Der Taifun Haiyan hat auf den Philippinen ganze Landstriche verwüstet. Um Hilfsaktionen besser koordinieren zu können, setzt die UN unter anderem auf Informationen aus sozialen Netzwerken und dem Internet – und jeder kann helfen.

Stuttgart - Klimaforscher vermuten, dass der Taifun Haiyan beim Auftreffen auf das Land der stärkste je gemessene Wirbelsturm gewesen sein könnte. Die Zahl der Todesopfer auf den Philippinen ist offiziellen Angaben zufolge inzwischen auf mehr als 2000 gestiegen. Mindestens 3665 Menschen werden laut Behördenangaben noch vermisst.

 

Bereits das zweite Mal greifen die UN und das rote Kreuz bei einer humanitären Katastrophe auf so genanntes „Crowdsourcing“ zurück, also auf die Auslagerung bestimmter Aufgaben an eine Gruppe freiwilliger Helfer im Internet. Mithilfe dieser Schwarmintelligenz können Hilfsaktionen in Katastrophengebieten besser koordiniert werden.

Mit Tweets und Bildern zur „Crisis Map“

Der US-Amerikaner Patrick Meier ist einer der Initiatoren des Projekts MicroMappers. Er arbeitet für das Qatar Computing Research Institute und entwickelt Tools, mit deren Hilfe sich Informationen im Internet – Tweets, Einträge bei sozialen Netzwerken und hochgeladene Bilder – sammeln, auswerten und auf einer Landkarte grafisch darstellen lassen. Hilfsorganisationen können auf diese „Crisis Map“ zugreifen und daraus in Echtzeit ermitteln, wo welche Art von Hilfe am dringendsten gebraucht wird.

Jeder, der einen Internetanschluss hat, kann sich an der Erstellung einer solchen „Crisis Map“ beteiligen. Kurz nach der Katastrophe auf den Philippinen kursierten bereits tausende Tweets und Bilder dazu im Netz – darunter viele Beileidsbekundungen, Aufrufe zu Spenden und andere für das Projekt nicht relevante Informationen.

Bei MicroMappers, wo alle Daten gesammelt werden, übernehmen nun freiwillige Helfer die Aufgabe, die Nachrichten bestimmten Kategorien zuzuordnen (Hilferuf, Schäden an der Infrastruktur, Vertreibungen), oder diese als für Hilfsaktionen irrelevant zu kennzeichnen. Bei Bildern bewerten die Betrachter den Grad der Zerstörung (kein Schaden, leichtere Schäden, schwere Verwüstung). Auf diese Weise wurden in den vergangenen Tagen mehrere zehntausend Tweets und Bilder ausgewertet.

Je weiter verbreitet Online-Dienste wie Twitter in einem Land sind, desto effektiver können Crowdsourcing-Tools arbeiten. Laut Meier besitzen auf den Philippinen sehr viele Menschen ein Mobiltelefon und nutzen soziale Netzwerke. So konnten auf MicroMappers binnen kürzester Zeit aufschlussreiche Daten für die Helfer der UN generiert werden.

Mit Google vermisste Personen finden

Der Suchmaschinenriese Google hat ebenfalls schnell reagiert und eine eigene „Crisis Map“ veröffentlicht. Auch diese basiert auf aus Crowdsourcing gewonnenen Informationen, richtet sich aber weniger an die Helfer als an die Hilfesuchenden. Diese finden dort Informationen zu Evakuierungszonen, Krankenhäusern und Polizeistellen.

Der US-Konzern hat außerdem den Dienst „Google Person Finder“ für vom Taifun Haiyan betroffene Personen und deren Angehörige eingerichtet. Wer Informationen über den Verbleib einer vermissten Person hat, kann diese dort hinterlassen. Wer Freunde, Bekannte oder Familienangehörige sucht, kann in nur wenigen Schritten die inzwischen schon mehr als 84 000 Einträge umfassende Datenbank durchsuchen. Für all diejenigen, die in Krisengebieten keinen Zugriff auf das Internet haben, hat Google einen SMS-Infodienst eingerichtet.