Das Landwirtschaftsmuseum der Universität Hohenheim widmet der Kartoffel eine Sonderausstellung: Neben den Knollen selbst – samt Name, Ursprungsland und -jahr – informieren Tafeln über die Geschichte der Feldfrucht.

Plieningen - Blaue Ajanhuiri, Schwalbe, White Elephant oder auch Reichskanzler lauten die klingenden Namen, die sich derzeit im Landwirtschaftsmuseum ein Stelldichein geben. Was sie verbindet, ist der Familienname: Kartoffel.

 

140 verschiedene Sorten werden, Korb an Korb, derzeit im Deutschen Landwirtschaftsmuseum der Universität Hohenheim präsentiert. Und das ist nur ein Bruchteil dessen, was es an Sorten gibt. „Mehrere tausend“ seien weltweit bekannt, sagt Frank Emmerich vom Landwirtschaftsmuseum. Zwar liegt der Schwerpunkt der Schau auf dem deutschsprachigen Raum, wo vorwiegend gelbfleischige Feldfrüchte gefragt sind. Dennoch gehören auch rote oder fast schwarze Kartoffeln zu den Exponaten. Letztere sind, wie etwa die eingangs erwähnte Blaue Ajanhuiri, vorwiegend in Südamerika zuhause, dem Ursprungsland der Kartoffel.

Die ersten Kartoffeln wurden vor 8000 Jahren angebaut

Dort haben Bauern im Andenhochland in der Gegend um den Titicacasee vor rund 8000 Jahren die ersten Kartoffeln angebaut. Im deutschsprachigen Raum habe es erste Hinweise auf die Knolle in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegeben, berichtet Emmerich. Allerdings seien Kartoffeln da noch längst kein gängiges Nahrungsmittel gewesen. Sie wurden zunächst rein als Objekt der Wissenschaft betrachtet und zierten die Gärten der Fürstenhöfe – während die Kirche sie als Teufelszeug geißelte, wie es in der Begleitbroschüre zur Ausstellung nachzulesen ist.

Erst im 18. und 19. Jahrhundert wurden Kartoffeln für die breite Bevölkerung zum Nahrungsmittel. Weltweit ist die Knolle mittlerweile das viertwichtigste Grundnahrungsmittel; durchschnittlich isst jeder Mensch pro Jahr 32 Kilogramm. Hierzulande liege der Durchschnitt bei etwa 25 Kilo, während nach dem Zweiten Weltkrieg die verzehrte Menge etwa dreimal so groß gewesen sei, erklärt Emmerich.

Friedrich II. machte den Kartoffelanbau zur Pflicht

In Deutschland trieb Friedrich II. von Preußen den Siegeszug der Kartoffel wesentlich voran. Einerseits war der Alte Fritz selbst ein Kartoffelfan und andererseits war er davon überzeugt, dass die knollige Frucht „ein wirksames Mittel gegen die immer wieder auftretenden Hungersnöte“ sei. Deshalb, so erläutert Emmerich, habe der „Kartoffelkönig“ im Jahr 1748 den ersten von zehn „Kartoffelbefehlen“ erlassen. „Ihr habt also Unserer allerhöchsten Willens-Meynung zu folgen...“ ließ er seine Untertanen wissen, dass Kartoffelanbau Pflicht sei. Allerdings bedurfte es dann doch noch des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763), um die Kartoffel tatsächlich zum Grundnahrungsmittel zu machen.

Ein großer Teil der Fakten ist den Erläuterungstafeln zu entnehmen, die Emmerich für die Schau zusammengestellt hat. Die informieren prägnant über die Heimat der Kartoffel, über ihren Weg nach Deutschland und ihre Ankunft und Verbreitung. Der Besucher erfährt zudem, dass es in Groß Lüsewitz eine Kartoffelgenbank mit mehr als 6000 Sorten gibt. Ausführlicher als in der Ausstellung selbst sind die Erklärungen in dem kleinen, aber informativen Katalog zu finden.

Was dort allerdings nicht auftaucht, sind die literarischen Huldigungen der Kartoffel. Matthias Claudius (1740 bis 1815) hat sie ebenso besungen wie Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934). Letzterer richtet „Abschiedsworte an Pellka“ – bevor er die „Ungleichrunde“ als „Kenner verschlingt“.