Die Parteispitze hat den für 13. Juni geplanten Parteitag wegen Unstimmigkeiten bei der Delegiertenwahl abgesagt. Nun soll die Parteibasis den Führungsstreit beilegen.

Berlin - Der Führungsstreit in der Alternative für Deutschland (AfD) wird sich noch einige Wochen hinziehen. Der Bundesvorstand sagte den für 13. Juni in Kassel geplanten Parteitag ab, auf dem über die neue Führung entschieden werden sollte. Grund für den Beschluss sind Unstimmigkeiten bei der Aufstellung der Delegierten aus den Landesverbänden, die am Parteitag teilnehmen sollten. Das Schiedsgericht der AfD habe Bedenken gehabt, ob die Aufstellung der Delegierten in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Saarland ordnungsgemäß erfolgte. Um eine Anfechtung der Parteiveranstaltung zu vermeiden, soll der Parteitag um zwei Wochen verlegt werden.

 

3000 Mitglieder unterstützen den „Weckruf 2015“

Obwohl die Verschiebung für die Partei eine Blamage bedeutet und mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist, kommt die Absage dem Parteigründer und Bundessprecher Bernd Lucke entgegen. Lucke befürchtete, dass er bei einem Delegiertenparteitag nicht die Mehrheit der Stimmen erhält. Da in der Kürze der Zeit keine neuen Delegierten gewählt werden können, sollen nun alle Mitglieder zum Parteitag eingeladen werden. Lucke rechnet sich bei der Präsenz der Parteibasis bessere Chancen gegen seine Rivalin und Co-Vorsitzende Frauke Petry aus. In der jungen Partei kam es zuletzt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Lucke, der den liberal-konservativen Flügel vertritt, und Petry, die dem national-konservativen Flügel zugerechnet wird. Lucke hatte aus Protest gegen die Rechtstendenzen in der AfD den Verein „Weckruf 2015“ gegründet. Dem Verein sind bisher rund 3000 der mehr als 20 000 AfD-Mitglieder beigetreten.

„Lucke ist nicht der strahlende Held der Basis“

Luckes Widersacherin Petry trägt die Verschiebung mit. „Ich finde es nicht richtig, Kassel abzusagen, aber wenn wir damit Ende Juni eine Klärung der Führungsfrage erreichen, dann ist es gut“, sagte Petry der Stuttgarter Zeitung. Sie vertraue auf die Vernunft und den gesunden Menschenverstand der Mitglieder. Der Parteitag soll einen neuen Bundesvorstand wählen. Kritik an der Verschiebung kommt vom NRW-Landeschef Marcus Pretzell. Er warnte vor einer Hängepartie. Bei einem Mitgliederparteitag werde klar, dass Lucke „nicht der strahlende Held der Basis ist“, so Pretzell.

Luckes Anhänger begrüßen die Entscheidung. Der baden-württembergische AfD-Landesvorsitzende Bernd Kölmel sagte, die AfD habe die Chance, aus dem Scheitern einen guten Neustart zu machen. Es sei richtig, die Mitglieder entscheiden zu lassen. Kölmel sagte, es sei bedauerlich, dass einige Landesverbände unprofessionell organisiert seien. Dies müsse ein Nachspiel haben. Er zeigte sich überzeugt, dass die Mitglieder Lucke stärkten.