Auf dem Parkplatz eines Gymnasiums in Möhringen soll ein großes Interimsgebäude entstehen, damit andere Schulen saniert werden können. Das Gymnasium selbst profitiert aber zunächst nicht, obwohl vieles marode ist.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Andrea Funke-Fuchs wählt ihre Worte mit Bedacht, doch ihr Unmut ist deutlich herauszuhören. Seit Jahren setzen sich die Rektorin des Möhringer Königin-Charlotte-Gymnasium (KCG) und die Schulgemeinschaft für eine Sanierung des Rembrandt-Schulzentrums ein. 2015 landete das KCG mit seiner Forderung, dass die naturwissenschaftlichen Räume saniert werden müssen, auf dem ersten Platz des Stuttgarter Bürgerhaushalts. Der Gemeinderat stellte Geld zur Verfügung, seit einiger Zeit lernen die Schüler in den neuen Klassenzimmern. Doch sonst liegt einiges im Argen. Die Heizung, Baujahr 1974, fällt immer wieder aus. „Die Fassade ist marode, die elektrischen Leitungen sind veraltet, die Toiletten in einem schlechten Zustand“, zählt Funke-Fuchs weitere Mängel auf. Und nun das: Auf dem Parkplatz des Rembrandt-Schulzentrums soll ein Neubau für eine dreizügige Schule entstehen. Einziehen sollen dort Schulgemeinschaften, deren Gebäude gerade saniert werden. Die Rektorin betont: „Wir wollen in keiner Weise den Sanierungsbedarf an anderen Schulen in Frage stellen. Aber wir wollen auch nicht zugunsten eines anderen Gebäudes auf unsere Sanierung verzichten. Dieses Konzept scheint uns nicht gut durchdacht. Im Gegenteil, es schafft mehr Probleme, als es Probleme löst.“

 

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Rektorin rechnet mit „großen organisatorischen Verwerfungen“

Die Rektorin räumt ein, dass der Parkplatz des Rembrandt-Schulzentrum selten voll sein. Doch mit einem Gebäude für eine dreizügige Schule bliebe so gut wie gar kein Parkplatz mehr übrig. Konflikte mit den Anwohnern seien da programmiert. Schließlich sei das Schulzentrum auch die Heimat vieler Sportvereine, welche die Halle wochentags fürs Training und am Wochenende für Wettkämpfe nutzen. Auch auf dem Pausenhof werde es eng, wenn noch mehr Schüler dazukommen. Und die Mensa des KCG werde ehrenamtlich betrieben. Geschätzte 400 Essen mehr am Tag seien da nicht möglich, stellt die Rektorin klar. Das alles werde zu „großen organisatorischen Verwerfungen“ führen. Der Unmut in der Schulgemeinschaft sei groß. „Das bringt uns auf gegen die Stadt. Wir werden uns mit diesen Plänen nicht anfreunden“, sagt die Rektorin des .

Der Elternbeirat gibt der Rektorin Rückendeckung. Er hat ein ausführliches Schreiben verfasst, in dem er die Mängel am KCG und die mit dem Interimsbau erwarteten Probleme noch einmal aufführt. „Was an der Gesamtsituation beachtlich ist: Niemand scheint ein Interesse daran zu haben, zu überlegen, ob es andere Lösungen gibt“, heißt es dort. Bei Gesprächen mit der Verwaltung seien immer nur die üblichen Schlagwörter wie „Gesamtbetrachtung“ und „Alternativlosigkeit“ zu hören. „Schule und Elternschaft des KCG positionieren sich eindeutig gegen das Vorhaben – ob sie Erfolg haben, bleibt abzuwarten.“ Eines sei sicher: „Die eigentlichen Leidtragenden einer völlig verfehlten Sanierungspolitik der Stadt Stuttgart sind die Schüler, wenn es nicht gelingen sollte, das geplante Vorgehen der Stadt Stuttgart in letzter Minute zu stoppen“, ist im Schreiben zu lesen.

Aus Sicht der Stadt ist das Rembrandt-Schulzentrum bestens geeignet

Die Stadtverwaltung spricht auf Nachfrage von „ersten Überlegungen“ für ein „Konzept zur zentralisierten Lösung vielfach entstehender Interimsproblematiken“. Denn an vielen Schulen müsse viel saniert werden. Darum brauche es Interimsquartiere. Container seien dafür nicht ideal. „Dieser vielfach auftretenden Problematik soll zukünftig verstärkt über zentral gelegene Gebäude begegnet werden, in denen mehrere betroffene Schulen während der eigenen Baumaßnahmen nacheinander ausgelagert werden können. Ziel ist es, diese Auslagerungen in vollwertigen Gebäuden mit rochierender Nutzung zu bündeln. Dies ermöglicht sinnvolle Sanierungen und Umstrukturierungen, schnellere Baufortschritte mit geringeren Belastungen und vor allem eine gesteigerte Nachhaltigkeit, da ein solches Gebäude einem klassischen Bau gegenüber nicht minderwertig ist“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Das Rembrandt-Schulzentrums sei dafür ein geeigneter Standort. Denn das Grundstück gehöre der Stadt, sei groß genug, verkehrsgünstig gelegen und es gebe bereits Planungsrecht. Die Verwaltung habe die Bedenken des KCG zur Kenntnis genommen. Die Beteiligung der jeweiligen Schulgemeinschaft sei immer ein wichtiger Pfeiler bei der Umsetzung von städtischen Bauvorhaben. Jedoch: „Auch wenn diese als wichtiger Bestandteil in das Verwaltungshandeln einfließen, bildet die Lösung der übergeordneten Interimsproblematik in diesem Zusammenhang die primäre Zielsetzung.“ Das Grundstück biete ausreichend Flächen für die Entwicklung des KCG und die Realisierung eines Modulschulzentrums, so abschließend die Meinung der Verwaltung.