Dem 18-jährigen Hakan Calhanoglu wird eine vielversprechende Fußballkarriere vorhergesagt. Der Profi vom Karlsruher SC ist von vielen Bundesligisten umworben – und wird den KSC wohl schon in ein paar Wochen verlassen.

Karlsruhe - Man kann sich einen leichteren Start für eine vielversprechende Fußballkarriere vorstellen, als er Hakan Calhanoglu in den vergangenen Monaten in Karlsruhe vergönnt war. Erst am vergangenen Samstag musste der 18-Jährige zusammen mit zehn geknickten Mitspielern vor die KSC-Fankurve treten, um sich dort nach allen Regeln der Kunst zur Minna machen zu lassen. Nach dem 0:0 gegen den Aufsteiger Hallescher FC und nur zwei Punkten aus zwei Drittligaspielen ist die Stimmung im Wildpark schon wieder reichlich gereizt. Das Trauma des Abstiegs aus der zweiten Liga scheint nachzuwirken.

 

Calhanoglu glaubt, dass sich die Volksseele schon wieder beruhigen werde, wenn das Spiel gegen den VfB II am Samstag (14 Uhr) in der Mercedes-Benz-Arena gewonnen werde: „Das ist ein besonderes Spiel, wir sind unseren Fans einen Dreier schuldig.“ Die Hoffnung der Badener liegen dabei nicht zuletzt auf Calhanoglu, der die beiden einzigen Treffer mit zwei direkt verwandelten Freistößen in Heidenheim erzielt hat. Beide dürften beim Tor des Monats wohl eine prominente Rolle spielen.

Der KSC-Trainer Markus Kauczinski, der seit März die Profis coacht, hat zuvor über ein Jahrzehnt lang diverse KSC-Nachwuchsmannschaften betreut. Calhanoglu kennt er, seit der als 15-Jähriger von Waldhof Mannheim nach Karlsruhe wechselte. An dem Türken war auch Hoffenheim interessiert, doch der schmächtige Junge wollte nach Karlsruhe. Zum einen, weil die TSG nicht im Ruf stand, Talente konsequent an die erste Mannschaft heranzuführen. Und zum anderen, weil Calhanoglu die mittlere Reife nachholen wollte. „Ausschlaggebend war, dass mir der KSC eine Perspektive für die Schule eröffnet hat“, sagt er.

Die Transferfrist endet am 31. August

Kauczinski weiß nicht erst seit gestern, was für ein Juwel er da unter seinen Fittichen hat. Gerade deshalb mahnt er zu Geduld: „Hier vergessen einige schnell, dass wir von einem 18-Jährigen reden.“ Kauczinski hat seinen Schützling im Sommer zur Seite nehmen müssen. „Da machte er den Eindruck, als säße er auf gepackten Koffern. Jetzt hängt er sich wieder voll rein.“ Aber auch Kauczinski weiß, dass er seinen besten Individualisten wohl spätestens nach Ablauf der Transferfrist am 31. August verabschieden muss.

Auch Calhanoglu ist des Lobes voll, wenn er über Kauczinski spricht. Voller Dankbarkeit redet er allerdings über dessen Vorgänger. „Der entscheidende Schritt kam unter Jörn Andersen. Er hat mich spielen lassen.“ In einer Phase, in der längst auch der dritte Trainer der Saison angezählt war, warf der Norweger den damals 17-Jährigen ins kalte Wasser. Anfang Februar war das, beim 2:1-Sieg gegen Aue.

Der in Mannheim geborene türkische Juniorennationalspieler brillierte und bereitete beide Treffer vor. Andersen sagte daraufhin einen Satz, den viele im Verein ungeschickt fanden. „Er hat Dinge drauf, die kannst du nicht lernen. Er hat mich heute an den jungen Mesut Özil erinnert.“ Calhanoglu behauptet, er habe das Lob nicht als Hypothek empfunden. „Das schmeichelt mir natürlich. Özil kann vieles, das ich nicht kann. Aber umgekehrt ist das in mancher Hinsicht vielleicht ähnlich.“

Angebote aus Freiburg und Bremen

Andersen jedenfalls ließ den 18-Jährigen auch danach von Beginn an spielen, meist über die volle Distanz. Eigentlich war es kein Wunder, dass er gegen Ende der Saison in ein kleines Loch fiel – besser als viele Mitspieler war er aber immer noch. Im Saisonendspurt saßen deshalb dutzende Scouts auf der Haupttribüne. Der KSC war also gut beraten, den Vertrag mit Calhanoglu bis 2016 zu verlängern. Man darf wohl davon ausgehen, dass er seither richtig gutes Geld verdient. Die derzeitige Hängepartie lässt sich also gut ertragen.

Noch hat kein Club ein Angebot abgegeben, das die KSC-Verantwortlichen als diskutabel bezeichnet hätten. Der SC Freiburg war bereits vor Wochen aus dem Poker ausgestiegen, die aufgerufene Ablösesumme von angeblich um die drei Millionen Euro war dem SC zu hoch. Auch der Bremer Manager Klaus Allofs ist bislang nicht willens, diese Summe zu überweisen und soll mit seinem letzten Angebot eher bei der Hälfte der Summe gelegen haben. Calhanoglu betont aber, er könne sich gut vorstellen, dass sich bis zum Ende der Transferperiode noch etwas tue. Er wird wissen, warum.