Der Nächste, bitte: Der Karlsruher SC wechselt vor dem Derby am Sonntag beim VfB Stuttgart erneut den Trainer. Mirko Slomka muss nach nur zehn Spielen schon wieder gehen. Bringt der neue Mann die Wende? Das Restprogramm spricht dagegen.

Karlsruhe - Es ist noch nicht lange her, da beantwortete Oliver Kreuzer die Frage nach der Zukunft von Mirko Slomka so: „Zu 100 Prozent, kein Prozent weniger“ sei er sich sicher, dass der KSC am Saisonende mit Mirko Slomka den Klassenverbleib feiern werde. „Ich lasse nicht zu, dass diese Mannschaft jetzt wieder einen Trainer so ein bisschen infrage stellt.“

 

Oliver Kreuzer ist Sportdirektor des Fußball-Zweitligisten, und Mirko Slomka der Trainer. Oder besser gesagt: war der Trainer. Zwischen diesen Aussagen, gefallen nach einem 0:3 zu Hause gegen Düsseldorf, und der Entlassung lagen nämlich ein 1:2 in Nürnberg und ein bitteres 1:1 am Dienstagabend gegen die Würzburger Kickers, nach dem der KSC wie berichtet die Reißleine zog. „Der Karlsruher SC hat seinen bisherigen Cheftrainer Mirko Slomka mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der Verein reagiert damit auf die Ergebnisse der letzten Spiele. Das Amt des Cheftrainers übernimmt Marc-Patrick Meister“, teilte der Club um 22.27 Uhr mit.

Die Angst geht um in Karlsruhe.

Vor dem prestigeträchtigen Derby am Sonntag beim VfB Stuttgart wird das Horrorszenario Dritte Liga immer wahrscheinlicher. Der badische Albtraum könnte Realität werden.

Der KSC holte nur einen Sieg aus den vergangenen neun Spielen und hat mit nur 22 Punkte als Schlusslicht schon vier Punkte Rückstand auf den Vorletzten. Slomka hatte den KSC vor zehn Spieltagen übernommen, er konnte das Ruder aber nicht rumreißen. Ihm gelangen lediglich zwei Siege (sechs Niederlagen, zwei Remis). Es ist bereits der zweite Trainerwechsel der Saison. Tomas Oral war am 4. Dezember entlassen worden. Zwischendurch war U-19-Coach Lukas Kwasniok interimsweise Chefcoach. Der neue Mann, Marc-Patrick Meister, wird an diesem Mittwoch offiziell vorgestellt (13 Uhr). Der 36-Jährige aus Bruchsaal war bislang für die U 17 des KSC zuständig und auf Wunsch von Slomka wann immer möglich auch als Co-Trainer bei den Profis.

Ob ihm die Trendwende in den verbleibenden sieben Spielen gelingt? Das Restprogramm spricht nicht unbedingt dafür – neben Stuttgart bekommt es der KSC noch mit den Spitzenteams Braunschweig, Dresden, Fürth und Heidenheim zu tun, dazu kommen noch die Partien gegen Sandhausen und Kaiserslautern. Das Portal „Liga-zwei.de“ prognostiziert deshalb: „Der KSC braucht ein kleines Fußballwunder, um die Klasse zu halten. Es geht eine Liga tiefer.“

Dabei sollte doch unter Slomka alles besser werden – manch einer träumte schon von goldenen Zeiten:

Der große Plan des KSC mit dem Startrainer

840 Tage war Slomka vor seinem Einstieg beim KSC arbeitslos und hoffte vergeblich auf Angebote, wenn irgendwo in der Bundesliga ein neuer Chefcoach gesucht wurde. „Es ist schon so, dass man das Gefühl hat, der eine oder andere zieht an dir vorbei“, sagte Slomka der „Sport-Bild“. Das sei „mitunter frustrierend“ gewesen. Er habe „keine zwei Jahre darauf gewartet, dass der KSC mich anruft“, sondern ursprünglich andere Hoffnungen und Vorstellungen gehabt. Allerdings: „Vielleicht ist es ja manchmal sogar viel spannender, einen Schritt zurück zu machen und etwas mit aufzubauen.“

Dann kam Karlsruhe.

Mächtig stolz waren sie beim KSC auf ihren Coup, den prominenten Trainer mithilfe des neuen Sportdirektors Oliver Kreuzer, eines Vertrauten aus HSV-Zeiten, in die badische Fußballprovinz gelockt zu haben. Markus Kauczinski, Tomas Oral und zuletzt Lukas Kwasniok, vor Weihnachten kurzfristig von den A-Junioren zu den Profis beordert – so hießen die Vorgänger auf der Trainerbank. Mit Mirko Slomka sollte eine Brise der großen weiten Fußballwelt durch den Wildpark wehen, wo es seit dem denkwürdigen Relegationsdrama gegen den HSV vor anderthalb Jahren nur noch abwärts ging. Platz sieben im Vorjahr, jetzt der Kampf ums sportliche Überleben.

„Das Gesamtkonzept hat ihn überzeugt“, sagte damals der KSC-Präsident Ingo Wellenreuther und sah wieder bessere Zeiten auf den Club zukommen. Im November sind nach jahrelangen Diskussionen die Verträge für den überfälligen Neubau des Stadions unterschrieben worden. 2020 soll es fertig sein und dem KSC langfristig deutlich höhere Einnahmen bescheren. Irgendwann, sagt Wellenreuther, im Hauptberuf Bundestagsabgeordneter der CDU, wolle man in der Lage sein, auch mal wieder vorsichtig über eine Rückkehr in die Bundesliga nachzudenken. „Die Leute haben wieder große Hoffnung.“

Mirko Slomka wollte diese Hoffnung nicht enttäuschen. Voller Tatendrang hatte er sich in den ersten Wochen in die neue Aufgabe gestürzt. „Der KSC gehört für mich in die Reihe großer Traditionsvereine in Deutschland.“

Zehn Ligaspiele später taumelt der KSC der Dritten Liga entgegen. Und Mirko Slomka ist wieder arbeitslos.