Im Doppelpack haben die Gesellschaft Zigeunerinsel und die Stuttgarter Rössle die Faschingssaison eröffnet. Die Karnevalsvereine kommen so gut gelaunt wie eh und je aus der Coronapause und schreiten gleich zur Inthronisation.

Stuttgart - Noch alles drin, noch alles dran! So fühlte sich für die gut 200 Gäste im Botnanger Liederkranzsaal nach der Corona-Pause des Vorjahres die „Wiedergeburt“ des Faschings an, und zwar schon mit dem Einzug der urigen Stuttgarter Hutzelmännlein zum fetzigen Marsch des Spielmannszuges in seinen feschen Husarenuniformen in den Farben der Stadt. Und ganz bei sich war die Gesellschaft Zigeunerinsel endgültig mit dem Einmarsch des Hofstaates, weil der Verein sich nun mit allen Ensembles bühnenfüllend präsentieren konnte: „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, rief Präsident Thomas Haas in den Saal, zog den fürs ausgefallene 111-Jahre-Jubiläum geschaffenen Prachtorden hervor und stellte trotzig fest: „Sauteuer war der, ist viel zu schade für die Tonne.“ Weshalb nun erst einmal der Jubiläums- und in 2022 ein neuer Orden umzuhängen sei: „So schlagen wir die Brücke von der gestrichenen Jubiläumskampagne in die Zukunft.“

 

Zehnjährige Nachwuchsregenten erobern Herzen im Sturm

Höchste Zeit also, dass sich der Narren-Adel zur förmlichen Inthronisation begab, wobei wieder alle drei Baronenpaare aus dem Verein heraus gestellt werden konnten. Im Sturm eroberten Joy I. und Leo I. vom Zigeunerherz mit ihrem Charme den Saal, zumal der zehnjährige Nachwuchsregent erzählte, seine Baronesse sei auch sein „Lieblingsschwesterherz“. Das Jugendbaronenpaar Sina I. vom Schwalbennest mit Dustin I. vom Killesberg und Celin I. vom Sternenhimmel mit Graziano Luigi I. vom Millenium rundeten die Oberriege der Tollitäten ab, zudem erweitert durch die 2020 zur Untätigkeit verdammte Tollität Zucherino I. vom Zuckerland. Jener bot beherzt Gesangseinlagen, Celin und Luigi gaben der „The Länd“-Kampagne eins aufs Haupt und forderten eine „Fahrradsteuer zum Bau von Radwegen“. Zudem fühlten sie sich gegen eventuelle Political correctness gewappnet und betonten in ihrer Proklamation: „Der Name Zigeunerinsel hat keinen rassistischen Hintergrund.“

Beste Laune bei den Delegierten der Gastvereine

Vielfach war da schon der Narrenruf Tschä-hoi geschmettert, der Saal mit Delegierten aus über 30 Gastvereinen in bester Laune, auch Sternenorden des Landesverbandes reichlich verteilt. Und als die unverwüstliche Stuttgarter Obernärrin Anita Rösslein das Wort ergriff, befand ein Gast: „Alles wie früher!“

Schnell auf Temperatur war das Narrenvolk auch in der Turn- und Versammlungshalle in Freiberg, wo der Karnevalsclub Stuttgarter Rössle die „Re-Inthronisation“ des Stuttgarter Regentschaftspaares zunächst als großes Kino inszenierte. Mit Hohenheimer Schloss und Kutschfahrt im Bild – bis „Stephan I. und Carmen III. vom magischen Augenblick“wie 2020 durch das Degenspalier der Musketiere zum Thron auf der Bühne wandelte.

Feiern mit 2 G

Der Schulterschluss mit dem Publikum gelang Präsident Andreas Goihl schon mit dem Bekenntnis, es sei „eine großartiges, lange vermisstes Gefühl, nun wieder mit einem vollen Saal Fasching feiern“ zu können. Auch beim Rössle haben alle Ensembles durchgehalten, zuletzt kamen sogar fünf „Minis“ hinzu. „Rössle hoch“-Rufe und Orden gab es dann in Menge, auch für jene, die noch schnell geholfen hatten, das 2-G-Konzept zu stemmen. Stimuliert wurde das närrische Temperament durch ohrenbetäubende Fanfarenmusik, die „die Hände zum Himmel“ recken ließ. Für den Rest des Abends gab Sandra, „das singende Musketier“, dem lebhaft mitgehenden Publikum die Steilvorlage: „Heute Nacht, da feiern wir!“