3000 Anhänger werden den VfB Stuttgart am Sonntag (13.30 Uhr) zum Spiel des Jahres nach Karlsruhe begleiten. Die Gäste hätten ein Vielfaches an Karten verkaufen können. Einige bleiben aus Angst vor Krawallen aber lieber zu Hause.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Stefan Kuhsiek ist ein echter Hamburger Jung. Als solcher müssten ihm die Animositäten zwischen Badenern und Schwaben eigentlich so fremd sein wie einem Aal das Mittelgebirge. Sind sie aber nicht. Kuhsiek ist nämlich Fan des VfB Stuttgart und Vorsitzender des Fanclubs Roter Brustring Hamburg. Und damit mitgefangen in der jahrzehntelangen Fehde zwischen den beiden (Fußball-)Kulturen aus Süddeutschland. „Man lässt sich natürlich anstecken“, erzählt Kuhsiek, „auch wenn man persönlich mit Baden und Schwaben eigentlich gar nicht so viel am Hut hat. Aber wenn Fans meines Herzensvereins angegangen werden, dann wird der Gegner automatisch zum roten Tuch.“

 

Das Beispiel des Fanclub-Vorsitzenden aus Hamburg zeigt Eines : Die Rivalität (andere nennen es Hass) zwischen Badenern und Schwaben oder KSC und VfB kocht auch im Jahr 2016 auf hoher Flamme. Die Fans beider Vereine sind vor dem bevorstehenden Derby am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) jedenfalls elektrisiert. Das 30 000 Zuschauer fassende Wildparkstadion ist längst ausverkauft, die 3000 Tickets für die Gästefans waren im Nu vergriffen. Die offiziellen Fanclubs waren dreifach überbucht, der VfB hätte locker das Fünffache an Karten verkaufen können. „Meine Jungs sind heiß“, sagt der Fanclub-Vorsitzende Kuhsiek, der selbst aber vor der Reise ins Badische zurücksteckt. „Mir ist das Aggressionspotenzial zu hoch.“

Fanclub hat Probleme, einen Busfahrer zu finden

Damit steht der Hamburger nicht alleine. Auch Joachim Schmid vom Fanclub RWS Berkheim berichtet von Anhängern, die dankend ablehnten. Vor allem ältere und weibliche Fans haben keine Lust auf das, was da am Sonntag womöglich auf sie zukommt: Hass, Böller, Randale. Der Fanclub aus Berkheim hatte sogar Schwierigkeiten, einen Busfahrer zu finden. Beim letzten Trip nach Karlsruhe flogen Steine gegen die Scheiben – eine Erfahrung, die Allesfahrer Schmid bislang nur in Karlsruhe machte. Bevor der Eindruck der Einseitigkeit entsteht: Die beiden Lager schenken sich nichts. Die Polizei rechnet mit 300 gewaltbereiten Fans auf beiden Seiten. Dazu kommen jene, die auf Provokationen ebenfalls zu Aggressionen neigen. Und die Gruppe der „Event-Fans“, wie Schmid sie nennt. Also Anhänger, für die das Fußballspiel nicht im Mittelpunkt steht, die aber auf alle Fälle dabei sein wollen, wenn es irgendwo knallt und raucht. Gibt schließlich schöne Bilder.

Die Fanbetreuer beider Vereine halten den Ball im Vorfeld der Partie bewusst flach, um die Stimmung nicht anzuheizen. Auch die Ultraszene hält sich bedeckt. Im Vorfeld des VfB-Auswärtsspiels in Dresden gab es noch den Appell, sich durch das Tragen rot-weißer Fankleidung in der Innenstadt nicht unnötiger Gefahr auszusetzen. Diese Empfehlung blieb für Karlsruhe bisher aus – weil sie sich von selbst versteht.

Ein Großteil der Stuttgarter Fans wird abgeschirmt von der Polizei in den Gästeblock eskortiert und direkt nach Spielschluss wieder Richtung Bahnhof geleitet. Die Hoffnung der Vereine liegt darin, dass keiner der Anhänger etwas riskiert; letztlich will jeder ins Stadion, um das Spiel zu sehen. Schließlich wird ja am Sonntag auch noch Fußball gespielt. Zwei Mannschaften, Blau gegen Rot, 90 Minuten. Und am Ende gibt es drei Punkte für den Sieger.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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