Im Gemeinderat sind sich CDU und SPD einig: beide Parteien wollen dem Karlsruher Sportclub (KSC) ein Stadion am Wildpark bauen. Gescheitert sind die Grünen dagegen mit ihrem Vorschlag für einen Bürgerentscheid.

Karlsruhe - In den vergangenen Jahren glich der Karlsruher SC eher einer „Fahrstuhlmannschaft“: 2008 noch in der Bundesliga, 2012 kurz in der dritten Liga, derzeit auf Platz 5 der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Und nun rückt das lange ersehnte neue Fußballstadion einen Schritt näher. Der Karlsruher Gemeinderat ebnete nach einer emotionalen Debatte am Dienstagabend den Weg zum Baubeschluss. Standort des Neubaus soll der seit 1955 bestehende Platz im Wildpark bleiben.

 

Die Mehrheit des Gemeinderats favorisiert die große Lösung

Im September hatten sich die neue Stadtspitze und das KSC-Präsidium auf Grundzüge eines neuen Stadionbaus geeinigt. Die Mehrheit des Karlsruher Gemeinderats setzt dabei nach wie vor auf „die große Lösung“. Die Stadt wurde jetzt beauftragt, in die Detailplanung einzutreten. Ersten Berechnungen zufolge soll ein Neubau 120 Millionen Euro kosten. Die Arena selbst würde rund 66 Millionen Euro kosten, 54 Millionen Euro werden für ergänzende Infrastruktur veranschlagt.

Gescheitert sind derweil die Grünen mit ihrem eine Woche vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung eingebrachten Antrag auf einen Bürgerentscheid. Die Ökopartei – mit zehn Sitzen noch knapp vor der SPD die zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat – wollte den Entscheid am 25. Mai 2014, dem Termin der Kommunal- und Europawahl, ansetzen. Daraufhin musste sich die Fraktionssprecherin Bettina Lisbach zahlreiche Vorwürfe von CDU- und FDP-Vertretern anhören. Manchen roch das doch zu sehr nach parteipolitischem Kalkül. Der CDU-Sprecher Detlef Hofmann lehnte den „von den Grünen aufgezwungenen Bürgerentscheid“ ab, deren Forderung erneut eine Generalsanierung zu prüfen, empfand er als vorgeschobenes Argument. Die FDP kritisierte den „Spagat des SPD-Oberbürgermeisters hin zu den Grünen“. Denn auch der Rathauschef Frank Mentrup hatte mit einem Bürgerentscheid geliebäugelt: am Ende stimmten 22 Stadträte gegen diesen Antrag, bei 20 Ja-Stimmen, und fünf Enthaltungen.

Die Standort-Varianten sind seit April neu bewertet worden

Vor allem die kleineren Fraktionen übten Kritik an den geplanten VIP-Parkgaragen und Logenplätzen, dies sei „keine öffentliche Aufgabe“. Der Sprecher der Linken, Niko Fostiropoulos, monierte zudem, dass vom städtischen Klinikum „schwarze Zahlen erwartet würden, nicht aber vom KSC“. Nicht offiziell bestätigt wurde derweil eine Aussage in einem Papier der Stadt, wonach der KSC vor Baubeginn fünf Jahre Wirtschaftlichkeit nachweisen müsse. Wenn sich der Gemeinderat auch im Sommer 2014 endgültig für einen Baubeschluss entscheidet, dürfte ein Baubeginn frühestens 2016 erfolgen. Seit April hat OB Frank Mentrup (SPD) in zahlreichen öffentlichen Foren die bis dahin diskutierten Standort-Varianten neu bewerten lassen. Zwei mögliche Standorte in der Nähe der Autobahn A 5 schieden danach aus. Später hatte sich der SPD-Politiker mit seinem einstigen Kontrahenten der OB-Wahl, dem CDU-Kreisvorsitzenden Ingo Wellenreuther, der auch KSC-Präsident ist, auf den Standort Wildpark geeinigt. Auch Wellenreuther hatte die Forderung der Grünen kritisiert, die Kosten, Chancen und Grenzen einer Generalsanierung aufgezeigt haben wollen: „Eine Wildpark-Sanierung wäre das Todesurteil für den KSC“, sagte er.

Das Wildpark-Stadion hat seine besten Zeiten hinter sich

Seit 2004 bemüht sich die Stadt Karlsruhe, selbst als Planer und Bauherr eines neuen KSC-Stadions aufzutreten. 2009 machte der spätere KSC-Präsident – damals als CDU-Vorsitzender – einen Baubeschluss zunichte, er zog ein Stadion an der Autobahn vor. 2008 und 2013 legte das Frankfurter Stadtplanerbüro „Albert Speer und Partner“ Konzepte vor. Seit längerem ist eine Mehrheit im Gemeinderat für den Neubau. 1955 wurde im nordöstlich des Karlsruher Schlosses gelegenen Hardtwald, der heute Teil eines Landschaftsschutzgebiets ist, das Wildparkstadion eröffnet, das einst zu den modernsten in Deutschland gehörte. 1993 wurde eine überdachte Haupttribüne eingeweiht, 2007 folgte eine Rasenheizung als Vorbereitung zum Umbau in ein reines Fußballstadion. Seit Ende der 1990er Jahre wurden mehr als fünf Stadionkonzepte vorgelegt, zunächst in Eigenregie des damaligen Bundesligisten. 2003 stand der KSC f kurz vor der Insolvenz.