bis dahin kaum bekannten norwegischen Schriftsteller Karl Ove Knausgard zu einem der erfolgreichsten Autoren unserer Tage gemacht hat. Unter dem ironisch-lapidaren, Massensuggestionen durchaus aufgeschlossenen Titel „Min Kamp“ sind die sechs Bände seines Lebensromans in Norwegen erschienen. In Deutschland zog man harmlosere Überschriften vor: „Sterben“, „Lieben“, „Spielen“, „Leben“, „Träumen“, „Kämpfen“.