Für die geschrumpfte Gemeinde ist das große Gotteshaus überdimensioniert. Nun zeichnet sich ab, in welchem Ambiente künftig Messen gefeiert werden.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

In den 1960er Jahren für die damals 6000 Gemeindemitglieder erbaut, ist die katholische Kirche St. Ulrich auf dem Fasanenhof für die mittlerweile nur noch etwa 1600 Gemeindemitglieder inzwischen zu groß. Nur selten ist das Gotteshaus voll, bei vielen Messen verlieren sich die Gläubigen im Raum. Hinzu kommt, dass das Gebäude in die Jahre gekommen ist. Auch vor dem Hintergrund der Klima- und Energiekrise ist das großzügige Gotteshaus nicht mehr zu halten. Darum hat der Kirchengemeinderat St. Ulrich bereits im Jahr 2018 beschlossen, dass die Gemeinderäume, das Pfarrbüro und der Kindergarten in die Kirche verlagert werden.

 

An der Notwendigkeit besteht kein Zweifel, und dennoch sei die Wehmut groß. „Wir reduzieren von 600 auf 150 Sitzplätze“, sagt Marina Schaal, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats St. Ulrich. Der Andachtsraum der Kirche wird zu einem breiten Schlauch. Die Marienkapelle bleibt erhalten. Der Altar soll sich künftig gegenüber am Ende des lang gezogenen Raums befinden. Der Platz, wo heute der Altar und ein Großteil der Kirchenbänke stehen, wird mit einer Wand abgetrennt. Dahinter werden sich auf zwei Geschossen der Kindergarten und darüber Gemeinderäume befinden.

Die Außenhülle der Kirche bleibt

„Das Schöne ist, dass die Außenhülle bleibt und es kein Klotz wird“, sagt Marina Schaal. Das war auch eines der Ziele des Kirchengemeinderats. Doch für die Kunst, die sich heute in dem Gotteshaus befindet, ist künftig kein Platz mehr. Der Kreuzweg und andere wertvolle Stücke werden wohl vorübergehend in einem Depot eingelagert. Auch die Orgel ist zu groß und soll deshalb verkauft werden. Und es braucht einen neuen, kleineren Altar. „Man kann heute noch gar nicht greifen, was da alles verloren geht“, sagt Marina Schaal.

In einem Wettbewerb haben fünf Künstler Entwürfe eingereicht, wie der Altarraum St. Ulrich künftig aussehen könnte. Eine Kunstkommission um Bischof Gebhard Fürst in Rottenburg wählte zwei Modelle aus. Die Gemeinde und der Kirchengemeinderat haben nun einen Favoriten gekürt. „Es ist ein ungewöhnlicher Entwurf“, räum Marina Schaal ein. Denn hinter dem Altar an der Wand steht „Jesu’s“, was auch als das französische „je suis“ (übersetzt: „ich bin“) gedeutet werden kann.

Marina Schaal rechnet mit einem Baubeginn 2024. Die Bauzeit werde dann etwa zwei Jahre dauern. In dieser Zeit feiert die Gemeinde ihre Gottesdienste voraussichtlich in der evangelischen Bonhoefferkirche. Das Gelände rund um die Kirche – dort, wo heute unter anderem das Gemeindezentrum steht – soll an das Siedlungswerk verkauft werden. Geplant ist ein neues Quartier mit etwa 70 Wohnungen, einer Wohngruppe für Jugendliche mit Behinderung, einer Tagespflege und einem Quartiersraum.

Was mit dem Rest des Geländes geschieht

Die Stadt und das Siedlungswerk laden zu einer Infoveranstaltung am Dienstag, 7. Februar, um 18 Uhr in den Gemeindesaal am Delpweg 12 ein und stellen den Sieger des mittlerweile abgeschlossenen städtebaulichen Wettbewerbs vor. Zudem sind alle zehn eingereichten Modelle vom 7. bis 9. Februar jeweils von 14 bis 19 Uhr im Gemeindehaus zu sehen.