„Pflichtspiele gegen solche Teams seien fragwürdig“, meinte der Bundestrainer Joachim Löw vor dem Hinspiel in Kasachstan. Dort fühlte man sich auf eine Ebene mit „Fußballzwergstaaten“ wie San Marino oder Andorra degradiert. Verstehen Sie den Unmut?
Es ist klar, dass es da unterschiedliche Meinungen gibt. Ich glaube, Jogi Löw hat sich ein wenig unglücklich ausgedrückt. In der Qualifikation muss eben jeder gegen jeden spielen, also auch gegen Kasachstan.

Sie haben 1996 drei Länderspiele für Kasachstan bestritten. Woran erinnern Sie sich da besonders?
Das waren 16 Tage bei der Nationalelf von Kasachstan, drei bis vier Stunden davon in der Luft. Wir spielten mit Mainz 05 bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg aus der zweiten Liga und statt Urlaub zu machen, bin ich dann nach Kasachstan geflogen, um mir das alles ein Mal anzuschauen. Schon damals habe ich gesehen, dass die Leute dabei waren, etwas aufzubauen. Die drei Länderspiele waren eine tolle Sache. Außerdem ist dabei eine Geschichte passiert, auf die mich die alten Teamkollegen noch immer ansprechen.

Welche denn?
Auf dem Weg ins Trainingslager hatte ich eine Flasche Rotwein in meiner Tasche. Die ist dann aber ausgelaufen, vor allem in meine Fußballhose. Ich musste sie dann selbst waschen – aber sie stank trotzdem unglaublich. Davon erzählen noch immer viele Mitspieler.

Welche Bedeutung hatte der Fußball damals in Kasachstan?
Als ich damals in der Kasachischen Liga gespielt habe, waren die Stadion immer voll. Es gab viele Fußballbegeisterte in Kasachstan. Allerdings gab es in dieser Zeit auch sehr gute Boxer, sowie eine erfolgreiche Basketballmannschaft. Allgemein wurde in Kasachstan auch in der damaligen Zeit sehr viel Wert auf den Sport gelegt.

Ihr Sohn Roman ist derzeit nicht mit dem DFB-Team unterwegs, gehört aber zu den besten Mittelfeldspielern Deutschlands. Was hatten Sie ihm fußballerisch voraus, und was macht er heute besser als Sie früher?
Allein die Tatsache, dass Roman sich bei Schalke 04 in der Bundesliga durchgesetzt hat und in der Champions League spielt sowie zum weiteren Kreis der Nationalmannschaft gehört, zeigt seine Klasse. Ich habe damals nur für kurze Zeit beim Karlsruher SC in der Bundesliga gespielt. Roman ist auch ein ganz anderer Spielertyp. Er ist eher der Stratege, der das Spiel lenkt. Ich war früher der klassische Manndecker.

Werden wir Ihren zweiten Sohn Daniel, der in den Niederlanden bei Twente Enschede spielt, auch bald in der Bundesliga sehen?
Ich traue ihm das zu, aber er entscheidet das selbst. Er hat mehrere Angebote. Wir werden sie uns anhören und gemeinsam eine Entscheidung treffen. Ich bin mit seiner Entwicklung bei Twente Enschede sehr zufrieden.