Mehr als 3000 Quadratmetern Außenfläche, schattige Plätzchen und ein Wasserfall: Im Karlsruher Zoo finden in Zukunft bis zu fünf alte Dickhäuter ein Platz in der Seniorenresidenz.

Karlsruhe - Der Karlsruher Zoo hat wenig Platz, aber dafür ein großes Herz für alte Elefanten: Am Montag (15 Uhr) wird ein neues Gehege mit mehr als 3000 Quadratmetern Außenfläche eröffnet, das bis zu fünf alten Dickhäutern ein Zuhause bieten soll. Es ist nach Angaben der Stadt die erste Seniorenresidenz für Asiatische Elefanten in Europa und die erste für ausgediente Zirkuselefanten.

 

Profitieren werden von der neuen Anlage auch Flusspferde. „Wenn Zirkusse aus der Elefantenhaltung aussteigen möchten, brauchen sie auch eine Perspektive für die Tiere. Einen Elefanten kann man nicht einfach so im Tierheim abgeben“, sagt Zoodirektor Matthias Reinschmidt. „Wir bieten da eine Lösung an.“ Tierschützer sprechen von einem Projekt mit „Licht und Schatten“.

Wer darf in die tierische Seniorenresidenz?

Hier leben schon die aus einem DDR-Staatszirkus stammende Jenny (36 Jahre) und Nanda (52), die ebenfalls aus einem Zirkus kam. Bis zu fünf Zoo- oder Zirkuselefanten können in dem Gehege gehalten werden. Allerdings nimmt der Tiergarten nur Elefantenkühe auf. Die teils aggressiveren Bullen müssen draußen bleiben. Nach Angaben des Zoos gibt es derzeit noch rund 30 Elefanten in Zirkussen. Als Senior gilt ein Elefant mit etwa 40 Jahren. Die bundesweit älteste Elefantendame war Rani, die im Februar mit 63 Jahren in Karlsruhe starb.

Wie sieht es aus im Altersruhesitz?

Alte Elefanten brauchen nach Angaben von Zoo-Sprecher Timo Deible nicht so viel Auslauf wie jüngere, dafür aber Anregungen. In der Anlage gibt es neben einem Badebecken eine Elefantendusche: ein Wasserfall, unter dem sich die Tiere an heißen Tagen abkühlen und Wasserspiele veranstalten können. An einem Futterbaum können sie Heu, Gras, Äste oder Laub abzupfen und in Futterklappen nach Leckerlis wie speziellen Pellets oder auch mal nach einem Apfel suchen. Die von Laubbäumen beschattete hügelige Anlage hat Stein-, Sand-, Lehm- und Rasenböden. Auf einer riesigen Lastenwaage kann das Gewicht der Dickhäuter kontrolliert werden.

Wo werden noch Elefanten in Zoos gehalten?

Bundesweit werden Asiatische Elefanten in mehr als einem Dutzend Zoos gehalten. Darunter auch in der Stuttgarter Wilhelma. Anders als in Karlsruhe will man dort aber Elefanten züchten. Deshalb soll die Stuttgarter Anlage ausgebaut werden - von 2025 an auf 15 000 Quadratmeter, davon 9000 Quadratmeter Außenanlage. In der Wilhelma-Elefantenwelt soll Platz für bis zu 14 Tiere sein, darunter Jungbullen, Mutterkühe und Nachwuchs.

Warum Asiatische Elefanten?

Die Art ist mit bis zu sechs Tonnen Gewicht und bis zu drei Metern Höhe etwas kleiner als der Afrikanische Elefant. Sie gilt als stark bedroht.

Wie wird das Karlsruher Konzept beurteilt?

Für Tiere mit schwieriger Vorgeschichte ist es „zunächst positiv“, findet James Brückner, Artenschutzexperte beim Deutschen Tierschutzbund. Doch er verweist darauf, dass aus der Not eine Tugend gemacht wurde: Eine größere moderne Anlage war im Zoo mitten in Karlsruhe nicht realisierbar. Auch Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin und Vorsitzender der Europäischen Zoo-Vereinigung Eaza begrüßt es für ältere, alleinstehende Elefantenkühe: Die könnten so in eine Gruppe integriert werden. Stirbt eine seiner beiden betagten Elefantendamen, kann er sich für die andere Karlsruhe als Alterssitz vorstellen. „Auf Dauer ist das aber ein Auslaufmodell“, sagt er. Denn nicht in einer Herde gehaltene Elefantenkühe gibt es immer weniger.

Was kritisieren Tierschützer?

Nach wie vor sei in Karlsruhe im Innern zu wenig Platz, bemängeln sie. „Auch ältere Elefanten haben durchaus einen entsprechenden Bewegungsdrang“, sagt Brückner. Zudem ist die Haltung im sogenannten direkten Kontakt umstritten - dabei muss ein Elefant dem Tierpfleger als „Alpha-Tier“ gehorchen. In Karlsruhe sieht man das bei alten Elefanten wegen des erhöhten Pflegeaufwands kaum anders zu machen.

Wie ist das mit den Flusspferden?

Die zwei Hippos Kathy und Platsch dürfen raus, wenn die Elefanten reingehen: Vom späten Nachmittag bis zum nächsten Morgen, wenn die Schiffsglocke zum Fressen ruft. Nachts werde damit Deutschlands kleinste zur größten Flusspferdeanlage, sagt Zoodirektor Matthias Reinschmidt. Tierschützer Brückner meint: „Es ist für die Elefanten kein Gewinn, für die Flusspferde, die nachts sehr aktiv sind, dagegen schon.“ Letztere sind tagsüber ohnehin meist im Wasser. Dass Elefanten nachts rein müssen, sei auch Sicherheitsaspekten geschuldet, da städtische Besucherwege durch den Park nah am Gehege entlang führen.